laut.de-Kritik

The Script laden zur Autotune-Achterbahnfahrt.

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Was kann und muss das musikalische Vermarktungsmodell Album im Jahr 2013 noch leisten? Mit dieser Frage setzt man sich gezwungener Maßen auseinander, wenn man ein so lieblos zusammengeschustertes Produkt in der Hand hält wie die neue Script-Platte. Keinesfalls ist auch nur einer der Tracks durchdacht, bestenfalls sind die Songs auf dem selbst produzierten "#3" halb fertig, imitieren mal den vielzitierten Contemporary R'n'B und huldigen im nächsten Moment One Direction.

Möglichst hohe Bandbreite und für jeden was dabei, ob nun Ballade ("If You Could See Me Now"), Pop-Hymne ("Glowing", "Kaleidoscope") oder Dorfdisko-Gröltrack ("Hall Of Fame"). Zusammen in eine Packung gesteckt ergibt das leider eine Brechhilfe, die ihresgleichen sucht. Ein Graus, dass nicht einmal das Booklet Besseres suggeriert.

Dabei klingt das Konzept von The Script ganz vielversprechend: Klänge aus dem Indie- und Gitarrenpop zu verquicken mit klassischen Aspekten der schwarzen Musik, wie Sprechgesang und basslastigen Beats. So weit die Theorie, die so in der Bandbiografie des Labels abgedruckt ist.

Der typische The Script-Song sieht aus wie folgt: Ein fragil-melancholisches Intro, wahlweise mit Klavier oder Gitarre eingespielt. Darauf baut ein durchdringender oder ein streichelnder Beat auf und es folgen "Yeah"- und "Uh"-Rufe. Auf Autotune, versteht sich! Tonhöhenkorrektur ist zwar nicht neu, aber bei The Script in jeder zweiten Produktion zu finden. Schöner klingt es dadurch trotzdem nicht. Das Wissen der Kernspaltung musste schließlich auch nicht zwingend zum Bau von Bomben verwendet werden.

Irgendwann beginnt Sänger Danny O'Donoghue zu reimen. Ziemlich tight: "Greatest / Best / War / Door", um die Hit-Single zu zitieren. Meist macht er das wenigstens rhythmisch, mehr erwartet man erst mal nicht. Aber mal ehrlich: Das geht viel besser – ist weder wirklich Rap noch anspruchsvoller Gesang. Obwohl der Ire ein weit besserer Sänger als Rapper ist, was ein geduldiger Hörer in den autotune- und vocoderfreien Teilen der Refrains erahnen kann.

Wenn sich ein Album auf so wenige Facetten herunterbrechen lässt, dann ist es vor allem eines: Zäh und langweilig. Selbst der wenig geübte Pop-Fan hat hier alles schon einmal gehört. Der Opener "Good Ol' Days" mit seinen "Here we go"-Zwischenrufen könnte genauso gut von Justin Bieber oder einer 2000er-Boyband sein. Dank des Mitgröl-Faktors sticht das Will.I.Am-Feature "Hall Of Fame" zwar nicht unbedingt heraus, doch bleibt es kurzweilig – im Gegensatz zum gesamten Rest. Was in diesem Autotunegewitter jedoch längst kein Prädikat für wertvolle Kompositionsarbeit darstellt.

Die dritte Scheibe von The Script gehört nicht in die Kategorie der Alben, die von vorn herein unerträglich sind. Doch die Tatsache, dass die Iren auf "#3" ausnahmslos Musik fressenden Monstren wie One Republic, Maroon 5 und Konsorten den längst gelutschten Kaugummi von der Sohle lecken, langweilt eben zu Tode. Und das über die gesamte - wenigstens spärliche - Albumlänge von knapp 40 Minuten hinweg.

Trackliste

  1. 1. Good Ol' Days
  2. 2. Six Degrees Of Separation
  3. 3. Hall Of Fame
  4. 4. If You Could See Me Now
  5. 5. Glowing
  6. 6. Give The Love Around
  7. 7. Broken Arrow
  8. 8. Kaleidoscope
  9. 9. No Words
  10. 10. Millionaires

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13 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Absolut schlechtes Album, aber...
    Auch auf die Gefahr hin, dass ich wieder eine Diskussion lostrete... Autotunegewitter"???

    Ich bin mir zwar sicher, dass gepitcht wurde, aber meiner Meinung nach (Will.I.am mal ausgenommen) nicht hörbar...

    Kann mir mal jemand ein Beispiel für diesen exzessiven Einsatz von Autotune aufzeigen, damit ich auch verstehe was genau er meint?

  • Vor 11 Jahren

    Für Songs wie "Hall of Fame" wären früher Menschen gefoltert worden... und das mit Recht.
    Heute hat sich das Ganze verschoben und Menschen werden mit "Hall of Fame" gefoltert.

    Zum Glück bislang nur 4-5x beim Radiohören zwangskonsumiert.

  • Vor 11 Jahren

    Wo bleibt denn die neue Tocotronic? Kann doch net sein, dass dieser Mist hier vorher rezensiert wird...

  • Vor 11 Jahren

    mein momentanes Lieblingslied: you are from the 70s and Im a 9os bitch....I dont care, I like it.......;
    aber auch das 'I wanna die young gefällt mir sehr gut..(aber nicht unbedingt vom Inhalt des Textes herr....).....Ich würde eher I wanna stay young...singen.

  • Vor 11 Jahren

    @oomphie (« mein momentanes Lieblingslied: you are from the 70s and Im a 9os bitch....I dont care, I like it.......;
    aber auch das 'I wanna die young gefällt mir sehr gut..(aber nicht unbedingt vom Inhalt des Textes herr....).....Ich würde eher I wanna stay young...singen. »):
    Das Lied das du ständig versuchst zu zitieren heißt "I love it" und geht auch in den Lyrics so...
    Und ach ja: Nobody cares.

  • Vor 11 Jahren

    Ich stimme dir voll und ganz zu, David. Einzig hätte man noch erwähnen können, dass The Script durchaus in der Lage sind, vernünftige Musik zu machen. Das Vorgänger-Album "Science Faith" war im Vergleich zu "#3" ja fast schon bahnbrechend. Das neue Album ist definitiv ein Griff ins Klo.