laut.de-Kritik

In der Power Metal-Komfortzone.

Review von

Bombastisch tönt das Intro "One World", danach fliegt im Opener "Masterpiece" die Snare, die Gitarren jubilieren und Chöre ertönen - Power Metal, wie er sein soll. Oder? Oberflächlich betrachtet ist bei viertem Studioalbum "The Hellish Joyride" von The Unity alles in Butter wie Fische in einer rostigen Bremer Kneipenpfanne - wenn man die letzten beiden Alben der deutschen Allstar-Combo (Gamma Ray, Edguy, Mob Rules) immer nur beim Final Fantasy zocken oder MERS spielen laufen hatte. Wie beschrieb es Yan Vogel in seiner Kritik zum Zweitlingswerk "Rise": "Die zweite Platte fällt generisch und genial zu gleichen Maßen aus. Als großer Pluspunkt entpuppt sich die Hardrock-Kante im Material."

Genau Hardrock. Das Besondere an The Unity: Sie waren eben nie nur eine weitere Gamma Ray-Version. Die Truppe aus Remscheid verbindet die dicken Metal-Riffs von Henjo und Stef und den kräftigen Gesang von Gianba Manenti mit klaren Rock-Strukturen und melancholischen AOR-Refrains zu einem uniquen Sound. Auf dem zeitlosen "Pride" aus dem Jahre 2020 erreichten The Unity so ihren bisherigen Höhepunkt. Sollte die Band nun zum ersten Mal schwächeln und sich beim Songwriting für "The Hellish Joyride" einen leichten Lenz in der Power Metal-Komfortzone machen?

Nein, so einfach schmeißen The Unity den Kritiker nicht aus dem fahrenden Höllenzug. In jedem Song tauchen starke Hardrock-Parts ab, die sich jedoch leider mit zu viel Pomp abwechseln. Im Titeltrack klebt das Keyboard die Riffs förmlich zu, und trotzdem catcht der Refrain einen wie C.C. Ähnliches passiert bei "Saints And Sinners" und "Something Good". "Saints And Sinners" galoppiert wie Niko McBrain, wieder verfolgt von Keyboards und Chören. Wenn ich jedoch Helloween oder Gamma Ray will, höre ich diese – oder die Nachfolger wie Twilight Force oder Power Paladin. Die Midtempo-Ballade "Something Good" beweist zwar ebenfalls das gute Gespür für Melodien und Dynamiken, richtig gerockt, so dass der Teer auf der Route 66 brennt, wird aber auch hier nicht.

So langsam möchte man rufen: Hallo Hardrock-Kante? Wo bist du? Und da, endlich, "Only The Good Die Young" versöhnt für den Power Metal-Overkill. Der Bass pumpt, die Gitarren rücken in den Vordergrund, und auch Keyboarder Sascha Onnen findet seinen Jon Lord wieder – ein perfekter Song. Bei "Always Two Ways To Play" tippt der Tesla-Fahrer mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad und erhöht das Tempo. Highway-Mugge eben. "Golden Sun" ist ein bombastischer Stampfer irgendwo zwischen Maiden und AOR, "Stay The Fool" diggt tiefer im Blues als jemals zuvor und "You're Not Forced To Stay" ist die obligatorische Pop-Powerballade.

The Unity liefern statt eines power-metallischem Hardrock-Albums ein rockiges Power-Metal-Werk ab. Das ist zwar eine stabile Leistung, die Fans werden es live goutieren, aber wer die Band auf ihrem Zenit erleben will, greift weiterhin zu "Pride".

Trackliste

  1. 1. One World
  2. 2. Masterpiece
  3. 3. The Hellish Joyride
  4. 4. Only The Good Die Young
  5. 5. Saints And Sinners
  6. 6. Something Good
  7. 7. Always Two Ways To Play
  8. 8. Awakening
  9. 9. Golden Sun
  10. 10. Stay The Fool
  11. 11. Never Surrender
  12. 12. You're Not Forced To Stay

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LAUT.DE-PORTRÄT The Unity

The Unity haben gut beim Power Metal-Bingo aufgepasst. Der griffig-inflationäre Name sowie der Sound sprechen dafür, dass hier alte Hasen zu Werke gehen.

1 Kommentar

  • Vor einem Jahr

    Mir persönlich gefällt das Album.
    Ich habe TU vergangenen Mittwoch live gesehen und ich muss sagen, ich fand sie richtig klasse.
    Geile Stimme (auch live) und geile Musik.

    Aber wie bei allen Dingen, müssen andere nicht meiner Meinung sein.
    Das Publikum in der „Zeche“ zollte den Auftritt jedenfalls mit großem Applaus und ging voll mit während des Gigs.