laut.de-Kritik
Power Metal mit Hardrock-Kante zwischen generisch und genial.
Review von Yan Vogel"Metal made in Germany" ist ein Gütesiegel und Exportschlager. Dementsprechend schickt sich alle Jahre wieder eine Power Metal-Kapelle an, den Genre Thron zu erklimmen, den derzeit Helloween, Tobias Sammet (Edguy, Avantasia) und Blind Guardian besetzen. Masterplan, Savage Circus oder Unisonic lieferten starke Alben ab, etablierten sich auf Dauer wenn, dann aber eher im Mittelfeld.
Nun steigt das Gamma Ray-Duo Ehré und Richter als The Unity ins Rennen ein und wirft bereits die zweite Platte "Rise" ins Rennen. Gerade Henjo Richter tritt als ausgewiesener Experte auf, hat er doch neben seiner Haupttätigkeit als filigraner Sidekick von Kai Hansen auch auf dem Avantasia Erstling "The Metal Opera" als Saitenhexer brilliert. Vorschusslorbeeren heimste bereits das Debüt ein und weitere Meriten sammelte die Band auf Tour mit Edguy.
Die zweite Platte fällt generisch und genial zu gleichen Maßen aus. Als großer Pluspunkt entpuppt sich die Hardrock-Kante im Material. Überkommt den Fan bei italienischen Power Metal-Sängern statt einer wohligen Gänsehaut häufig das große Grausen, meistert Gianba Menenti die Vocal-Lines in einer klasse Manier, ohne schlimme Aussprache und vor allem mit einem angenehmen Timbre, das selten von zugeschnürter Spandex-Buchse geprägt ist.
Dramatisch, hymnisch und dem Musical-Touch eines Meat Loaf/Steinman folgend, kreiert das Sextett ein eindrucksvolles Hörerlebnis. Der folkig angehauchten Ballade "The Willow Tree", dem episch-sinfonische "Road To Nowhere" oder dem brettharten "Betrayal" als Highlights stehen die eher simpel gestrickten Shorties wie "You Got Me Wrong", "Better Day" oder "Above Everything" gegenüber. Wer seinerzeit Schwierigkeiten mit "Lost In Space" hatte, findet auch hier nicht seine Bestimmung.
"Children Of The Light" sucht die Nähe zu "Electric Eye" von Priest und "Welcome Home" flirtet ungeniert mit Maidens "Number Of The Beast". Der hardrockige Closer "L.I.F.E." braucht sich hingegen nicht hinter den neueren Outputs von Journey, Europe oder Toto zu verstecken.
Das Gitarren-Gespann Richter/Stef E liefert Riffs, Melodien und Soli im Champions League-Format ab. Allein diesen beiden Musikern ein Ohr zu schenken, sorgt für Freude, bleibt jedoch ein Versprechen, das "The Unity" (noch) nicht auf Albumlänge einlösen. Neben den deutlich Power und Speed Metal lastigeren Primal Fear auf "Apocalypse" setzen Richter und Ehré ein weiteres Ausrufezeichen. Die erste Garde um Sammet und Co. ist gewarnt.
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