laut.de-Kritik
Die stärkste Platte seit "Phoenix".
Review von Daniel StraubThe Warlocks eröffnen mit "Red Camera". Das darf als Überraschung gelten, denn die Nummer war bereits 2006 auf der limitierten Single "Isolation/Red Camera" zu finden. Die erschien damals beim kleinen amerikanischen Label Bomp!, wo The Warlocks 2000 auch zum ersten Mal veröffentlicht hatten.
Diesen Song nun trotz seines Alters als Opener für das aktuelle Album zu verwenden, ist zweifelsohne eine gute Idee. Denn mit Hang zu Melancholie und Melodie gibt "Red Camera" die Richtung für die noch folgenden sieben Stücke von "The Mirror Exlodes" vor.
Eine solche Entwicklung war nach dem noisig-psychedelischen Trip von "Heavy Deavy Skull Lover" nicht gerade zu erwarten. Zäh, schwer und bedrohlich haben The Warlocks ihre Wall-Of-Sound vor zwei Jahren noch über die Fans hinweggerollt.
Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung aus und knüpft damit in vielerlei Hinsicht an "Phoenix" an. Der Longplayer bescherte der Band um Frontmann Bobby Hecksher einen Deal mit Mute Records und machte sie dem europäischen Publikum überhaupt erst bekannt.
Der Deal mit Mute ist längst Geschichte. Eine treue Fangemeinde in Europa haben sich die sieben Musiker aus Los Angeles mit den letzten vier Alben aber in jedem Fall erspielt. Leider scheint sich die vorwiegend auf die Britischen Inseln zu konzentrieren, wo The Warlocks regelmäßig live zu sehen sind, während der letzte Auftritt in Deutschland bereits vier Jahre zurückliegt.
Vielleicht gelingt es ja mit "The Mirror Explodes" auch auf dem Festland ein paar Clubtüren mehr aufzustoßen. Das Potenzial dazu hat das Album allemal.
Es zeigt The Warlocks von ihrer poppigsten, zugänglichsten Seite. Die Liebe zum Jam ist geblieben. Allerdings verlaufen die Stücke in geordneteren Bahnen, als dies noch vor zwei Jahren der Fall war. Das liegt zum einen an den melodischen Elementen, die den Warlocks-Songs mehr Struktur geben.
Zum anderen ist die Platte in ihrer Produktion so angelegt, dass weniger die Band als Soundkollektiv im Vordergrund steht. Das eröffnet den einzelnen Musikern Möglichkeiten, die ihnen bei früheren Alben in dem Ausmaß nicht zugestanden wurden.
Das Ergebnis sind Songs wie "There Is A Formula To Your Despair" und "Slowly Disappearing". Das eine erinnert in seiner lieblich zelebrierten Traurigkeit an The Raveonettes. Das andere steht mit seinem schleichenden Schwermut in einer Linie mit den frühen Stücken von Velvet Underground.
Das sind hoffentlich für all jene, die The Warlocks bislang kein Ohr geschenkt haben, gute Gründe, dies zu ändern. Die Fans der Kalifornier dürfen sich mit den acht Stücken von "The Mirror Explodes" über das stärkste Album der Band seit "Phoenix" freuen.
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