laut.de-Kritik
Es kracht ordentlich im Gebälk.
Review von Kai ButterweckSchon lange befreit von den letzten Castingshow-Fesseln setzt Thomas Godoj im Sommer 2018 sein bis dato markantestes musikalisches Ausrufezeichen ("13 Pfeile"). Zweieinhalb Jahre später schießt der ehemalige "DSDS"-Champ erneut scharf: Sein neues Studioalbum "Stoff" fällt noch härter und intensiver aus.
Der Opener "Pulverfass" macht seinem Namen gleich alle Ehre. Ein kurzes orientalisches Intro, dann bricht auch schon die Hölle los: "In Teufels Küche brennt heute noch Licht", singt Thomas, während eine wuchtige Metalcore-Keule im Background alles kurz und klein schlägt.
Auch der "Astronaut" beginnt seine Mission auf leisen Sohlen. Im All, mit bestem Blick auf Mutter Erde, poltert er dann aber los. Ein Bild der Zerstörung entfacht Gefühle der Wut und der Angst, eingebettet in ein packendes Soundmuster, das gekonnt zwischen Melodie und Härte hin und her pendelt.
Was sich vor zwei Jahren bereits andeutete, wird hier und heute als neue Trademark zementiert. Godoj und seine spielfreudige Hintermannschaft heften sich mehr denn je an die Fersen der Herren Tremonti und Kennedy. Passend dazu präsentiert sich das Organ des Hauptprotagonisten. Der Stimmfarbe von Miles Kennedy unheimlich nah, spielt auch Godoj gekonnt mit Höhen und Tiefen.
Auf die pulsierende Pandemie-Hymne "So Weit Kommen" folgt der rockige Titeltrack, der nicht nur gesanglich alte NDW-Erinnerungen weckt. Mit der aufwühlenden Powerballade "Eiszeit" schließt sich der Kreis. Große Refrains mit Tiefgang kann er also auch. Respekt.
Mit dem metallischen Bulldozer "Es Kommt Der Tag" läutet der Sänger mit den polnischen Wurzeln die zweite Runde ein. Abermals schießt man im modernen Metal-Gewand aus allen Rohren. Mal wie ein Sportflitzer mit Tempo 200 und mal stampfend wie ein Schwerlasttransport duellieren sich fette Gitarrenriffs, pumpende Basslines und harte Drums auf höchstem Niveau.
Thomas Godoj sorgt sich um den Planeten. Er reicht gerne die Hand, wenn es ums Wiederaufstehen geht. Und er schießt all jene zum Mond, die mit grimmiger Miene und hohlen Parolen durch die Straßen ziehen. Inhaltlich intelligent verpackt und gesegnet mit gesundem Menschenverstand katapultiert sich "Stoff" ganz oben aufs Podest, wenn es um deutschsprachige Rockmusik mit metallischem Beigeschmack geht. Über den eher verkrampften Abschluss in englischer Sprache ("After All") sehen wir einfach mal hinweg.
6 Kommentare mit 20 Antworten
Cringe.
Da habe ich doch gleich mal reingehört um mich danach darüber lustig zu machen, was der Autor unter Metalcore, fetten Gitarrenriffs, pumpenden Basslines und harten Drums versteht, aber: Das hat doch deutlich mehr Bums als ich erwartet hätte.
Dafür ist es halt deutschsprachig und somit leider unhörbar.
Was denn? Deutsch ist eine sehr musikalische Sprache, die es einem auch sehr leicht macht, auf eine unpeinliche Weise Songtexte vorzutragen!
Stimmt. Die reinste Syyymphonieeeeee
Das Album ist nochmal ne deutliche Steigerung zum letzten. Da ist noch ne ordentliche Schippe an Härte drauf, was mir sehr gut gefällt. Das rockt!
Ist auf jeden Fall ne Ecke härter als der Kinderkanal. Gibts den eigentlich noch?
Hab das damals wie heute nicht aktiv mitverfolgt, unter welchen Umständen der bekannt geworden ist, höchstens über paar Erwähnungen hier und ich bin wie so oft auch erst mal durch die deutschen Texte zusätzlich abgeschreckt - aber wenn die Karriere (den Amateur-Teil vorweg bewusst ausgespart) mit dem Singen vorgesetzter Bohlen-Sülze begann und er inzwischen an dem Punkt der von mir angetesteten Videos bei yt ist, dann komme ich beim besten Willen nicht umhin, ihm eine künstlerische Entwicklung zu konstatieren...
...und so ein deutschsprachiger, lyrisch wie musikalisch anspruchsvollerer Gegenpol zu in der "Genre-Nachbarschaft" zurecht geschmähten künstlerischen Underachievern wie BO, FW und Konsorten ist vielleicht gar nicht so schlecht, wenn z.B. nur ein Anhänger der genannten daraufhin sein Leben ändert und zu Godoj konvertiert, hat's schon seine Daseinsberechtigung, selbst wenn ich persönlich die Musik und Texte zu Hause nicht so feiern kann.
Seit Mitte der 90er nenne ich diese Gefühlsmischung gerne den "Such a Surge"-Effekt, der sich in weniger ausgeprägter Intensität (vermutlich aufgrund der verwendeten englischen Sprache) auch bei anderen, politisch eher linksgrün-versifft zu verortenden Bands wie den kürzlich erst hier wieder erwähnten Thumb bemerken lässt.
Also ja, meinetwegen abgenickt.
ich hoffe du meinst linksgrün-versifft nicht als schimpfwort, sondern als Zitat der selbsternannten Gutmenschenhasser. Toll, jetzt möchte ich fast den "Surge Effekt" hören, aber die sind deutlich zu schlecht gealtert, da sie bis auf das angenehm rohe Geknüppel eigentlich früher schon überholt klangen
Ich stimme mit vielen linksgrün-versifften Ideen und Konzepten schon weitgehend überein - Politik machen wollt ich in diesem Land mit den meisten, eher bekannteren Vertreter*innen der Konzepte aber wirklich nicht. Insbesondere dieser "Links, linker, ICH"-Separatismus - während auf der Gegenseite schon 2006/2007 und lange vor Iron sky oder Corona ganz offen im yt-Forum der Schulterschluss zwischen Reichsbürgern, Neuschwabenland-Exilanten und Vril-Gesellschaft-Verschwörern geübt wurde, sich heutzutage aus dem Sammelbecken der Querdenker zum reißenden Strom unfassbar bescheuerter Aktionen ergießt, der BVS damals in seinem Jahresbericht die alle jedoch "in der jeweiligen Anzahl und Relation zur Bevölkerung irrelevant, zudem zu organisierter Vernetzung unfähig oder daran offensichtlich nicht interessiert" abstempelte - war mir seit meiner anarchistisch geprägten Jugend zuwider.
Zu Such a surge natürlich volle Zustimmung, daher ja der beschriebene Effekt, der mich eben auch beim Anhören von Godoj so ein bissl überkommt..
Für alles weitere dann bitte Surrogat "Meine Generation" anhören.
Die finde ich z.B. bis heute und trotz deutschsprachiger Texte überwiegend unpeinlich, wenn auch stellenweise etwas zu sehr hörbar durch bspw. helmet beeinflusst.
https://www.youtube.com/watch?v=ujX1nHDAcno
"ihm eine künstlerische Entwicklung zu konstatieren..."
Der kann durchaus als Beispiel dienen wie es gehen könnte mit Voice, Bohlen und Co. Müssten sich nur ein paar kreative Leute finden, die das ganze Konzept auf die Füsse stellen und nicht nur aufs liebe schnelle Geld kucken.
Glaubst du nicht, dass der "Separatismus" eher von außen provoziert wird, um linke Ideen im Keim zu ersticken? Kann man es den handelnden Personen überhaupt vorwerfen, wenn sie innerhalb eines Systems agieren müssen, das vom Individuum abhängig bzw. auf dieses ausgerichtet ist und sie daher gegen die selben Restriktionen (für das Individuum geltend) kämpfen müssen?
Irgendwann wird es auch für den härtesten Linken schwer, sich selbstlos zu verhalten, da er davon ausgeht, dass alle anderen sich dem System langfristig ebenfalls anpassen (Klassisches Dilemma).
Kann man mit diesen Personen dann überhaupt "Politik" machen?
"Glaubst du nicht, dass der "Separatismus" eher von außen provoziert wird,[...]"
Auch, ja, aber eben deswegen kann, darf und sollte mensch Ego-Grütze und "Person XXY gendert nicht differenziert genug, er/sie/es passt irgendwie nicht zu uns" stets auch bei Jonas und Sophie aus der Antifa-Ortsgruppe Hinterdorstingen-Obertupfing ansprechen.
"Person XXY gendert nicht differenziert genug."
Dabei könnte man von einer Person mit Chromosomenanomalie ja eigentlich eine gewisse Sensibilisierung für solche Themen erwarten.
Geht das nur mir so, das ich da ein Stück Ambivalenz herauslese Souli? Ganz einfach Jonas u. Sophie sind keine Unsympathen und eigentlich haben sie Recht. Mach das mal an Greta klar, deren Auftritt vor der UN.
https://www.youtube.com/watch?v=KAJsdgTPJpU
Sie hat recht und der mitlaufenden Gesellschaft, die das worüber sie so "angry" ist, wurde Greta seitdem als nicht ernst zu nehmende Person verkauft, mit einer angeblichen nicht besonders ausgeprägten Symphatie wie sie rüber kommt (die segelt über den Atlantik, die hat doch nen Schaden nix dafür zu bezahlen).
Dabei haben selbst ultrakonserative Turboliberale, die diese News verbreiten mithilfe von viel Geld im System, schon lange erkannt, das ihr Weg unweigerlich zum Armageddon führt. Ihr Zynismus lautet, scheiß drauf ich kann mir die fetteste Klimaanlage leisten, sollen sie doch verrecken, mir egal, werde eh keine 120!
Ich finde deine Ambivalenz führt dazu, dass der Weg der Turboliberalen bzw. die das als richtig propagieren, das jegliche Suche nach dem richtigen Weg (ich weiß ihn auch nicht) im Keim erstickt wird. Eigentlich müssten viel mehr Menschen "angry" sein und denen Angst machen, z.b. durch Enteignung und dann arbeiten/mitreden an einem neuem System.
Es geht mir in meinem Vorwurf mehr um das Ego- u.v.a. "Ich bin mehr links als der/die/das, weil...", das "Der/Die/Das ist kein Teil von uns, weil nicht links genug..."-Gehabe, dass ich von Ortsgruppe bis Kommunalpolitik über Jahre hinweg vielleicht näher habe miterleben müssen als insgesamt gesund ist/war. Persönliche Erfahrung/Darstellung, also eher nicht repräsentativ für das Geschehen aller linksgrün-versifften Ortsgruppen, Institutionen und Personen deutschlandweit, #izkla, aber interessanterweise in ganz ähnlicher Form an drei völlig unterschiedlichen (und meinerseits genauso völlig unerwarteten) Punkten dieser Republik.
@Gleep: Eben!
...und extra für gewiefte wie gewitzte Zwischen-den-Zeilen-Leser wie @Gleep an dieser Stelle nochmal das großartige Zitat von Berufsphilosoph P.Diddy:
"Motherfucker, don't be a crowdpleaser, dicksucker, asskisser...Motherfuckin' DJ! Play the 20 minute version for the two motherfuckers that understand it, ok?"
"vielleicht näher habe miterleben müssen als insgesamt gesund ist/war"
Genau das mein ich, diese durchschimmernde Frustration nichts vermeidlich bewegt zu haben, spielt der falschen Seite ins Blatt, was dazu noch auf Irrtum basiert. Nö.....nicht mit mir!
"Motherfucker, sei kein Publikumsliebling, Schwanzlutscher, Arschkriecher...Motherfuckin' DJ! Spielen Sie die 20-Minuten-Version für die beiden Motherfucker, die sie verstehen, ok?"
Übersetzung hiermit: https://www.deepl.com/home
Was machen wir den gerade?
Nettes Getrolle hier. Klar. Links ist gleich rechts, alle in einen Sack packen und in die Wupper werfen und so.
http://ancientcave.blogspot.com/2020/11/ta…
@speedi. wir werden hier ja zensiert
ich möchte hier tunlichst keinen im Faden stören, aber mach es gerade bewusst weil dem verrückten souli sicher die ein oder andere Art gefällt
Ich möchte hier mal eine Lanze brechen, der Differenzierung wegen: souli selbst ist nicht verrückt, nur hab ich den Verdacht, dass sein Beruf auf ihn etwas abfärbt - was normal ist. Das einzige, was man ihm vorhalten kann, ist, dass er sich stets auf das Niveau des durchschnittlichen LautUsers herablässt und daher meist zwischen den Zeilen erkennen lässt, irgendwie niveaumäßig doch ein Teil von uns zu sein. Die Gründe hierfür liegen wohl in der Abwägung zwischen "Zeit für Frauen opfern" oder sich doch der spontanen Lust hingeben, den allgemeinen Pöbel zurechtzuweisen - was auch OK ist. Am Ende geht es ja schließlich primär um die Vermeidung von Zeitverschwendung.
je später der abend..
souli kann das schon gut einschätzen was ich meine und eine gewisse grundverrücktheit muss man haben, sonst würde ich nicht seit 2007 in diese mentale jauchegrube reinposten
"sich doch der spontanen Lust hingeben, den allgemeinen Pöbel zurechtzuweisen"
Quark! Da werde ich doch gern einsilbig!
Als Jauchegrube würde er es never bezeichnen und ich finde es auch nicht richtig, das es in dem guten Faden hier, wieder mal um uns und die Kinder der Empörung gehen soll.
Deshalb lasse ich es bei einem zurecht ruckeln im Gebälk und hoffe damit bekommt die Diskussion noch die Kurve.
Gruß Speedi
wenn ich einen Link poste meine ich ja auch keine empörten Kinder damit. Die laden sich immer selber ein
Wie gesagt in einem anderen Faden, glaub nicht das es um was ging was ich oder du gepostet haben. Lauti, klopft den ganzen Tag auf seinen Porree, denke er hat´s selbst verursacht, den Crasher!
gibt es nur wenig- bis nichts zu meckern!
Mir ist das zu sehr Alter-Bridge-Kopie. Am interessantesten finde ich deshalb auch die 2 Stücke, die sich davon abheben, nämlich der Titeltrack und „Lichtjahre“, was eher Richtung Faith no more mit einer Prise Joachim Witt geht.