laut.de-Kritik
Der Rapper und Produzent ist momentan der absolute Star im Abba-Land.
Review von Stefan JohannesbergSolltet ihr in die Welt des Schweden Thomas Rusiak eintauchen, so erwartet immer das Unerwartete. Es geht schon mit dem psychedelischen Cover los, welches durchaus Beatles- oder Pink Floyd-Platten zieren könnte. Dann ein kurzer Blick auf die Rückseite und die Tracklist. Featuring die Teddybears STHLM ist dort zu lesen. Das sind doch Crossover-Funk-Rocker. Egal, die CD wird eingelegt und der erste Track angespielt.
Welch Überraschung! Was ist denn nun los? Wo ist das Labelinfo? Thomas Rusiak rappt auf englisch über einen groovigen, sanften Reggae-Beat. Der Refrain wird von einem rockigem Chorus getragen. Der zweite Song "Whole lot of things" kommt mit einem Hip Hop-Beat daher, der sich auch auf einer Ami-Rap-Scheibe befinden könnte. Doch der Refrain holt mich aus der Ghettowelt wieder zurück und versetzt mich zu Blur und Konsorten. Der dritte Track setzt dann der Verwirrung die Krone auf. Ein Timbaland-ähnliches Stück mit traumhaften Frauengesang, der wunderbar mit der Stimme von Rusiak harmoniert.
Aah, hier sind endlich die Unterlagen. Thomas Rusiak, 25-jähriger Songwriter, Rapper, Produzent und Schwede, ist momentan der absolute Star im Abba-Land. Er produzierte u.a. auch die Slick Rick-Single "Frozen" feat. Raekwon, aussehen tut er wie der Pulp-Frontmann. Macht nix, jeder hat seine Fehler. Auf zum nächsten Track.
Wieder reduzierte, quiekende Synthies, die durch einen im Hintergrund wummernden, gebrochenen Beat zusammengehalten werden. Im Gegensatz dazu ist der Refrain dann Harmonie pur. Ich habe selten einen schöneren männlichen Soulgesang gehört, der durch die verletzliche Atmosphäre noch herausgestellt wird. Es folgt der einzige reine Hip Hop-Track "Fire Walk with me", auf dem der schwedische DJ für die Scratches und Cuts sorgt. Man merkt schon, jedes einzelne Lied hat sein eigenes Universum. Heraus zu heben wäre da noch die Hymne "Hip Hopper", die seit Wochen Platz eins in den schwedischen Charts belegt. Das Stück nimmt die typischen Hip-Hop Attitüden ironisch auf die Schippe. In der Originalversion setzten sich die Teddybears STHLM mit Punkrocker-Klischees auseinander. Auch die restlichen Stücke sind absolut hörenswert und erinnern zuweilen an eine Hip Hop-Version von Massive Attack. Dass die Platte immer wieder in die Hip Hop Richtung ausschlägt, besorgt Thomas Rusiak mit seinen Reimen, die sich rauh und ungeschliffen präsentieren.
Jeder aufgeschlossene Hörer, egal welcher musikalischer Couleur, dürfte seine Freude an der Platte haben, da sie ihm viele neue Sichtweisen eröffnet.
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