laut.de-Kritik
Das Leben als Trittbrettfahrer.
Review von Yannik GölzMan diskutiert nun schon lange genug über die Frage, wer der beste Rapper aller Zeiten ist. Kaum überraschend, dass irgendwann neue Streitfragen entstehen. In letzter Zeit stellen sich zum Beispiel amerikanische Fans mit zunehmender Leidenschaft der Diskussion, welcher Rapper in der Hip Hop-Szene am unwichtigsten ist. Nicht unbedingt am Schlechtesten, aber wer am leichtesten wegzudenken ist. Wer der Szene am wenigsten hinzugefügt hat. Big Sean? G-Eazy? French Montana? Alles gute Antworten. Aber wenn man wirklich wissen will, wie Irrelevanz klingt, sollte man sich das neue Album von Tyga anhören. "Legendary" klingt nämlich, als hätte er diese Diskussion als Herausforderung verstanden.
Tyga fuhr schon immer auf dem Trittbrett der Trittbrettfahrer. Er machte 2012 den primitivsten DJ Mustard-Mist ("Rack City"), 2015 sphärischen Drake-Wannabe-Kram ("$timulated") und 2018 eben kurze Trap-Banger ("Taste"). Und auch, wenn er dabei kaum je eigene Persönlichkeit an den Tag gelegt hat, wohnte seinen Songs immer eine gewisse Effektivität inne. Die Beats, seine simple Delivery, sein Charisma-Vakuum: Wer nichts kann und trotzdem überzeugt, kann etwas.
"Legendary" spült dafür leider viel Restprodukt eines Artists an, der nur alle zwei Alben mal aus Versehen einen Hit produziert. Es ist schon ein wenig drollig, wie er da auf dem Album-Cover steif vor dem teuren Auto steht wie auf einem aufgeräumten Master P-Artwork. Genauso drollig ist es auch, wenn er irgendwie versucht, seinen nicht vorhandenen Mythos zu evozieren. "Lightskin Lil Wayne "ist ein höchst irritierendes Konzept, denn der einzige Lil Wayne, an den Tyga erinnert, ist gelangweilter, vom Erfolg verwöhnter und komplett ohne Biss rappender Featuregast-Lil Wayne.
Der taucht auch prompt auf der nächsten Nummer "On Me" auf und spittet in unspannendstem, gelangweilten, vom Erfolg verwöhnten und komplett ohne Biss rappenden Featuregast-Lil Wayne-Modus. Sollte man an Tygas monotoner, uninteressierter Delivery nicht ablesen können, wie egal ihm dieses Projekt ist, weil er immer so klingt, kann man zumindest an den Performances seiner Gäste feststellen, dass hier wirklich niemand beide Füße aus dem Bett heben wollte.
Gunna und Offset liefern ihre Preset-Verses ab, A Boogie Wit Da Hoodie und Swae Lee klingen, als hätten sie einmal gefreestylet und sich dann geweigert, einen zweiten Take aufzunehmen und selbst Newcomer wie Blueface scheinen zu wissen, dass es auf diesem kreativen Brachland keine Reputation zu verdienen gibt.
Der beste Aspekt des Projekts ist da eindeutig die Handhabung der Produktion, die klar versucht, den dichten Groove von "Taste" auf Albumlänge zu reproduzieren, gemischt mit ein paar DJ Mustard- und Murda Beatz-Cameos. Das arbeitet zugegeben auch ganz gut mit Tygas simplem, aber bisweilen eingängigem Flow zusammen. Das Problem daran, den selben Song ein Dutzend mal aufzuwärmen, ist aber, dass nichts an das Original heranreicht und auch nichts besonders Überraschendes passiert.
Somit bleibt es an den beschrieben uninteressierten Features, dieses Album interessant zu halten. Tyga wird diesen Job mit Sicherheit nicht übernehmen. Er scheint vielmehr genetisch unfähig, irgendetwas von sich zu geben, das kein tausendfach abgekochtes Rap-Klischee ist. Stattdessen finden sich an viel zu vielen Stellen viel zu detaillierte Abhandlungen über dessen Vorliebe zum Oralsex inklusive wirklich ekeliger "make her cum, make her cum"-Hook auf "Maykherkhum".
Welches Argument Tyga "Legendary" machen soll, beantwortet er selbst nicht. Stattdessen sammelt er lauwarmen R'n'B und schalen Club-Rap, um aus "Taste" genug Material für ein Longplayer-Release zu schlachten. Und trotz der Tatsache, dass jeder Gast auf diesem Album unbeeindruckend und uninspiriert klingt, ist doch jeder eine willkommene Abwechslung zu Tygas Monotonie. Damit bleibt das Urteil zu diesem Kerl wie gewohnt: Es ist militant mittelmäßige Zeitgeistmusik, die von den Beats in "schon ganz okay"-Territorium getragen wird. Das ist dann die wirklich unspannende Legende von Hip Hops nonessentiellstem Rapper.
5 Kommentare mit 8 Antworten
"Ek Fresh, ich hab nicht in Cyphers geburnt
Und dafür geblutet, um dann heute Tyga zu hör'n"
Wer sich gleich 2mal Chris Brown auf sein Album holt, hat WIRKLICH die Kontrolle über sein Leben verloren.
Eko Fresh würde ich aber nicht zitieren, um andere Künstler zu dissen. Der war doch schon mit nicht mal 30 musikalisch vergreist und nutzt Rap seit Jahren nur als Vehikel, um in trashigen Comedy-Filmen den lustigen Türken geben und die Gage bei TV-Perlen wie "Der V.I.P. Hundeprofi" einstreichen zu können.
na gut
Was Tyga gut kann ist Beats picken.
Könnte sich Nas mal ne Scheibe von abschneiden.
Deswegen kann man sich auch Rack City oder Taste auch immer noch gut geben. Ist zwar immer sehr platt, aber hey... 2019
Bei Hiphop.de feiern sie das Teil ja durch die Decke. Aria und der laufende Augenring durften sogar extra nach Miami reisen um mit Tyga dieses tolle Machwerk zu besprechen.
Unrelevantes Medium das wissen die nur noch nicht
Bei dem Napoleonkomplex-Perserkätzchen ist ein Vokal zuviel und ein t an 3ter Stelle zu wenig im Namen. Der Arier sowieso... ein richtiger Hunt
Tyga macht Musik für 23 jährige Mädels, ohne Abschluss, mit ein paar Kilo zuviel auf den Hüften, Oberlippenpiercing, und ihrem Namen in arabischer Schrift auf dem Arm, die sich in boyfriend Jeans, Spaghettitop und weißen Kunstleder-Pumps am Wochenende, im Black Music Bereich eines Clubs mit schwacher Türpolitik ein paar Stunden als Latin Diva fühlen wollen.
Ehrenpost der Woche.
Ein bisschen zu lang die Beschreibung auch wenn inhaltlich alles stimmt
Da steckt soviel Liebe in dem Post. Präejakulat incoming
Warum hat ein so ein schlechter Rapper einer der besten Stimmen im Game