laut.de-Kritik
Conscious-Rap mit Grinsen im Gesicht.
Review von Sebastian Hüfing"Kaum 'ne Pause, um mal durchzuatmen, wollten nie Wurzeln schlagen." Nur ein Jahr nach Erscheinen seines letzten Albums legt Umse nach und beschert uns mit "Kunst Für Sich" sein nächstes Werk. Ein Novum für den Ratinger, der sich zwischen seinen Alben sonst gerne mehrere Jahre Zeit lässt.
Glücklicherweise vermied Umse bei der kürzeren Produktionsdauer einen übereifrigen Schnellschuss. Ganz im Gegenteil: Das Album profitiert sogar vom strafferen Schaffenszyklus, weshalb der Sound wie aus einem Guss wirkt. Einen weiteren Baustein für das homogene Klangbild bildet Jakartas Hausproduzent Deckah, der alle zwölf Tracks im Alleingang produziert hat.
Da Umse und Deckah schon seit jeher zusammenarbeiten, passt jeder einzelne der Beats wie maßgeschneidert zu den Vocals. Auf "Immer Weiter Gehen" geht der Wortakrobat sogar so weit, sich und seinen Beatbastler als Band zu bezeichnen: "Guck mal, wir folgen nicht jedem Trend, wir sind stolz zu bestehen als Band."
Die beiden bleiben ihrem Sound treu, statt den Mainstream-Erfolgen deutscher Rapper Tribut zu zollen. Wer die Vorgängeralben Umses kennt, weiß, was auf ihn zukommt. Nämlich soulige, jazzige und auf Samples basierende Beats gepaart mit entspannten Conscious-Rap-Strophen.
Textlich bewegt sich Umse wie gewohnt auf hohem Niveau. Mit Zeilen wie "Wir sind zum Partymachen gekommen, die Warteschlangen sind lang. Wir starten in die Saison und mit Tatendrang das Programm" beweist er seine Rhymeskills, besticht aber auch auf Thementracks wie "Passepartout" und betont den künstlerischen Anspruch seiner Musik. Also: alles wie gehabt.
Die Homogenität des Sounds und die Routine des MCs haben aber auch ihre Schattenseiten. Die Beats klingen zwar alle gut und sind sauber produziert, bieten über die gesamte Distanz des Albums jedoch zu wenig Abwechslung. Ähnliches lässt sich über Umses Vortrag sagen. Seine Raps bewegen sich zwar immer solide auf technisch hohem Niveau, sein entspannter Stil, der etwas variationsarm daherkommt, wirkt auf Dauer allerdings etwas zu monoton.
Die spärlich gesäten Features schaffen dem nur bedingt Abhilfe. Während Megaloh und Flo Mega das Album bereichern, überzeugen Pimf und Abroo nicht und hinterlassen mit ihren Parts im letzten Track einen faden Beigeschmack. Schade, das Album hätte einen gelungeneren Schlusspunkt verdient.
Den Gesamteindruck von "Kunst Für Sich" fasst Umse auf "Passepartout" gut selbst zusammen: "Ich kann nicht zaubern, doch ein Grinsen im Gesicht, krieg' ich hin, kein Ding, nicht simpeler als dis." Es bleibt ein grundsolides und unterhaltsames Album, dem es aber leider etwas an Biss und Abwechslung fehlt.
10 Kommentare mit 10 Antworten
Ich find's tait! Umse rappt zwar in der Tat etwas monoton auf Dauer, dafür reißen es die geilen Sample-Beats raus, sehr soulig!
Allerdings ist die Laufzeit von ner knappen halben Stunde schon etwas frech für ein Album, da ist ja manche EP länger (EMWIMO von Ali As z.B.)
Der hat ab und an echt ein paar gute Lyrics am Start.
Der kann reimen, rappen und hat gut produzierte Beats.
Ich find den extremst langweilig.
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Das ist doch schlecht argumentiertes Fanboy-Gelaber. Als wäre jede Veränderung immer gleich finanziell motiviert und eine Anbiederung an den Mainstream.
Das ist die erzkonservative Rebellion gegen den Mainstream die auf der erstaunlichen Kausalität 'Mukke ist nur geil, weil/solange sie sonst keiner hört' beruht. Immer wieder amüsant.
Gutes Ding! Ist halt für Hip-Hop-Heads!
ypsilon o
fühlt sich wie die guten alten 90er an. rap mit herz und verstand. klar, die abwechslung hinsichtlich technik und sound fehlt hier und dort, aber seine sympathische art, rhymeskills und delivery machen das wieder wett.