laut.de-Kritik
Große Dampfer ändern ihre Richtung eben nicht schlagartig.
Review von Alexander CordasZu Beginn flirren Synthieklänge um die Ohren, ehe ein softer Housebeat mit zirpenden Hi-Hats einsetzt. Eine funky Bassline, und schon sind sie wieder da, die altbekannten Herren von Underworld. "Is that you is that really you" singspricht Karl Hyde mit bewährt verfremdeten Gesang.
Hyde und sein Kumpan Smith bleiben dem seit anderthalb Jahrzehnten erprobten und bewährten Rezept treu. Große Dampfer ändern ihre Richtung eben nicht schlagartig. An diesem Stigma tragen auch die Elektroniker von Underworld schwer. Obwohl im Vorfeld so angekündigt, stößt "Oblivion With Bells" nicht gerade in neue Sphären vor. Das gereicht dem Duo nicht unbedingt zum Nachteil, denn wer sich ein Underworld-Album zulegt, weiß mittlerweile, was ihn erwartet.
Weder der Opener "Crocodile" noch "Beautiful Burnout" enttäuschen, sind aber nach demselben ollen Muster gestrickt, wie zig andere Songs des Zweiergespanns. Letztgenannter wartet mit diesen typischen rollenden Rhythmus-Patterns auf, mit denen sie uns schon mehrere Male überrollt haben. Alleine: das nutzt sich langsam, aber sicher ab.
Scheren sie mal aus dem 'Sicher ist Sicher'-Konzept aus, plärrt einem plötzlich ein nach Mike Skinner klingender Karl Hyde ins Ohr. "Ring Road" könnte vom Skandier-Rhythmus her genauso gut eine Streets-Nummer sein, die Beats sind fraglos klasse programmiert. Das angestrengte und anstrengende Gesabbel geht mir nach dem zweiten Durchgang aber heidewitzka auf die Nerven. Typisches Frikadelle am Ohr-Symptom.
Kleinen Seltsamkeiten bleiben Underworld auch Anno 2007 treu. Drei mehr oder minder sinnbefreite zweiminütige Zwischenstücke pumpen zwar die Gesamtspielzeit etwas auf, tragen aber weder zu einer stringent verlaufenden Stimmungskurve bei, noch bieten sie außergewöhnliche Sounds. Das Interessanteste an "To Heal", "Cuddle Bunny Vs. Celtic Villages" und "Good Morning Cockerel" sind noch die Titel. Welche Drogen muss man eigentlich nehmen, um auf so einen Mumpitz zu kommen?
Die Idee, einen Song mit deftigeren Maschinen-Beats auszugestalten, ist bei "Boy, Boy, Boy" weitaus besser umgesetzt als noch bei "Ring Road". Aber auch hier gilt: nix Neues in der Unterwelt. So schwirren auch "Faxed Invitation" und "Best Mamgu Ever" an einem vorbei. Schön, angenehm, mit warmen Schwingungen. Wer die große Abwechslung im Vergleich zu früher sucht, ist hier aber an der falschen Adresse. Gut gemacht, routiniert den Elektro-Stiefel runter programmiert, mehr aber auch nicht.
Dann warten wir eben noch einmal fünf Jahre und schauen, ob bis dahin die Evolution ihre Kinder frisst oder ob sich doch noch etwas Spannendes im Hause Underworld tut.
5 Kommentare
Wenn bei Underworld alles wie immer ist, ist alles bestens
ich hör die platte gerade und geh gut ab. was will mann mehr ?
Die letzte war ja auch verdammt gut. Ich hör mal rein!
Sodele!
(immer wieder schön, dieses wort zu schreiben)
jetzt hab ich sie ganz gehört und insgesamt find ich sie etwas zu schöngeistig und 'harmlos'.
Bis auf "Crocodile" kickt mich nur "Boy, Boy, Boy" und ich vermisse die 4-to-the-floor-Orgien früherer Zeiten ...
nach jahren ein sehr komerzielles album von karl und co...nun ja,einige stücke wie schon erwähnt,sind nichts neues aber sehr gut zum hören und mitswingen,bin sehr gespannt auf köln!..."crocodile" hake ich mal unter:wer war noch mal "underworld"---"wie brauchen jetzt erst mal wieder kohle" um echt was ganz neues brutales wieder an den start zu lassen...ein underworld fan seit vielen,vielen jahren.
frohes neues!!!
das konzert in köln war der hammer,vorgruppe war zwar nicht zwingend notwendig um die leute auf stimmung zu bringen denn was underworld in 2 stunden abgeliefert haben,es brauchte keine aufwärmer.
sie hatten teilweise einige schwierigkeiten mit ihren übergängen,die takte-schwindigkeiten stimmten nicht,aber das sie es immer noch drauf haben,haben sie gestern bewiesen.
ich war auf jeden fall begeistert und empfehle jedem dem es möglich ist "underworld" zu besuchen es sich nicht entgehen zu lassen!!!