laut.de-Kritik
Schwule Liebe im Gefängnis, alternde Nutten und andere Absurditäten.
Review von Klaus TeichmannPlüschiges schweres Rot, eine schummrige verrauchte Bar, auf der Bühne zelebriert eine geheimnisvolle Frau Chansons. Deutsche Chansons. Vor dieser Szenerie funktionieren die Stücke von Universal Gonzalez am besten. Wenn die richtige Umgebung gerade nicht verfügbar ist, macht nichts, die genauso absurden wie schönen Songs des Albums "Universal Gonzalez" schaffen sich durch ihre Intensität die richtige Atmosphäre selbst - überall.
Ruhiger Barsound mit Hammondorgel und Gitarre plätschert gediegen vor sich hin und die Chanteuse Claudia Gonzalez besingt verträumt melancholisch Unterwasserwelten, tätowierte Millionäre oder einfach irgendeinen Mann: der "hat den Mantel hochgeschlagen und verliert sich in den Grünanlagen". Ihre Stimme klingt oft ein wenig holprig und seltsam unpässlich – doch genau diese feine Brechung dürfte von Universal Gonzalez, einem schrägen Projekt aus dem Spektrum der allgemein bekannten Hamburger Bohemeszene, gewollt sein.
Auch die Texte klingen schräg und doch nicht so aufgesetzt in Ironie flüchtend, dass sie nicht auch einfach nur schön sein könnten. Die absurden Lyrics sind teilweise schlicht der Übersetzung geschuldet – Klassiker von Serge Gainsbourg und Antonio C. Jobim werden einfach im Deutschen neu angeordnet. Wo Astrud Gilberto beispielsweise "Agua De Beber" singt, hört man Claudia Gonzales in "Die Zeit Mit Dir" ein "Es tut nicht mehr weh" hauchen.
Zwischen Chansons, Bossa Nova und manchmal auch Sambaklängen lädt Universal Gonzalez ein, tief im plüschig roten Sofa zu versinken. Alltagsgeschichten um den Bahnhof St. Georg, aufgesetzte kitschige Schwere und absurd gedrechselte Gedankengänge nehmen einen auf eine lange Reise mit. Nicht einmal ungemütliche Putzkommandos in den frühen Morgenstunden kommen gegen so viel romantisierende Plüschigkeit an.
Noch keine Kommentare