laut.de-Kritik
Die australische Tanzmaus macht auf Lady Gaga.
Review von Hannes WesselkämperIch habe einen Ohrwurm. Nicht einmal zuhause bin ich vor ihm sicher, denn ich weiß: Vanessa Amorosis neue CD liegt auf meinem Schreibtisch bei laut.de. Doch der Ohrwurm ist gar nicht auf "Hazardous" zu finden. Es ist der Song, der - ähnlich wie bei "Beds Are Burning" oder "Down Under" - für die Amorosi steht: "Absolutely Everybody", gesungen vor fast genau zehn Jahren.
Seitdem hat sich, wie mein Ohrwurm mehr als deutlich zeigt, kaum etwas getan bei der australischen Tanzmaus. Ein paar Alben, teilweise nur in Australien veröffentlicht, sowie einige Reisen, um – wie die Pressemitteilung versichert – ihren Sound weiter zu entwickeln. Offensichtlich ist sie auf der Reise mit Lady Gaga zusammengeprallt, was zur Idee führte, ihren Poprock der verspäteten Neunziger mit verzerrten Gesängen und düdelnden Synthie-Sounds zu tunen.
Das schlägt schon im eröffnenden "This Is Who I Am" gnadenlos fehl. Das gagaeske Intro schwingt schnell um in den typisch eintönigen Poprock mit selbstbewussten Girlie-Lyrics: "Well, it's alright to be myself, now I learned to stay". Wow, als hätten wir das noch nie gehört.
Amorosi zeigt nicht gerade ihr "Pa-Pa-Pa-Pokerface", wenn sie in "Touch Me" ein "ha-ha-ha-horny" Mädchen besingt, das es in Sachen Sex und Alkohol ziemlich übertreibt. Soll das etwa eine Anspielung sein? Nicht gerade ein Kavaliersdelikt, wenn man bedenkt, dass sich auf "Hazardous" ein halbes Dutzend Lady Gaga B-Seiten finden.
Allen voran "Sleep With That", hier erinnern nicht nur Synthie und Plastikbeat an die allgegenwärtige Popdiva. Auch Backgroundgesang und eine gewisse Nonchalance in Amorosis Stimme erinnern an sie. Zum Glück erkennen wir die Australierin an unverkennbar selbstbewussten Songzeilen wie "you're never getting me back, sleep with that".
Einen gewissen Retrofaktor haben hingegen die Feel-Good-Knaller "Holiday" und "Summer Nights". Die Refrains kommen straight aus dem Millennium. Vor meinem inneren Auge läuft das Video zu Christina Aguileras Debüt "Genie In A Bottle". Dass solch eine Zeitlosigkeit ganz schön ins Auge gehen kann, zeigt der Refrain zu "Higher Ground": starke Celine Dion-Reminiszenzen lassen sofort kalten Schweiß einschießen. Das grenzt nun wirklich an Körperverletzung.
Immerhin: wer bis zum Schluss durchhält, wird belohnt. Auf ihrer Suche nach einem eigenen Stil außerhalb des Millenium-Pops stößt Amorosi mit "Snitch" auf einen Anhaltspunkt. Das soulige Stück singt sie in tiefer Stimmlage, von einer bluesigen Gitarre begleitet. Keine 'Gitarre aus der Dose' wie auf dem Rest des Albums. Was für eine Wohltat! So findet "Absolutely Everybody" vielleicht doch noch den Weg in das australische Musikarchiv (in meinem Kopf), wo es hoffentlich für immer verstauben wird.
9 Kommentare
Schade, ich war fast zu dummen zu glauben eine so kauzige Sängerin wie sie hätte es nicht nötig gehabt. Weit gefehlt: Was sich verkaufen lässt, wird auch verkauft. Die Musik ist da zweitrangig. Skip!
Oh, die lebt noch?
Wundert mich auch. Als ich 14 war fand ich die süß, wollte es aber nie zugeben, weil ich auf harten Metaler gemacht hab.^^
Die Analrosi ist zurück? O_o
Fuck! Das kleine Knollennäschen von damals hat sich den Riecher operieren lassen. Noch eine, die aussieht wie Michael Jackson. :kotz:
Wie funktioniert eine weibliche Pop Karriere im 21. Jahrhundert? 1 - 2 Miese Platten aufn Markt klatschen, halb pornöse "musik" videos drehn und dann, wenns keinen mehr interessiert ab in den Playboy ^^