laut.de-Kritik
Da lässt man sich ohne Widerstand mittreiben.
Review von Gregory BritschDas Berliner Label Bpitch Control legt eine neue Reihe von Mix-Compilations auf, genannt Boogy Bytes. Gemäß den Machern unterscheidet sich Boogy Bytes von anderen Compilations nicht nur durch die musikalischen Inhalte allein, auch das Cover bekommt eine Gestaltung, die sich von der Konkurrenz abhebt. Dafür verantwortlich zeichnet Axl Jansen, Fotograf und Herausgeber des Dong Mag. Volume eins der "Boogy Bytes" entstand unter der Ägide des in Berlin lebenden Finnen Kiki. Der präsentiert einen gelungenen, fließenden Mix im gediegenen Tempo, nicht zu schnell, nicht zu langsam.
Kein Auf und Ab, vielmehr konstant zielgerichtet, auf hohem Niveau einnehmend und pulsierend zugleich. Mit dem passenden Pfund Energie, druckvoll, abwechslungsreich und auch mit den Reizen nicht geizend. Kiki nimmt einen galant an der Hand auf eine Reise voller Kurzweil und vielen interessanten Tracks. Und klotzt dabei gar nicht mal mit großen Namen. Den Ausschlag gibt schließlich die Musik, ausgewählt mit dem sicheren Geschmacksnerv und dem Gespür dafür, was richtig zündet.
Inklusive "Rej" des Karlsruher Duos Âme, im vergangenen Jahr in den Setlists verschiedenster DJs wohl eine der meist vertretensten Platten überhaupt. Allerspätestens ab den Flächen von Michael Forzzas Track "Kahana" läutet Kiki dann die Zeit der pathetischen Gefühle ein. Meinetwegen ist das jener gerne mal als Neo-Trance bezeichnete Sound, unterm Strich klingt das alleweil unprätentiös und unaufdringlich – ohne kalkuliert Aufsehen zu erregen zu wollen.
Gleiches gilt für "Gazebo" aus der Feder von Jake Fairley, der seinem Alias Fairmont für die gefühligen Stimmungen hier nun den dunkleren, kompakten Kick gibt und dem Mix den nächsten Klimax, der nächste Hit für James Holdens Label Border Community. Nicht minder beachtenswert erscheint, was Altmeister Robert Hood mit Turners gequältem Nölgesang von "When Will We Leave" anstellt: deep in Detroit geht es zur Sache, samt "schlampig" arrangierten, forcierenden Matschbeats. Da lässt man sich ohne Widerstand mittreiben.
Nebenbei jubelt der Finne den eigentlich 16 Tracks noch neun weitere Stücke unter, in digitaler aufgedröselter Essenz. Hauptsächlich verwendet Kiki dabei seine eigenen, beispielsweise aus dem "Run With Me"-Album ("Run With Me", "End Of The World"). Jene formen "Stoppage Time" von Guy Gerber zu einer geballten Einheit aus Perkussions, pumpender Arpeggio-Bassline, schmatzenden Handclaps plus einem guten Schuss Melancholie und avancieren so gleichzeitig zum heimlichen Höhepunkt des Mixes. In Augenhöhe mit Donal Tierneys "Verse 2 The Chorus", das mit allerhand Tiergedöns und trötenden Elefanten aus André Kramls Knaller "Safari" ein passendes Tuning erhält. Das hat wirklich Hand und Fuß, meine Damen und Herren.
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