laut.de-Kritik

"What the fuck is that? - Das ist die neue deutsche Welle ..."

Review von

War Azads "Der Bozz" die Grundsteinlegung des Labels, so muss dieser Sampler nun den Beweis antreten, das Bozz-Music sich als Gegenpol zu Pelhams 3p auf dem hart umkämpften Frankfurter Rapmarkt durchsetzen kann. Homie Kool Savas hat es mit Optik Records ja erfolgreich vorgemacht.

Der Vater des Labels darf gleich als erster an's Mic, er bringt seine Reime bei "Triumph" im selben Style wie beim letzten Soloalbum: Angezogene Handbremse auf einen schwer rollenden Beat. Doch "Triumph" hält bei weitem nicht das, was der Wu-Tang Clan versprochen hat. Der Beat wirkt nicht ausgereift, eher wie ein recht müdes Zusammenspiel simpler Gitarrenriffs mit lustlosen Keyboardakkorden. Ein ähnliches Problem hat das folgende "Stimme Des Kriegers", wobei hier die pathetische Attitüde besser funktioniert.

Doch spätestens bei "Mach Platz" rocken die Beats wieder, wie man es aus dem Azad-Umfeld gewohnt ist. Sesai rappt gewohnt aggressiv, J-Luv liefert eine gelungene Hook ab. Vielversprechend präsentiert sich auch Sti, allerdings nur vom Flow her. Die Zielgruppe von "Skylines" dürfte wohl auf der Straße zu finden sein. Jeyz hingegen enttäuscht ein wenig - "Musik" auf "Beat" auf "Deep" zu reimen, ist wahrhaftig nicht der Weisheit letzter Schluss. Der All-Star-Track "Kugelhagel" hingegen überzeugt, gerade weil Azad im altbewährten Maschinengewehr-Style flowt. So will man ihn dieser Tage eigentlich öfter hören.

Mit Jonesmann, der sich in diesem Jahr durch einige Collabos ins öffentliche Bewusstsein rappte (unter anderem mit Olli Banjo) hat sich Azad wohl den Rookie of the Year gesichert. Ob er bei "Staubige Straßen" auf ein Violinensample rappt oder bei "Fick Dich" sein Gesangstalent beweist (den Text mal außen vorgelassen), der Junge macht durchgehend eine hervorragende Figur.

Dass Lunafrow, der sein Talent schon im grandiosen "Unaufhaltsam" auf "Leben" unter Beweis gestellt hat, trotz seines eigenwillligen Styles noch immer nicht richtig groß herausgekommen ist, wundert einen langsam ernsthaft. Es steht zu hoffen, dass sein Solodebüt nicht zu weit hinten auf der Liste der Bozz-Veröffentlichungen steht.

"What the fuck is that? - Das ist die neue deutsche Welle, kurz: B-O-Z-Z". Das Label-Anthem "Bozz-Musiker" ist ein gelungener Abschluss des ersten Lebenszeichens eines Labels, das leider nicht voll und ganz überzeugt. Im Gegensatz zu Savas greift Azad bei den Verpflichtungen in die Vollen, aber es ist bekanntlich ja so eine Sache mit Qualität und Quantität ...

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Sti, Jonesmann, Jeyz - Bozz Musiker
  3. 3. Chaker - Stimme des KRiegers
  4. 4. Lunafrow - The day after
  5. 5. Sesai - Mach Platz
  6. 6. Sti - On my mind
  7. 7. Warheit - Stunde der Warheit
  8. 8. Jonesmann - Staubige Straßen
  9. 9. Jeyz - Es ist Zeit
  10. 10. Sti - Skylines
  11. 11. Jonesmann - Fick Dich
  12. 12. Warheit - Kugelhagel
  13. 13. Azad - Triumph

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