laut.de-Kritik
Fragwürdiger Mitschnitt der Hip Hop-Party des Jahrzehnts.
Review von Alexander EngelenOhne Frage, für Backpack-Rapper (und nicht nur für die!) war es die Party des Jahrzehnts, zu der Ami-Komiker Dave Chappelle am 18. September 2004 in Brooklyn, New York lud. Common, The Roots, Erykah Badu, Kanye West, Dead Prez, Jill Scott, Mos Def, Talib Kweli, John Legend, Big Daddy Kane, Kool G Rap - Namen, die dem gemeinen Hip Hop-Fan Tränen in die Augen treiben, standen dort auf der Bühne. Nicht zu vergessen, kam es zu dem für Genre wahrlich geschichtsträchtigen Augenblick der Reunion der Fugees.
Alles Gründe, die einen Mitschnitt dieses denkwürdigen Abends zu einem Pflichtkauf ohne wenn und aber qualifizieren. Doch das Produkt hält leider nicht den Erwartungen stand, die jeder Rapfan in solch einen Silberling steckt. Die schlechte Nachricht: Die Zusammenstellung der Tracks umfasst nicht das Line-up der Block Party (kein Kanye, keine Fugees, kein John Legend), und die Qualität der untergebrachten Performances lässt über weite Strecken zu wünschen übrig. Die gute Nachricht: Starregisseur Michel Gondry hat Dave Chappelle bei der Block Party mit Kameras begleitet und daraus einen Film gemacht, der seit seinem Erscheinen für kollektive Begeisterung sorgt. Für kommende Generationen ist das Ereignis also qualitätsgerecht auf Zelluloid gebannt.
Angesichts dessen ist die Enttäuschung über das Album zu verkraften. Außerdem ist es ja nicht so, dass "Dave Chappelle's Block Party" zu gar nichts taugt. Immerhin gelten besonders die Repräsentanten aus dem Okay Player-Haushalt (Roots, Kweli, Erykah, Mos Def, Dead Prez, Jill Scott) als Garanten für überragende Live-Shows.
Natürlich hat eine live eingespielte Version von Dead Prez' "Hip Hop" etwas Besonderes. Wer die einzigartige Mörderbassline kennt, sollte wissen, was ich meine. Freilich ist es auch eine Freude, zwei der besten Brooklyn MCs - Talib Kweli und Mos Def - gemeinsam auf der Bühne in ihrem Borough zu hören. Auch wenn Kweli so heiser ist, dass seine Stimme der des absolut besten Brooklyn Rappers Notorious B.I.G. gleicht. Sowieso sind auch die stimmlichen Livequalitäten von Erkykah Badu auf dem wunderbar relaxten "Back In The Day" und Grammy-Gewinnerin Jill Scott mit ihrem begeistert performten "Golden" nichts weniger als herausragend.
Trotzdem stören die zahlreichen Übersteuerungen, die hektisch anstrengende Version des The Roots-Klassikers "You Got Me" und, was wohl am schwersten wiegt, der Blackstar-Exklusivtrack "Born & Raised". Auf einem uninspiriert-stampfenden Needlez-Beat schludern hier nämlich Kweli und Mos eine ihrer schlechtesten Zusammenarbeiten hin.
1 Kommentar
Die DVD ist Hammer und Pflicht, das es ein Album dazu gibt, wußte ich gar nicht - braucht wohl kein Mensch.