laut.de-Kritik
Electro, House und Minimal in the Mix.
Review von Christof KlausEine neue Ausgabe der Fabric-Reihe steht ins Haus. Oder besser gesagt: ins House. Die wohl amtlichste aller DJ-Mix-Serien präsentiert auf Nummer 29 ein Set der Tiefschwarz-Brüder. Damit reihen sie sich die beiden in eine hochkarätige Liste aus Namen wie Carl Craig, Grooverider, Fabio, Adam Beyer oder John Peel ein, die der Londoner Superclub Fabric bisher in seine Hall of Fame aufgenommen hat. Tiefschwarz – keine schlechte Wahl, gehören die aus Stuttgart stammenden Ali und Basti Schwarz doch seit einer halben Ewigkeit zum europäischen Housemusik-Inventar.
Nun ist Mix-CD ja nicht gleich Mix-CD. Bei den Fabric-Scheiben steht - im Gegensatz etwa zur "DJ-Kicks"-Reihe, bei der die Künstler meist ihren musikalischen Background aufarbeiten - der klassische Clubkontext klar im Vordergrund. So ist das Ergebnis auch auf "Fabric 29" ein Mix, wie er in jeder Tiefschwarz-Nacht in einem beliebigen Club auf der Welt passieren könnte. Direkt aus dem Plattenkoffer, mit Bauchgefühl. "Wir wollten keinen eklektischen Mix machen, sondern vielmehr zeigen, was uns als DJ-Team interessiert", lässt Ali verlauten und bringt ihr Anliegen dann auf den Punkt: "Wir haben keinen musikalischen Background, wir haben einen Party-Background." Stimmt. Und so schielen die 14 Tracks unmissverständlich auf das, was die beiden meist vor Augen haben bei ihrer stetigen Reise um die Welt: den Dancefloor.
Die Setlist liest sich stilsicher und stimmig: Thomas Schumacher, Kate Wax und Night On Earth werden souverän verknüpft. Und auch der Flow stimmt: Das brüderliche DJ-Duo lässt einen unaufgeregten, schnörkellosen Mix vom Stapel.
Das Set beginnt mit "Grace" von Troy Pierce und Claude VonStrokes "Whose Afraid Of Detroit?" minimal-trocken, ehe der eigene Track "Damage" im M.A.N.D.Y.-Remix erste Vocal-Akzente setzt. Tracy Thorns (Everything But The Girl, Massive Attack) markante Stimme macht den Song zum ersten Highlight des Albums.
4-to-the-Floor und instrumental geht es schnurstracks weiter, fernab vom 'Hände in die Luft'-Funkyhouse. Nein, diese Disko ist tiefschwarz. Kein Hurra-Techno aber auch keine Frickelei bis zum Stillstand. Eine Party für Leute, die Clubs nicht nur aus dem Fernsehen kennen und ein solches Groovepaket aus Minimal, Electro und House zu schätzen wissen.
Gegen Ende packen Ali und Basti dann auch noch ihre eigenwillige Version von Depeche Modes "John The Revelator" aus: Pumpender, ausgelassener Electropop vom Feinsten. Gleich darauf noch Ritons Hymne "The Hammer Of Thor" sowie Roman Flügels sperriger Remix von "Beetles And Spiders" zum Abschluss. Dann geht auch schon das Licht an und die 73 Minuten sind zu Ende.
Eine lohnenswerte und gute Mix-CD ohne Schönheitsfehler. Höchstens den, dass sie vielleicht doch einen kleinen Tick zu homogen wirkt. Ein Stilbruch mehr hier und da hätte sicherlich noch den Zusatzkick gegeben, der ein DJ-Set zu etwas wirklich Besonderem machen kann. Trotzdem ist das zweite deutsche Fabric-Gastspiel nach dem Kölner Michael Mayer allemal spannend genug für eine geschmeidige und elektrisierende Reise durch eine tiefschwarze Nacht.
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