Various Artists - " French Cuts 3"

Der Expertenkreis der "French Cuts"-Samplerserie vertritt in Bezug auf die französische Musikszene in etwa dieselbe Ansicht wie die meisten Fußballfans im Nachbarland hinsichtlich ihrer Nationalmannschaft: die großen Erfolge liegen in der Vergangenheit. Und so überspringt die Mannschaft des Münchner Atomic Cafés wie gehabt anstandslos drei Jahrzehnte, um die tanzbarsten, entlegensten und bezauberndsten Momente im Beat-, Psychedelic-, Soul- und Garage-Bereich aus den französischen Swingin' Sixties zu destillieren.

Das klappt natürlich auch auf "French Cuts 3" mehr als anständig, nicht umsonst haben die Sampler mit den coolen Schlitten auf dem Cover längst einen guten Ruf in der stetig wachsenden French Pop-Szene zu verteidigen. Nun mag selbst der weniger sprachbegabte Hörer überrascht aufhorchen, wenn Jack Treese ausdauernd seinen Refrain "Ich bin ein Elefant" hinaus posaunt.

Aber so war das damals eben, man sang frei von der Leber weg, wie man sich gerade fühlte, ganz egal, was man kurz davor gerade eingeschmissen hatte. Und behauptete nicht John Lennon etwa zur gleichen Zeit "I Am The Walrus"?

Zwar schummelte Chef-Kompilateur und DJ Martin Hemmel mit Notre Dame, Phonoboy, Les Terribles und Janea Et Alfa auch wieder ein paar neuzeitige Kompositionen in die Tracklist, hören tut man das jedoch nicht. Spannender sind ehrlich gesagt auch die älteren Geschichten, wie der Raumpatrouille Orion-Opener mit Gesang (!) von Virginie Rodin, das immer wieder betörend unschuldige Kieksen der Bardot, Larry Grecos Aufreißer-Modbeat oder Thierry Vincents Handclap-Orgie "Munich Party", den der frankophone Musikliebhaber schon vom "Shake Sauvage"-Sampler her kennt.

Mit "Vieille Fille" des alten Rockabillys Eddy Mitchell ist auch jener Song dabei, dessen Anfang dem Münchner Vorzeige-Radiosender M94.5 als Erkennungsmelodie dient, falls dies jemandem ein musikalischer Anhaltspunkt sein sollte. "I'm A Believer" von den Monkees dürften dann wieder alle kennen, hier enthalten in einer französischen Version des Herrn Erick St. Laurent. Ob man den Turtles-Hit "Happy Together" unbedingt in einer neuen Fassung gebraucht hätte, bitte selbst entscheiden. Und wer diesmal Jacques Dutronc vermisst, sollte Claude Channes' "Mon Pote Rallo" antesten.

Wer die ersten beiden "French Cuts"-Compilations besitzt, und in dieser komfortablen Lage befinde ich mich, könnte an der Nummer Drei insgesamt das letzte Quäntchen Zunder vermissen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich vor kurzem die "Beatschuppen"-Veröffentlichung bis zum Anschlag gehört habe (auch Atomic-Sampler, auch Sixties-Underground, auch empfehlenswert) und daher gerade ein bisschen durch bin.

Dennoch: 18 von 25 Songs sind bislang in Deutschland weder veröffentlicht noch verkoppelt worden. Und Pierre Henrys "Psyché Rock" von 1967, bekannt geworden durch Fatboy Slim, muss eh jeder besitzen.