laut.de-Kritik
Bassgebilde türmen sich auf, Breaks zucken und blitzen ...
Review von Gregory BritschEs ist doch immer wieder bemerkenswert, was die englische Musiker- und Produzentenszene abseits vom Mainstream mit ihren Minilabels so alles an Output hervorbringt, von einer scheinbar stets begeisterungsfähigen Presse aufmerksam begleitet und wohl nicht zuletzt Dank einer unübersichtlichen Schar an Piratensendern im Vereinigten Königreich entsprechend verbreitet. Drum'n'Bass, Speed Garage, UK Garage, 2Step und Konsorten schwappten auch schon zu uns aufs europäische Festland herüber. Außer dem erstgenannten indes blieb wohl kein anderer Stil wirklich nachhaltig in Erinnerung. Ein Kommen und Gehen, wobei man schnell mal den Überblick verlieren kann.
Nun also "Grime". "Instrumental dance music" wie Rephlex, das Label von Richard D. James, diesen Musikstil betitelt und der Einfachheit halber als "Grime" unters Volk bringt. Die vorliegende Compilation stellt einen Teil der Protagonisten dieser Szene vor: Mark One, dessen Kumpel Plasticman sowie Slaughter Mob.
Grob gesagt bewegt sich ihr Sound im weiteren Umfeld bereits erwähnter Stilarten bzw. -blüten. Allerhand Bassgebilde türmen sich auf, es bollert hier und wabert da, Breaks zucken und blitzen, Snares scheppern munter vor sich hin und immer wieder mal tauchen kurze Sample und Sprachfetzen auf. Eine von Hall und beeindruckenden Basslines durchzogene, im Großen und Ganzen dunkel gehaltene Atmosphäre, die mitunter bedrohliche Ausmaße annimmt. Alles andere als glatt poliert klingen die Tracks, vielmehr roh und dreckig. Fast schon ein Drift in Richtung Industrial.
Es keimt allerdings der nicht ganz abwegige Verdacht, dass es sich hier letztlich um (noch) eine weitere Spielart des Genres Drum'n'Bass bzw. Garage handelt, die mangels wirklicher Innovation(en) lediglich um ein paar Nuancen variiert und eben mit einem irgendwie schon passenden Label versehen wird. Ob nun Grime, Sublow, Dubstep oder weiß der Kuckuck. Die Grenzen sind fließend.
Unterm Strich jedenfalls eine gelungene Zusammenstellung für Geeks, Nicht-Geeks und all jene, die mal wissen wollen, was man sich unter Grime so alles vorstellen kann. Es bleibt zu befürchten, dass auch Grime zumindest in unseren Breitengraden alsbald in Vergessenheit geraten wird.
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