laut.de-Kritik
Die Kuh wird gemolken, bis das Euter glüht.
Review von Dani Fromm"Das ist der Remix, und da geht einiges!" Weise Worte, die D-Flame einst sprach. Unter der Regie mehr oder weniger kredibler Musiker erblühen Scooter-Tracks zu wahren Perlen, hanebüchenen Absurditäten oder schlichten Lachnummern. In jedem Fall steckt Potenzial für großes Amüsement in dem Vorhaben, Kollegen aus verschiedensten Genres "Hands On Scooter" legen zu lassen.
Nicht zuletzt kündet ein derartiges Projekt, wenn schon nicht von Kritikfähigkeit, dann doch durchaus von erheblicher Selbstironie, zu der Horseman H. P. Baxxter und Konsorten in der Lage sind. Erinnern wir uns: Beim ersten Kontakt mit dieser Idee lag ich flach.
Allein: Nur wenige Wochen nach "Jumping All Over The World - Whatever You Want" einen zwölf Tracks starken Sampler zu veröffentlichen, aus dem bereits acht Titel bekannt sind, grenzt schwer an Fan-Abzocke. Die gruselige Kollabo mit Status Quo fand sich bereits auf dem Vorgänger, sieben weitere steckten in dessen Bonus-Material. Ganze vier neue Nummern bietet "Hands On Scooter": Hier wird die Kuh gemolken, bis das Euter glüht.
Scheiß drauf. Wenn K.I.Z. brüllend Fischpreise erfragen, Jan Delay seine Nike Airs schnürt und über einen kerzengeraden Beat aus dem Hause Moonbootica ravt und Modeselektor in Gesellschaft Otto von Schirachs furztrocken die einzig relevante Frage stellen ("Are you ready ... for the sound of ... Scooter?"), möchte ich immer noch niederknien. "Respect to the man in the ice cream van", wer immer dort gerade Dienst schiebt.
Die Ergüsse der Bloodhound Gang ("Weekend!"), der Aggro-Abordnung, bestehend aus Sido, Kitty Kat und Brüllaffen-Champ Tony D ("Beweg Dein Arsch") und das auf dem Mist Andreas Doraus gewachsene "Aiii Shot The DJ" hinterlassen auch diesmal wenig nachhaltige Eindrücke, ebenso Alexander Marcus' "Nanananananana"-geschwängerte Club-Version der Maffay'schen Tabaluga-Nummer "Nessaja".
Ein erneuter Aufguss von "I'm Raving", diesmal aus dem Mixbecher der Turntablerocker, stinkt, verglichen mit der Moonbootica-Fassung, leider vollkommen ab. Der überaus beknackte Kontrast zwischen Titel und abstrus gebremstem Gesang in der Knorkator-Interpretation von "Faster, Harder, Scooter" sorgt immerhin für ein Schmunzeln.
Ein gutes Kaufargument fährt "Hands On Scooter" am Ende doch noch auf. Auch diesmal kam ich nicht ohne einen amtlichen Lachflash davon. Den bescherten mir RAF, Superdefekt und ein ohne Gleichen durchgeknallter Schorsch Kamerun mit "Sexzwerg (Ich Schwirre)": "Wir lieben den glücklichen harten Kern. Kommt her, dies ist ein Motorroller." Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht: "Wir wollen keine Wiederholungen." Eben. Wir auch nicht.
21 Kommentare
Frage mich warum respektable Electro-Artists wie Modeselektor und Moonbootica bei diesem Dreck mitmachen.
Bei Aggro wundert's mich dagegen gar nicht...Die haben bis auf Sido sicherlich genauso wenig Hirn wir Mr. HP, Spacken, Baxxter...
weils grandios ist?
Also ich find den Beitrag von der Bloodhound Gang super! Schon allein, weil se so oft den grandiosen Satz "Respect the Man in the Ice-Cream Van!" wiederholen...
Und den Beitrag der Kastelruther Spatzen sollte man auch nicht übersehen. Schließlich zeigt einem das wie nah Scooter an Volksmusik sind...
Natürlich bleibt aber der fiese Beigeschmack von Abzocke bei so vielen zuvor veröffentlichten Lieder, das kann man wahrlich nicht leugnen.
Naddel (http://de.youtube.com/watch?v=NYtpa3rrj8k) nicht vergessen!
@freddy («
wie oft ich den satz von leuten gehört habe, die mir dann im laden die vorführplattenspieler ramponiert haben, kann und möchte ich nicht zählen. »):
Wie haben die das eigentlich hingekriegt? Is doch nich so schwer den Arm auf die Platte aufzulegen.
... sollte man meinen, ja.