laut.de-Kritik
Und Jim Morrison lächelt vom Himmel herab ...
Review von Daniel StraubEine ganze CD nur mit Coverversionen des legendären The Doors Klassikers "Light My Fire": puuuh, das kann ja heiter werden, schwirrt mir als erstes durch den Kopf. Ganze 16 mal "You Know That It Would Be Untrue" am Stück. Textzeilen, die einem seit der Teenagerzeit für alle Ewigkeit ins Gedächtnis gebrannt sind. Doch was zuerst nach einer langweiligen Aufbereitung eines Ohrwurms aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als überaus spannende Rezeptionsgeschichte eines Popsongs par excellence.
"Light My Fire" stand ganz am Anfang der Karriere von The Doors. Gleich auf ihrem Debütalbum findet der von Gitarrist Bobby Krieger geschriebene Song seinen Platz, erscheint im Frühjahr 1967 sogar Single-Format und bildet mit seiner leichten Melodie einen Kontrapunkt zu den schwermütig balladesken Arrangements von "The End". Vielleicht mit ein Grund, warum sich das Lied einige Monate später im Juli '67 an die Spitze der Charts, zum Sommerhit auswächst und bereits kurz darauf in zahllosen Verkleidungen immer wieder kehrt, bis heute.
Leider konzentriert sich die Zusammenstellung "Light My Fire" überwiegend auf die späten 60er und frühen 70er Jahre. Die jüngste Vergangenheit, in der sich unter anderem Massive Attack am The Doors-Erbe versuchten, bleibt bis auf Mike Flowers Pops aus dem Jahr 1996 ausgespart. Was neben der schnellen Akzeptanz bei den Zeitgenossen noch auffällt, ist der hohe Anteil schwarzer Musiker, die sich in Kriegers Worten und Melodie wieder entdeckten und dem Song ihre Seele einhauchten.
Al Green tat dies mit viel subtilem Feinsinn, der den Textzeilen des Refrains eine beschwörend eindringliche Note verleiht und zu den gelungensten Interpretation auf "Light My Fire" zählt. Ganz oben spielt auch "Goldfinger"-Stimme Shirley Bassey mit, deren Adaption, von opulenten Orchesterarrangements getragen, die Stärken ihrer einzigartigen Stimme in Vollendung zur Geltung bringt. Der Reigen der großartigen Coverversionen komplettiert Booker T. & The MG's, die ihrer Version einen unaufgeregten Jam-Session-Charakter geben.
Eher unter der Rubrik Kuriositäten zu verbuchen sind Beiträge wie Horst Jankowskis eingedeutschte "Light My Fire"-Version. Schmalzige 70ies Easy Listening-Instrumentierung trifft auf lyrische Höhenflüge wie "Vielleicht ist alles gar nicht wahr, vielleicht auch nur ein Abenteuer, doch wir spüren die Gewalt, und auf einmal brennt das Feuer". An solche Sünden sollte man sich 30 Jahre später eigentlich nicht mehr erinnern müssen. Doch die Geschichte kann manchmal unerbittlich sein.
Zum Glück aber überwiegen auf "Light My Fire" die positiv besetzten Erinnerungen eindeutig. Und so regt selbst eine Peinlichkeit wie Jankowskis weichgespülte Interpretation höchstens zum Schmunzeln an, ohne das Gesamtbild in Mitleidenschaft zu ziehen.
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