laut.de-Kritik
Schmutzig und stylish: Dieser Housesound geht steil.
Review von Gregory BritschSeit Dixon und Âme mit Innervision das Sonar Kollektiv verließen, um fortan unabhängig ihrer Mission nachzugehen, geschmacksichere Housemusic unters Volk zu bringen, könnte man befürchten, dass das in Berlin ansässige Plattenlabel von Jazzanova diesbezüglich nichts mehr Adäquates zu bieten hat. Weit gefehlt.
Schließlich gibt es im Kollektiv Slope oder neuerdings sogar Fauna Flashs Roland Appel, der mit "Dark Soldier" nicht nur auf der Miami Winter Music Conference für Aufsehen sorgte. Und natürlich die Member Of The Trick-Reihe, die seit 2006 unter der Regie von Trickski erscheint.
Trickski, das sind die ursprünglich aus Freiburg stammenden, jetzt in Berlin lebenden Yannik Labbé und Daniel Becker, die vor zwei Jahren mit "Hormony" bzw. "Sweat" auf sich aufmerksam machten. Letztgenannter Track schaffte es sogar auf den Carl Craig-Mix für die Fabric 25-Compilation.
Labbé und Becker nutzen MOTT indes nicht nur als eigene Spielwiese, sondern betrachten diese als Möglichkeit, anderen Produzenten eine Plattform zu bieten: Leroy & Darnell aus Detroit, Schmutzig De Mutzig (Irfane vom Sonar Kollektiv-Act Outlines), Future Beat Investigators (Lil' Tony, Roberto Rodriguez & Kimmo Oksanen). Außerdem Skwerl aus Wien sowie der Bosnier Solomun, der schon bei Liebe*Detail und Diynamic veröffentlichte.
Nach lediglich sieben Veröffentlichungen bringen Labbé und Becker ihre Members Of The Trick nun in einer Zusammenfassung aus exklusiven Tracks und Edits an den Start. Schmutzig-stylischer, teilweise richtig steil gehender Housesound, der auch mit ein wenig Rumpeln immer noch mehr als passabel dasteht.
Druckvoller Shit wie Trickskis "Move Me", mit Drummer Hans Blitz, der bereits Mocky und Headman aushalf, zeigt, wie dynamisches Schlagzeugspiel so manchen Drumcomputer in den Senkel stellt. Passend dazu auch die Textzeile "One-finger-music drives me nuts". Und nicht nur wegen der Cowbell kommt einem dabei DFAin den Sinn.
Die Future Beat Investigators beweisen in ihren Recherchen zu "All I Want" hingegen den richtigen Groove-Riecher, der mit einer Minimal-Bassline und hypnotischen Klangmustern aus dem Sequenzer eine Punktlandung setzt. Skwerl bringt auf "All Woman" den Tower Of Power-Sänger Hubert Tubbs an den Start. Dieser schmettert enthusiastisch "We came to party / We came to play", während der Wiener ein einnehmendes Detroitambiente aus typischen, warmen Flächen und Strings, getragen von einer pulsierenden Bassline entwirft.
Solomuns "Keep Control" im Remix von Pantha Du Prince reicht an das Original nicht ganz heran, seine luftige "Black Rose" mit angedeuteten Housepianoklängen und getragenen Streichern zielt auch in eine andere Richtung. Als kleines Präsent gibts zum Schluss noch einen Trickski-Remix von "Journeyman" des SK-Labelkollegen Forss.
Dieses Stück war bisher nur in Japan erhältlich und stellt die erste gemeinsame Arbeit von Yannick Labbé und Daniel Becker dar. Spoken Word-Performance auf Broken Beat, Stakkato-Drums, Killer-Keys und im Hintergrund deeper Ambient. So kann sich House auch anhören.
Noch keine Kommentare