laut.de-Kritik

Moses Pelhams Lieblingsplatten für den späten Sonntagabend.

Review von

"Es gibt weiß Gott sinnlosere Black-Music-Compilations" urteilte Kollege Dobler über den ersten Nachtschicht-Sampler - und ich möchte mich dem, was den zweiten Teil betrifft, vorbehaltlos anschließen. 3p-Labelboss Moses Pelham und Bayz Benzon spielen in ihrer Show auf Planet Radio Lieblingsplatten, und die sind ebenso liebevoll ausgewählt wie zusammengestellt. Tatsächlich haben wir hier einen angemessenen Soundtrack für den späten Sonntagabend.

Craig Armstrong bietet mit einem wunderbar entspannten, piano-durchwobenen Instrumental eine harmonische Grundlage für die glasklare Stimme von Cocteau-Twin Elizabeth Fraser: "This Love", ein perfekter Auftakt für eine Reise durch die Nacht. Die gelassene Stimmung bleibt in "Still Here" erhalten, leichte Flamenco-Anklänge lassen Urlaubsatmosphäre aufkommen. Auch Jill Scotts Gesang beeindruckt, wie eigentlich immer, wenn sie zu singen anhebt - Gänsehaut ist vorprogrammiert.

Überhaupt sind es die Stimmen, die den besonderen Reiz der "Nachtschicht" ausmachen. Wo Jill Scott ist, ist Philadelphia-Kollege Musiq selten weit. In "Seventeen" erfreut er mit hervorragenden souligen Tönen und den Ausführungen, wie dumm es doch sein kann, ist die Liebste minderjährig. Das leicht kratzige Organ von Anthony Hamilton, einst Backgroundsänger von D'Angelo, harmoniert perfekt mit den Orchesterklängen in "Coming From Where I'm From", die dem Stück den Charme eines alten Motown-Klassikers verleihen.

Neo-Soul-Lady India Arie interpretiert mit "The Truth" einen der rührendsten Love-Songs, die jemals aufgenommen worden sind. Diese Nummer kannte ich bisher nur in einer Doctor's-Darling-Version von Sweet Cess; auch da eine unfassbar kitschige, wunderbare Schnulze. Mit akustischer Gitarre hier: zum Weinen schön.

Klar, dass auf die Beats Wert gelegt wird. Man sollte nicht vergessen, dass Moses Pelham die Auswahl traf. So verfügen selbst sachte, langsame Nummern wie "Always Will" oder das bereits erwähnte "Seventeen" über nachdrückliche Bässe. "Dipset Anthem" der Diplomats bounct gut, wirkt allerdings in der entspannten Zusammenstellung ein wenig verloren.

Wesentlich besser fügt sich MC 900 Ft. Jesus ins Gesamtkonzept ein. "The City Sleeps" groovt gelassen vor sich hin, vermittelt perfekt das Gefühl, durch eine schlafende Stadt zu laufen, und liefert nebenher auch gleich noch ein paar Anregungen für sehr interessante Freizeitaktivitäten. Pyromanisch veranlagte Mitmenschen überspringen diesen Track, für alle anderen sei er mein Anspieltipp.

Für Nachtarbeiter, die ihre Konzentration zusammenhalten müssen, ist diese Compilation ungeeignet - gedankliches Abdriften garantiert. Zum Chillen und für gediegen beschalltes Einschlafen ist die zweite Nachtschicht dagegen bestens zu brauchen.

Trackliste

  1. 1. Das hier is' die Nachtschicht - Moses Pelham & Bayz Benzon
  2. 2. This Love - Craig Armstrong feat. Elizabeth Fraser
  3. 3. Still Here - Jill Scott
  4. 4. Seventeen - Musiq Soulchild
  5. 5. Always Will - Tweet
  6. 6. Comin' From Where I'm From - Anthony Hamilton
  7. 7. Friend Of Mine (Remix) - Kelly Price feat. R. Kelly & Ronald Isley
  8. 8. I Wansumo - Calvin Richardson
  9. 9. Dipset Anthem - The Diplomats
  10. 10. The City Sleeps - MC 900 Ft. Jesus
  11. 11. The Truth - India Arie
  12. 12. Small - Lamb
  13. 13. Electronique Love - Jean F. Cochois
  14. 14. Absorbe Mes Pensées - Matt
  15. 15. The Beggar - Mos Def
  16. 16. Highlights - Van Hunt
  17. 17. Zion - Soul II Soul

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