laut.de-Kritik
Hier gehen Udo Lindenberg, 213 und Moloko zusammen.
Review von Eberhard DoblerEinem persönlichen und deshalb untypischen Musikgeschmack frönen Moses Pelham und Bayz Benzon in ihrer sonntäglichen Nachtshow beim hessischen Sender Planet Radio. Ob Pop, R'n'B, Udo Lindenberg, Hip Hop oder Moloko - die Platte zur Sendung wirkt trotz manchem Stilbruch wie aus einem Guss. Dabei dürfte ein Großteil der Songs selten Eingang ins alltägliche Formatradio finden.
"Nachtschicht Vol. 1" eignet sich zum nächtlichen Cruisen respektive abendlichen Wieder-Runterkommens. Der Titel der Sendung, die sich bevorzugt an Black Music-Fans wendet, ist insofern treffend gewählt: Die Platte lädt zum Chillen, Kuscheln, Nachdenken und Kopfnicken ein. Zu Beginn reden jedoch Udo Lindenberg und der Freundeskreis mit der Kollabo "You Can't Run Away" erst mal frustrierten Teens ins Gewissen.
Dave Hollisters R'n'B "Favourite Girl" leitet dann zu den von Violin-Samples unterlegten französischen Raps von Faf Larage über. Daneben vertreten das legendäre Westcoast-Trio 213 (Warren G bleibt einfach einer der smoothesten Rapper, und Nate Doggs Singsang kommt sehr lässig) sowie das Kölner Rap-Urgestein Tatwaffe (feat. G-Style) den Hip Hop. Bouncend geht es auch bei Sens Uniks Déborah im Enfants Terrible Club Mix zu. Die US-Polit-Rapper Dead Prez geben ihren deep entspannten Old School-"Mind Sex" zum Besten.
Molokos "The Time Is Now" bleibt einer jener seltenen Alltime-Favorites, auf die sich Underground und Mainstream einigen können. Die norwegischen Jazz-Erneuerer Sidsel Endresen und Bugge Wesseltoft kommen dagegen ohne Rhythmus-Gerüst aus und covern Paul Simons "Fifty Ways To Leave Your Lover" einzig von einem Bar-Piano begleitet.
Seine eigenen 3p-Signings wie Franziska oder Cassandra Steen (Glashaus) enthält Moses den Hörern ebenfalls nicht vor. Für Bush-Fans könnte der minimalistisch, sphärische Hip Hop-Mix zu "Letting The Cables Sleep" interessant sein, und mit Jamiroquais "Morning Glory" gleiten vom Arbeitstag Erschöpfte sanft in den Schlaf hinüber.
Melancholie, Hoffnung, Pathos und bouncende Rhythmen stellt Moses unterm Strich mit einem sicheren Händchen zusammen. Es gibt weiß Gott sinnlosere Black Music-Compilations.
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