laut.de-Kritik
Die demokratischste Form des Musizierens.
Review von Mathias MöllerPunkrock stellt - den tradierten Vorurteilen nach - eine sehr demokratische Form des Musizierens dar: selten werden mehr als drei Akkorde benötigt, eine Gitarre, ein Bass und ein Schlagzeug können eine ganze Menge Lärm veranstalten. Die wohl einzige Musikrichtung, deren Musiker sich mitunter damit brüsten, sie hätten nur das allernotwendigste Talent, ist daher auch anfällig für übermäßig viele Coverversuche.
Die Motive fürs Covern sind dabei unterschiedlich. Entweder ein Stück wird gehasst und deswegen verhackstückt, oder man huldigt alten Jugendlieben und großen Vorbildern. Das kann gut gehen und - wie Me First And The Gimme Gimmes bereits mehrfach bewiesen haben - recht kurzweilig sein, nicht selten sind allerdings auch Griffe ins Klo dabei. "Punk Chartbusters" dokumentiert beide Seiten der Medaille aufs Gründlichste.
Der Einstieg gelingt mit einer Variante des Beastie Boys-Klassikers "Fight For Your Right" noch sehr vielversprechend. Alice D. rumpeln sich in Rekordgeschwindigkeit durch die Party. Doch dann gehts auch schon los. D. Sailors lassen die Betten viel zu lange brennen, spätestens nach zwei Minuten wirds langweilig. Wieder besser machen es NOFX, allerdings ist ihr "Champs Elysee" schon etwas sehr bekannt.
Weiter geht es durch die Musik der Hippie-Generation mit "If I Had A Hammer", "Born To Be Wild", "Rose Garden" oder "Son Of A Preacher Man". Die Achtziger werden mit Nachahmungen von Madonna ("La Isla Bonita") , Duran Duran ("Ordinary World") und Wham! ("Last Christmas", was sonst?) in die Mangel genommen. Als Vertreter der musikalischen Neuzeit bekommen die Backstreet Boys, Christina Aguilera, der Williams Robbie und T.a.t.u. ihr Fett weg.
Die respektlosen Neuinterpreten sind in der Mehrzahl deutsche Bands, angeführt von den Toten Hosen und der Terrorgruppe. Rod von den Ärzten und Ingo von den Donots verstecken sich bei anderen Bands. International bekannte Punkrocker machen sich rar, lediglich genannte NOFX und Snuff sind vertreten. A propos, viele Songs auf der Compilation sind - so wie "A Lovers Concerto" der Engländer - schon an anderer Stelle erschienen.
Die beiden Scheiben sollen zum Preis von einer verkauft werden, dennoch muss man sich fragen, ob nicht eine Platte gereicht hätte. Denn ein paar Highlights sind in der Tat unter den mediokren Chartbustern zu finden. Der Barmbeker Urknall intoniert großartig "Ring Aus Feuer", die Berliner Cueball heulen wunderbar "Viva Forever" und auch die Sondaschule-Version von "I Wanna Get High" kann sich hören lassen.
Die zwei schönsten Perlen finden sich auf dem zweiten Silberling, Schrottgrenzes erklärt der Münchener Freiheit seine Liebe, Chefdenkers Interpretation von "Der Letzte Stern" der Overground-Bubis gerät zur Hommage an das wohl bekannteste Riff der Rockgeschichte. Doch um dahin zu kommen, muss man seinen Ohren eine ganze Menge zumuten.
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