laut.de-Kritik
Kölner Elektro - schwitzfrei fürs heimische Sofa.
Review von Jasmin LützFreitagabend ist in Köln "Studio-Tag". Zumindest für viele Zugezogene (Kollege Mengele). Als Einheimische (ich) wird man förmlich dazu gezwungen, mit in den beliebten Kölner-Untergrund zu kommen. Aber es lohnt sich. Zuerst gemütlich ein paar Cocktails trinken, der eine oder andere zieht sich noch was durch die Nase und dann geht es nach Mitternacht in Richtung Innenstadt.
Und jetzt gibt es voll was auf die Ohren. Mit tanzbarer Elektronik begleiten einen die Residents Michael Mayer (auch hier auf CD vertreten und Labelmacher von Kompakt), Tobias Thomas und Special Guests bis in den frühen Samstagmorgen.
Dank des Kulturamts kann man guten Gewissens mit der mittlerweile 3. Ausgabe der Compilation "The Sound Of Cologne" auch mal zu Hause bleiben. Hier bekommt man die fette Dröhnung auf zwei CDs handlich und schwitzfrei fürs heimische Sofa. Wobei man nicht lange auf seinem Allerwertesten sitzen bleibt.
CD1 protzt mit der guten alten Techno-House-Schule. Los geht's mit Justus Köhnke. "Was ist Musik?" fragt er. "Vielfältig!" antwortet der Sound of Cologne. Hier tanzen alle Popmäuse. Und hier battlet das Who is Who der Kölner Elektronik-Szene. Frank Martiniq, The Modernist, Mathias Schaffhäuser (Ware Records), Wassermann alias Mike Ink und Ill-Young Kim, um nur einige zu nennen. Salz bestechen alleine durch ihren Track-Titel "I Don't Like Kraftwerk"!
Verspielter und experimenteller geht es dann auf der zweiten CD weiter. Drum'n'Bass-Elektro-Pop-Sounds. Meine persönlichen Favoriten: Harald Sack Ziegler feat. Marcus Schmickler. Hier sei zu erwähnen, dass man Herrn Ziegler auf jeden Fall mal live erleben muss. Er beherrscht das Komponieren und Musizieren mit analogem Spielzeug wie kein anderer. Egal ob mit Barbie oder Badewannen-Delphin.
Die Domstadt ohne Hans Nieswandt kann man sich auch nicht mehr vorstellen und daher ist der Produzent und Autor natürlich mit "Keep' Em Busy" vertreten. Gemütlich und mit süßer Stimme überzeugen Bob Humid & Twila.Too vom Serve & Destroy-Label. Auch nicht fehlen dürfen die Wahl-Kölner Coloma, die mit ihrer Musik einen weiteren, neuen elektronischen Pop-Punkt gesetzt haben.
Also, für alle, die das Jecke-Nachtleben noch nicht kennen und bald die lustige Stadt am Rhein besuchen möchten, sei dieses klangvolle Doppelpack wärmstens zu empfehlen. Ein hörbarer Reiseführer durch die bunte Kölner Elektronik-Szene. Die Popkomm zieht nach Berlin? Das sind doch mal erfreuliche Nachrichten. Wer braucht schon diese Föttchesföhler? Den Sound Of Cologne gibt es eh nur in Kölle und die Gitarren sind auch wieder am Start, yeah!
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