laut.de-Kritik

"Somethin' Stupid" ... wer hat da noch dahinter gesteckt?

Review von

"'Somethin' Stupid' ... Wer hat noch dahinter gesteckt?" muss sich jemand gefragt haben, als das Lied in Robbie Williams' und Nicole Kidmans Version letztes Jahr aus der Versenkung die Charts stürmte. Die Antwort lautet: Lee Hazlewood, ein in den 60er und 70er Jahren erfolgreicher Komponist und Produzent, der sich vor allem mit Nancy Sinatra einen Namen gemacht hat und für sie unter anderem auch "These Boots Are Made For Walking" schrieb.

Welch eine Ehre also, nach fast zwei Jahrzehnten Rückzug aus dem Musikbusiness von einer Speerspitze an Independentgrößen gehuldigt zu werden. Den Anfang machen die in Kritikerkreisen angehimmelten Lambchop mit einem kurzen Lied, das Kurt Wagner mit einem lakonischen "In the beginning there was nothing, but it was kind of fun watching the nothing grow" einleitet. Madrugada hören sich auf dem zweiten Stück gothisch-barock an, Calexico dagegen typisch wie Calexico, diesmal mit gelungener weiblicher Begleitung.

"Sleep In The Grass" ist fast ein Mitschunkler, St. Etienne bringen einen Hauch Erotik mit ein. Jarvis Cocker findet bluesige Verwegenheit in "The Cheat", eine ätherische Kathryn Williams nimmt die Stelle ein, die bei solchen Aufnahmen normalerweise Heather Nova zusteht. Tindersticks sind gewohnt modrig, Kid Loco bringt zum Schluss noch ein bisschen Rhythmus in die Sache.

Es ist leicht zu erkennen: Durchhänger gibt es keine. Die größte Errungenschaft der Produktion ist, mit den ursprünglichen Versionen zu spielen, mit ihrem orchestralen Kitsch und den Texten voller Doppeldeutigkeiten. "I've been good, I've been mean, I've been looking for a cocain sheet" (oder "Coke machine"?) heißt es zum Beispiel im Duett in "Got It Together Again". Was wir tun ist egal, in 100 Jahren sind wir eh alle nur Blumendünger, dagegen sinnesgemäß in "We All Make The Little Flowers Grow".

Während "Total Lee!" einen sehr gelungenen Chill Out-Soundtrack liefert, ist die Parallelveröffentlichung "For Every Solution There's A Problem" eher etwas für eingefleischte Hazlewood-Fans. Aus den "Lee Hazlewood Archives" rekrutiert, ist es eine eher spröde, wenn auch heterogene Sammlung an bisher unveröffentlichten Aufnahmen. Mit seiner nörgeligen, immerzu leidenden Stimme und einfacher Gitarrenbegleitung erinnert Hazlewood an Townes Van Zandt, schafft es aber nie, ihm auch nur ansatzweise nahe zu kommen.

Trotzdem: Die Wiederentdeckung Lee Hazlewoods ist zweifellos eine gute Tat. Und beginnt mit einem der seltenen Tribute-Alben, in denen die Interpretationen mindestens so genau so gut sind wie die Originale.

Trackliste

  1. 1. I'm Glad I Never (Lambchop)
  2. 2. Come On Home To Me (Madrugada feat. Neil McNasty)
  3. 3. Some Velvet Morning (The Webb Brothers)
  4. 4. Sundown, Sundown (Calexico feat. Valerie Leulliot)
  5. 5. Sleep In The Grass (Johnny Dowd)
  6. 6. Got It Together Again (St. Etienne feat. Nathan Bennet)
  7. 7. The Railroad (St. Thomas)
  8. 8. A Cheat (Jarvis Cocker & Richard Hawley)
  9. 9. No Train To Stockholm (Erlend Oye)
  10. 10. Soul's Island (The Amazing Pilots)
  11. 11. Easy & Me (Kathryn Williams)
  12. 12. My Autumn's Done Come (Tindersticks)
  13. 13. We All Make The Little Flowers Grow (Stephen Jones & Luke Scott)
  14. 14. Sand (Calvin Johnson & Mark Pickerel)
  15. 15. Summer Wine (Evan Dando & Sabrina Brooke)
  16. 16. If It's Monday Morning (Kid Loco feat. Tim Keegan)

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