laut.de-Kritik
Motörhead, Vision Of Disorder und andere covern die 80er Glam Rock-Band.
Review von Stefan Johannesberg"Twisted Sister, Come Out And Play/Twisted Sister, Come Out And Plaaayyyy". Nach über zehn Jahren schiebt die "Schwester" noch ein letztes Mal den Gullydeckel beiseite und findet den Weg ans rockende Tageslicht. Doch diesmal sind Mannen um Frontschwein Dee Snider nicht allein, sie haben sich tatkräftige und ergebene Unterstützung ausgesucht. Etablierte Rock- und Metalbands wie Motörhead, Overkill, Anthrax, Cradle Of Filth, Hammerfall, Nashville Pussy oder Joan "I Love Rock'n'Roll" Jett ließen alles stehen und liegen, um die alten Twisted Sister-Klassiker interpretieren zu dürfen. Denn diese Hardrockgruppe aus den Achtzigern hat zu Lebzeiten gerockt wie AC/DC, Kiss und Guns'n'Roses zusammen.
Es stellte sich für die covernden Künstler die Frage, wie sie die grandiosen Originale auch nur annährend erreichen sollten. Doch die meisten haben sich mehr als achtbar aus der Affäre gezogen. Sie versuchen zum Glück gar nicht erst, die Sister-Songs zu übertreffen. Viel mehr bringt jede Gruppe ihren eigenen Stil, ihre eigene Identität mit ein, auch wenn der Schuss manchmal nach hinten losgeht. So schießen die Versionen von Cuck D "Wake Up The Sleeping Giant", The Step Kings "Burn In Hell", Fu Manchu "Ride To Live (Live To Ride)" und Sevendust "I am (I'm Me)" am Ziel vorbei. Chuck Ds Nummer kann man unter gut gemeint abhaken. Andere Gruppen kommen dagegen so unrockig und lasch herüber wie eine Backstreet Boys–Badehose.
Der Rest hat es jedoch in sich. Lemmy fordert heiser und kompromisslos wie eh und je "Shoot Em Down", und die Nashville Pussys interpretieren "The Kids Are Back" in dreckigster Punkrock/Stoner Rock-Art. Nine Days machen aus "The Price" einen wunderschönen, balladesken Pop/Rock-Song, der Three Doors Down gut zu Gesicht gestanden hätte. Die schwedische Heavy Metal-Combo Hammerfall nimmt sich den besten Twisted Sister-Track "We're Gonna Make It" in bester Manowar-Manier zur Brust. Den Vogel schießen aber die Black Metaller von Cradle Of Filth ab. "The Fire Still Burns" ist ja im Original eher ein Ballade, ein etwas schwächeres Stück der Sisters, aber was Cradle Of Filth hier abliefern, ist schier unglaublich. Das Lied ist in dieser überarbeiteten Form absolut reinster und vor allem feinster Black Metal. So sollen Coverversionen klingen.
Ein Remake der besonderen Art gibt es zum Schluss. Twisted Sister geben ihren Fans mit dem AC/DC-Song "Sin City" noch ein Sahnebonbon in die volle Wundertüte. Brüllaffe Dee Snider macht Bon Scott alle Ehre, und der Rest rockt, als hätte es die letzten zehn Jahre nicht gegeben. "I'm An SMF", es lebe Twisted Fuckin' Sister.
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