laut.de-Kritik

Kanye, The Roots und die Fugees auf einem Konzert.

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Während der Vorspann läuft, hört man einen Motor, der nicht anspringt. Zwei alternde Afroamerikaner versuchen, ein Auto zum Laufen zu bekommen. Dave Chappelle gesellt sich mit seinem Megaphon hinzu und allein durch seine Präsenz bekommt die Szene etwas sketchhaftes. Der Comedian hält sich in der Folge erfrischend zurück, denn hier geht es um eine Block Party der Superlative: "This is the concert I always wanted to see", wie Chappelle es nennt. Wenn man berühmt ist, kann man sich so etwas leisten: die Roots, Kanye West, Mos Def, Common, Talib Kweli, Dead Prez, Erykah Badu, Jill Scott und die Fugees auf einem Konzert!

"Dave Chappelle's Block Party" ist eine bunte Mischung aus Konzertfilm und Dokumentation eines Events. Die Party stieg am 18. September 2004. Großartige Live-Performances der Größen des Hip Hops und des Neo-Soul wechseln sich mit intimen und kuriosen Szenen aus dem Umfeld der Veranstaltung ab. Chappelle selbst lädt Bekannte und wildfremde Menschen aus seinem Heimatort zum Konzert ein, überredet sogar eine Marching Band, nach New York zu kommen.

Direkt neben der Bühne, die an einer Straßenecke in Brooklyn liegt, lebt ein Hippiepärchen in einem halb verfallenen Haus. Auf der anderen Straßenseite gibt es eine Kita, von dessen Dach aus einige Gäste das Festival verfolgen. Alle möglichen beteiligten Leute stellt Dave Chappelle vor, zwischendurch gibt es musikalische Einlagen aus dem Backstageraum, und natürlich auch von der Bühne. Darunter finden sich einige Performance-Perlen. "Move Somethin'" von Kweli wird komplett mit Bläsern und funky Bassline intoniert, der absolute Hammer ist allerdings sein Duett mit Mos Def, wenn sie ihr "Definition" einer frenetisch jubelnden Masse darbieten.

Kanye West spielt sein "Jesus Walks" mit Marching-Band-Unterstützung, ein weiterer Höhepunkt stellt der Auftritt der großartigen Dead Prez dar. Respekt an Chappelle, sie mit an Bord genommen zu haben! Zwischendurch steht der Schlacks selbst auf der Bühne und battlet einen selbsternannten MC, der aussieht wie Mr. T, dazu reißt er ein paar Witze. Irgendwann beginnt es zu regnen, aber niemanden scheint das sonderlich zu stören. Die Konzertbesucher, die bis zum Tag der Party nicht wussten, wo sie stattfindet, feiern die Roots genauso ab wie die Soulsisters Scott und Badu. Jeder Künstler legt sich voll ins Zeug, man merkt allen Beteiligten an, dass sie Spaß haben. Die Zuschauer dürften derweil das Konzert ihres Lebens erlebt haben.

Zumal am Ende so etwas wie ein musikalisches Wunder passiert: die Fugees kommen für diesen einen Abend wieder zusammen. Wer hier nicht beseelt nach Hause gegangen ist, hat kein Herz für schwarze Musik. Video-Regisseur Michel Gondry setzt das Event gebührend in Szene, gekonnt mischt er Performance-Sequenzen mit Proben und dokumentarischen Elementen. Man bekommt so nicht nur den Eindruck, als wäre man dabei gewesen, sondern erhält einen tiefgehenden Blick hinter die Kulissen der Veranstaltung. Einziger Kritikpunkt: Man kann sich nicht nur die Konzerte ansehen. Das wäre ein feines Extra für die DVD gewesen.

Trackliste

  1. 1. Dave Chappelle's Block Party

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