laut.de-Kritik

Was MTVIVA dem Metalfan vorenthält.

Review von

Unter dem Motto "See what the video channels didn't want you to see" schicken Century Media 18 ihrer Bands ins Rennen und präsentieren zum Preis einer normalen CD eine durchaus interessante DVD. Die zum größten Teil vom aktuellen Rundling entnommenen Videoclips sind durch die Bank solide produziert und machen sich unterm Weihnachtsbaum recht ordentlich.

Wie immer gibt es ein paar Combos, die zum einen das nötige Budget bekommen und sich zum anderen auch die Mühe machen, eine gewisse Storyline in die Clips unterzubringen. Dazu gehören Napalm Death, die zwar meist in einem schlichten, weißen Raum filmen, aber auch ein paar Sequenzen mit Barney als Politiker integriert haben. Zusätzlich taucht am unteren Bildrand, passend zum Titel "Silence Is Deafening", jemand auf, der den Text in Gebärdensprache mitmacht.

Auch Nevermore haben sich ein paar gespielte Szenen einfallen lassen, in denen sie anscheinend überprüfen wollen, was aus dem Opa im "Unforgiven"-Video von Metallica geworden ist. Der buddelt offensichtlich immer noch. Leider laufen Ton- und Bildspur mal wieder nicht ganz synchron, was den Sehgenuss ein wenig schmälert. Nocturnal Rites meinen das hoffentlich nicht ernst, haben aber einige Grinser auf ihrer Seite. Was wollen die einem mit dem ständigen Rumgewetze sagen? Ihr könnt davon rennen, wir spielen trotzdem?

Die besten natürlichen Kulissen haben sich Shadows Fall und Orphaned Land ausgesucht. Während die Amis auf einer genialen Meeressteilküste zocken, haben sich die Israelis ebenfalls in ihrem Heimatland umgesehen und ein paar imposante Straßen und Bauwerke als Kulissen gewählt. Beide haben aber auch schauspielerisch ein wenig gearbeitet. Zu Strapping Young Lad - tja, was soll ich sagen ... knorke ohne Ende. Dass Devin die Glühbirne irgendwann frisst war klar, frei schwebende Bandmaschinen verwundern mich bei denen überhaupt nicht und 'ne Kettensäge sollte man auch keinem der Jungs in die Hand drücken.

In Sachen Humor liegen Diecast ganz weit vorne. Die schießen den Vogel ab, indem sie so ziemlich jedes Hip Hop-Video verarschen und sich dabei gleich selbst noch mit auf den Arm nehmen. Großartig ist vor allem die MILF in dem Video! Der zweite Platz in Sachen Humor geht an die Finnen von Sentenced, die ihren Abschied wirklich bis ins Detail zelebrieren. Natürlich ist der Spaß der Jungs wieder kohlrabenschwarz und es schwingt in den Bildern jede Menge Melancholie mit - das Ende ist super. Is schon klar Jungs, ihr wollt nicht rocken, bis ihr 60 seid.

Bei Extol bedaure ich ein wenig, dass sie die Story nicht konsequenter durchgezogen und sämtliche Musikszenen weggelassen haben. Die Idee hinter dem Konzept ist jedenfalls interessant. Naglfar sind nicht übermäßig originell, tun aber gut daran, ihren Clip sehr düster und fast ganz in schwarz-weiß zu halten. Das passt zur Stimmung des Sounds. The Haunted übertreffen sich ebenfalls nicht selbst, aber zu dem Gehämmer passen die kurzen, prägnanten Nahaufnahmen nun wirklich.

Von Dark Tranquillity hätte ich schon etwas mehr erwartet als ein paar Videoeffekte und eine am Computer generierte Landschaft. Okay gemacht, aber auf seine Weise leider ähnlich enttäuschend wie das letzte Album. Dafür haben Impaled einen richtig schön trashigen Schwarz-Weiß-Streifen abgedreht. Der ist genauso durchgeknallt wie die Band selbst und passt auch gut zu einem Titel wie "Preservation Of Death". Was will man mehr.

Zu den recht einfallslosen bzw. mit nur knappen Mitteln ausgestatteten Bands gehören schließlich noch Manntis, die mit einem Video langweilen, das die Band auf der Bühne und die Fans beim Hirn raus pogen zeigt. Firewind sind halt Helden und für die großen Posen zuständig. Immerhin konnten sie sich ein paar starke Ventilatoren und 'ne zweite Kamera leisten. Jesusmariaundjosef, die Texte sind wirklich fruchtbar.

God Forbid und Mercenary kommen nur mit Livebildern daher, wobei Bild und Ton hier nur in den seltensten Fällen zusammen passen. Bei Brand New Sin reicht es ebenfalls nur für einen schlichten Playback-Auftritt in einer Halle. Dafür rockt "Black And Blue" immer noch ordentlich.

Trackliste

  1. 1. Napalm Death - Silence Is Deafening
  2. 2. Nevermore - Final Product
  3. 3. God Forbid - Gone Forever (live)
  4. 4. Shadows Fall - Inspiration On Demand
  5. 5. Nocturnal Rites - Avalon
  6. 6. Strapping Young Lad - Love?
  7. 7. Diecast - Rise And Oppose
  8. 8. Naglfar - The Perpetual Horrors
  9. 9. Manntis - Axe Of Redemption
  10. 10. Sentenced - Ever-Frost
  11. 11. Mercenary - Firesoul
  12. 12. The Haunted - No Compromise
  13. 13. Dark Tranquillity - Lost To Apathy
  14. 14. Firewind - Tyranny
  15. 15. Brand New Sin - Black And Blue
  16. 16. Impaled - Preservation Of Death
  17. 17. Orphaned Land - Norra el Norra
  18. 18. Extol - Pearl

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