laut.de-Kritik
Das Safri Duo trommelt sich ins Delirium.
Review von Anne NußbaumNachdem man sich langsam von den Geschmacksschäden erholt, die "Waka Waka" und Co. hinterlassen haben, das: Ein Album zum WM-Song "Helele", gesungen von der Südafrikanerin Velile, getrommelt vom dänischen Safri Duo, bekannt gemacht durch einschlägige deutsche Privatsender.
Anlässlich des Afrika-Fiebers, das die WM auslöste, ist es nicht ungeschickt, aufgesetzte Lebensfreude made in Africa auf den Markt zu werfen. Auf der WM-Welle lässt nun mal prächtig verkaufen.
Kommerz geht vor und so auf Veliles Debüt "Tales From Africa" das stimmliche Potential der Sängerin völlig unter. Eine riesige Lawine aus Produktionstechnik, Marketing, billigen Computerbeats und endlos Getrommel begräbt den Gesang gnadenlos.
Der Großteil der Lyrics ist auf Zulu gesungen, weshalb man den Aussagen der Plattenfirma unwillig Glauben schenken muss: Die Songs handeln von der Schönheit Afrikas, aber auch von der Rolle der Frau, von AIDS und von Armut. Politische Statements also.
Das ernst zu nehmen fällt nicht leicht, besonders hinsichtlich der wenigen englischen Textfetzen, die erahnen lassen, was der unverständliche Rest bereit hält: "Dive into a twilight zone / It feels like you are lost, alone"? "Hear my voice from nowhere land / Forget your mind and understand"? Manchmal ist es schon eine Unverschämtheit, was einem da vor die Füße gekotzt wird.
Den Eindruck von Künstlichkeit erweckt nicht nur der plump inszenierte Optimismus. Auch das Autotuning hätte man sich angesichts der beeindruckenden Gesangsqualitäten Veliles getrost sparen können.
Auf "Ngiyavuma" gibts neben aerophon- und xylophon-artigen Klängen den gewünschten Exotentouch mittels urtümlich männliches "Hooooouuu" und "Uuuuhhh". "Ngiyekeleni" vereint unterirdische Snythiefetzen und Schlagzeug-Arrangements vom Reißbrett.
Da ist man auch schon bei der Essenz der Platte angelangt: Trommeln. Mehr überstrapazieren kann man das Klischee des immerfrohen, rhythmisch tanzenden Afrikaners, der sich nicht unterkriegen lässt, wohl kaum. Die unvermeidbare Stehauf-Männchen-Nummer, die betont Zuversicht versprühen soll, fehlt natürlich nicht. "Raise Your Head (Mama Africa)", fordert Velile zu Gospelchor und zuckrigem Piano. Man möchte es so gerne glauben.
Drums, Drums, überall Drums. Mal unbeschwert fröhlich wie auf "Kuyabanda", wo auch Congas, Bongos, Djembés und Timbales zum Einsatz kommen. Mal schwer wie auf "Zingane", das fast schon das Musical "König der Löwen" einleiten könnte, in dem Velile jahrelang die Rafiki gegeben hat. Beim Synthie-Fundament der Strophe lässt "Seven Seconds" von Youssou N'Dour und Neneh Cherry grüßen.
Zwischendurch gibts in all dem stumpfen Frohsinn auch mal eine melancholische Note: "Sondela" schleppt im Schunkeltakt vor sich hin wie eine Schlagerschmonzette von den Wildecker Herzbuben. Der WM-Smasher "Helele" besteht dagegen vorwiegend aus Rhythmen aus der Mallorca-Ballermann-Beatmaschine.
Die an der Schmerzgrenze penetranten Safri Duo-Trommeln walzen zumeist je jegliche aufkommende Melodiösität platt. Die abgeschmackten Rhythmen werden in jedem Song aufs Neue durchgenudelt.
Was die Single House Mix-Version von "Helele" vom Original unterscheidet, abgesehen von ein paar kaum durchdringenden Anleihen beim Robin S.-Clubklassiker "Show Me Love", lässt sich nicht herausfinden.
"Tales From Africa" bleibt ein dickflüssig geschmacksneutraler Einheitsbrei, der bemüht exotisch klingende Elemente (Trommeln!) mit abgedroschen chartstauglichen Kompositionen zusammenbringt. Das soll eine musikalische Reise durch Südafrika sein? Maximal ein All-Inclusive-Pauschalurlaub im Clubhotel.
3 Kommentare
Wie wärs mit ner Rezension von Matula, anstatt solche Witzkritiken. Find ich ja lustig, muss auch sein, aber....ehrlich jetzt.
wenn ich ehrlich bin , finde ich das Album nicht unbedingt so schlecht , wie hier beschrieben.
Muss ich mich jetz schämen ? ^^
So schlimm ist das wirklich nicht. Jetzt wo die WM vorbei ist, interessiert mich so ein Ethno-Schmarn zwar überhaupt nicht mehr, aber zumindest hatte es zu dieser zeit mehr Stil als so manch anderes.