laut.de-Kritik

Elegante Electro-Grooves aus Island.

Review von

Die isländische Band Vök holt den etwas in der Versenkung verschwundenen Mix aus D'n'B, Electronica und Pop mit neuen Impulsen zurück auf die Tagesordnung. Releases in diesem Segment fielen länger nicht mehr auf: Airs "Talkie Walkie" stammt beispielsweise von 2007. Auf "In The Dark" findet sich nun mit "Fantasia" ein balladesker Schleicher samt elegant souligen und doch kühlen Beats, der an die frühen Alben von Morcheeba und die Anfänge von Goldfrapp erinnert.

Vök warten allerdings mit etwas schwereren Bassdrum-Schlaufen und kompromisslosem Gesang auf. Sängerin Margret intoniert hoch und zugleich sehr fordernd. Akzentuierte Blechbläser, Verwässerungseffekte und Echo auf ihrer Gesangsspur verleihen dem Song zum Ende hin das gewisse Etwas: ein Schuss Motown Soul-Flair plus experimentelle Elektronik. Liebe zum Saxophon zeigten die Nordlichter schon auf dem Vorgänger "Figure" häufiger.

Auf "Round Two" entscheiden sich Vök für noch mehr Dancefloor: technoides Wummern à la Snap, und zugleich getragene Rhythmen im Geiste Trickys sowie sphärische Passagen frei nach Air. Verzerrer-Sounds setzen dem Ganzen die Krone auf. Schlagzeuger Einar Stef zufolge ist aber vieles, das man hört, nicht nur reine Elektronik. Beispielsweise werden Hand-Claps organisch erzeugt: Erst schlägt er auf die Snaredrum, danach verändert er den aufgenommenen Sound am PC. Diese Arbeitsweise mündet in ein Album an der akustisch-elektronischen Schnittstelle.

Auch wenn das Konzept des Trios stark auf die klare, präsente Stimme der Sängerin zugeschnitten ist, beweisen die Isländer ihre instrumentale Kompetenz: Der rhythmusbetonte Electropop "Rooftop Views" punktet ohne Text und ohne das Gefühl, dass einer fehlen würde. Das wohlige "Out Of The Dark" bleibt ebenfalls überwiegend instrumental. Während Electropop bei anderen Bands gerne begleitenden Charakter hat, verlangen Vök ihrem Publikum darüber hinaus noch Toleranz für Soundexperimente ab.

"Spend The Love" krallt sich als stimmungsvollster Titel in den Gehörgängen fest. Der melancholische und warme Track ist Synthiepop at its best, pumpend und feinfühlig zugleich. "Autopilot" gerät zur kantigen Electro-R'n'B-Disco inklusive ausdrucksstarken Vocals.

Obwohl das Album keine großen Neuerungen bringt ("No Direction" klingt wie eine Talk Talk-Zweitverwertung), zeichnet es manch interessante Idee aus: Da gibt es zeitversetzte Gitarrenakzente, freche Taktumbrüche und vorgezogene Beats beziehungsweise funkige Rhythmen ("Scarcity", "In The Dark", "Night & Day"). Die dominante Bassdrum bricht dann mit dem Four-To-The-Floor-Synthiepop.

Margrets Lyrics bleiben mitunter blass, fallen je nach Song aber auch recht markig und direkt aus: "It's time, I give you my whole world", so heißt es in "Night & Day". Im bitterbösen "Erase You" wiederum rechnet die Heldin voller Rachsucht mit dem Ex-Partner ab. Vök entfalten über 38 Minuten Spielzeit eine feine Dramaturgie verschiedener Stimmungslagen. So taugt die Platte gut zum alltäglichen 'Mood Management' und manchmal sogar als Soundtrack fürs Sportprogramm.

Trackliste

  1. 1. In The Dark
  2. 2. Autopilot
  3. 3. Night & Day
  4. 4. Scarcity
  5. 5. Spend The Love
  6. 6. Round Two
  7. 7. No Direction
  8. 8. Erase You
  9. 9. Rooftop Views
  10. 10. Fantasia
  11. 11. Out Of The Dark

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