laut.de-Kritik

Nina Hagen trifft Sonic Youth: Krach mit deutschen Texten.

Review von

Voodoo Beach nennt sich dieses Berliner Trio, und man wundert sich ein bisschen, dass sich zuvor noch niemand so benannt hat: Denn schließlich schießen einem bei dem Namen gleich Assoziationen von exotischen Sounds und geheimnisvollen Vibes durch die Gedanken. Um unsere Erwartung gänzlich zu verwirren, heißt das Debüt-Album der Band dann aber "Wonderful Life", wer denkt da nicht an Louis Armstrongs Klassiker und smoothen Jazz?

Diese Gruppe jedenfalls nicht, denn das wundervolle Leben am Strand mit Voodoo-Sound ist lärmend, krachend und fordernd: Hier wird mit allerlei Noise die Harmonie weggefegt und mit Lust Genre-Kategorien gesprengt. Mit leiernden psychedelischen Klängen, dramatischen Bass-Lines und wütendem Post-Punk klingen Voodoo Beach wie eine eigenwillige Mischung aus Sonic Youth, Nina Hagen und Die Nerven.

Es dauerte ein wenig, bis dieser ungewöhnliche wie unique Sound gefunden war: Die Band existiert bereits einige Jahre in unterschiedlichen Besetzungen, dabei bilden Josephine Oleak als Schlagzeugerin und John-H. Karsten als Bassist ein bereits gut eingespieltes Rhythmus-Duo. Im Jahr 2020 finden Voodoo Beach schließlich zur
heutigen Besetzung, als Heike Marie Rädeker als Sängerin und Gitarristin hinzukommt.

Die drei Musiker:innen schreiben neue Songs, arrangieren altes Material mit Rädeker neu und schleifen diese Melodien zu ungehobelten und ungestümen wie catchy Tracks. Das ist spannend und storyverliebt zugleich, die Lyrics haben Slogankraft und Sinnlichkeit in einem.

So heißt es beispielsweise im Song "Die Hand": "Leben auf Kredit / Und alle machen mit / Alles anthrazit / Die Tiere schrei'n im Wald". Hier trifft Dada auf NDW, so verspielt und leicht kann deutschsprachige Alternative Musik auch sein.

Vielfältig sind die Lieder dann obendrein, mal hört man die Schwermütigkeit von The Cure, dann wieder die Kratzigkeit der Pixies. Gaststars wie John Moods von Fenster oder Hendrik Otremba, Sänger der Band Messer, verleihen diesem erstaunlichen Erstlingswerk noch mehr Frische. What a wonderful sound!

Trackliste

  1. 1. Fremde Fenster
  2. 2. Nein
  3. 3. Die Hand
  4. 4. Meine Freunde
  5. 5. Immer Noch
  6. 6. 23
  7. 7. Wonderful Life
  8. 8. Meine Seele
  9. 9. Euphorie

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