laut.de-Kritik

Geniale Melodien über verrückten Grundlagen.

Review von

Wieder eine Band, die ich gar nicht mehr auf dem Plan hatte. Dabei muss man eigentlich für jede Veröffentlichung der verrückten Finnen dankbar sein, denn welche Bands schafft es sonst noch, sich mit solch einer Leichtigkeit jenseits aller Grenzen zu bewegen?

Eigentlich muss man sich ja fragen, warum das Chamäleon nicht schon lange das offizielle Bandmaskottchen ist. Schließlich schaffen es Waltari, genau wie die das Reptil mit der klebrigen und langen Zunge, sich perfekt an jede Umgebung anzupassen und mit den vorhandenen Begebenheiten zu arbeiten. Mit wirklich innovativen Sounds kommen Kärtsy und sein Folgetrio vielleicht nicht mehr unbedingt rüber, aber so frisch und frei, wie sich die Jungs durch ihre Songs wurschteln, ist mir das doch vollkommen scheißegal. Ein Chamäleon hat auch nur den immer gleichen Trick mit leichten Abwandlungen drauf, und doch ist der Kram jedes Mal wieder erstaunlich.

Ich hab mich schon oft gefragt, wie es die Insektenfresser es schaffen, ihre Augen unabhängig voneinander zu koordinieren, ohne dabei gegen jeden Stamm zu brettern, der vor ihnen auftaucht. Dass die linke Linse sehr wohl weiß, was die rechte macht, zeigt sich immer wieder, und so ist es auch mit Waltari. Die scheinbar so verrückten und nicht kompatiblen Ideen der Musiker verschmelzen mit einer Leichtigkeit zu einfach guten Rocksongs. Egal ob es stellenweise etwas HIM-lastig ist wie in "What I Really Know", an Run DMC erinnert wie in "Quick As A Day" oder wieder mal auf heftige Techno-Beats zurückgreift wie bei "Alone", es passt einfach von vorne bis hinten.

Waltari sind sich auch keinesfalls zu schade, einfach gute Rocksongs zu schreiben, wie beispielsweise die Single "Life Without Love" oder "Guardian Angel". Und auch vor leichten Nu Metal-Einflüssen wie im Opener "One Day" schreckt man nicht zurück, warum auch. Rechnet man nach den ersten Riffs von "What I Really Know" noch mit einem richtigen Metal-Song, so ist der Gesang einfach nur noch relaxt und zuckersüß, und wer bei "Dream" nicht entspannt, hat einen Stecken im Arsch. Endlich haben Waltari auch ihre Fans erhört und das Medley aus "No Limit" von 2 Unlimited und "Symphonie Of Destruction" von Megadeth auf Konserve gebannt.

Es hat eine Zeit gedauert, aber ich bin froh, dass sich die Finnen noch mal aufgerafft haben und mit "Rare Species" genau das machen, was sie von jeher ausgezeichnet hat: Geniale Melodien über verrückte Grundlagen basteln und einfach auf alles scheißen, was gerade angesagt ist.

Trackliste

  1. 1. One Day
  2. 2. Life Without Love
  3. 3. Megacity Rain
  4. 4. Dreamworld
  5. 5. What I Really Know
  6. 6. My Pain
  7. 7. Quick As A Day
  8. 8. Dream
  9. 9. Alone
  10. 10. Live This!
  11. 11. Wasting My Mind
  12. 12. No Limit/Symphony Of Destruction
  13. 13. Guardian Angel
  14. 14. Living Then Living Now
  15. 15. New Church
  16. 16. There's No Tomorrow

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