laut.de-Kritik
Der Gitarrist von Bela B. geht fremd.
Review von Michael SchuhWas machen eigentlich die Bandmitglieder von Farin Urlaubs Racing Team und die Los Helmstedter des Bela B., wenn Die Ärzte gerade aktiv sind, ist eine Frage, die wohl ausschließlich in Ärzte-Foren diskutiert werden dürfte. Aus dem Solo-Team des passionierten Steh-Schlagzeugers gibt es nun Neuigkeiten: Anstatt auf die Rückkehr von Spandaus größtem Rockstar zu warten, hat Belas Gitarrist Wayne Jackson kurzerhand ein Soloalbum aufgenommen.
"The Long Goodbye" enthält allerdings keinen Pop-Punk, keine Surfnummern und keinen 60s-Beat, dafür schwer eingängige, keyboardlastige Poprockstücke, die jeden RTL-Trailer vor Neid erblassen lassen. Kein Wunder, dass sich der Kölner Sender für eine "Sommerkampagne" (Promo-Info) gleich mal Jacksons "Shine On" krallte.
Nun hätten sie tatsächlich jeden anderen Song der Platte auswählen können, ohne bei ihrer werberelevanten Zielgruppe anzuecken. Jacksons weiche Stimme passt sich den jederzeit gefühligen Melodien an, findet selten einen Grund zu kratzen und unterlässt größtenteils Ausflüge in tiefere oder sehr hohe Regionen.
Daraus ergibt sich eine äußerst radiofreundliche Vorstellung, deren Singlepotenzial auch Waynes Teilzeit-Brötchengeber Bela stutzig machen sollte. Dennoch: Richtig begeisternd ist es auf Dauer auch nicht, wenn die Platte in guten Momenten an A-ha erinnert und in schlechten an Reamonn. Ausnahmen sind das Uptempostück "There Must Be Something More To This" mit leichter New Order-Reminiszenz und irgendwie auch das kitschige "Only One", bei denen Jacksons Kompositionsstärken schön zur Geltung kommen.
Nur für "Glorious" sicherte er sich übrigens Songwriting-Unterstützung von Paul van Dyk, was im Gesamtkontext allerdings überhaupt nicht auffällt.
Was aber auch gesagt werden muss: Der Songwriter Wayne Jackson ist ein Anhänger des ausladenden Refrainbeginns, welcher scheinbar erst dann auf Platte kommt, wenn er in seiner ganzen epischen Pracht alles vorher Gehörte binnen drei Sekunden dank pompösem (Streicher-) Auftakt in den Schatten stellt. Dieses Rezept wirkt im Dauer-Repeat-Modus etwas beliebig, ändert aber nichts an den eingängigen Melodien.
Da scheint sich der Wahl-Berliner tatsächlich was bei Oasis abgeschaut zu haben, die er mit seiner Ex-Band The Dostoyevskys vor rund zehn Jahren erstaunlicherweise eine Weile supportete. Jackson ist nämlich auch ein Mancunian, was man anhand manch allzu konstuierter Textbausteine jedoch nicht so recht glauben mag.
Ob die Bela- und Ärzte-Fraktion "The Long Goodbye" nun annehmen wird oder nicht; alleine dass Wayne Jacksons Songs ohne eigenes Zutun in dieser riesigen Hörerschaft Gesprächsthema werden könnten, ist ein enormer Gewinn. Den Rest muss dann RTL irgendwie hinbiegen.
3 Kommentare
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Jeder kann ein Album schlecht, mittelmässig oder gut finden... Musikgeschmack ist ja etwas persönliches.
ABER,
der Rezensent (Michael Schuh) dieser Review scheint sich mehr mit dem Lebenslauf und der Umgebung von Wayne Jackson beschäftig zu haben, als mit den Stücken auf dem Album. Ausserdem scheint die Aufzählung diverser Künstler und die Aufstellung verschiedener (sehr fraglicher) Vergleiche im Vordergrund zu stehen.
Da ich aber gelesen habe, dass die anderen Reviews dieses Herren auch nur aus Aufzählungen und Vergleichen bestehen...Tja, da befürchte ich, dass der werte Herr keine weiteren Textbausteine in seinem Repertoire hat und seine Reviews mit vielen Namen aufbauscht, um seine Unfähigkeit für die Objektivität zu vertuschen.
hallo ihr beiden, ich wollte euch nur auf meine kommende kritik der new kids on the block-platte hinweisen, in die ich depeche mode und gwen stefani reinbasteln werde ... watch out!