laut.de-Kritik
Zwischen treibendem Indie-Rock und ausschweifenden Pop-Gesten.
Review von Adrian MeyerVerdutzte erste Sekunden. Kirchenorgel? Goth-Pop? Düstere Melancholie? Sekunde sieben zerschlägt alle Zweifel mit dem Indie-Pop-Hammer: We Are Scientists! Im Refrain von "Rules Don't Stop", dem Türöffner zum neusten Tüftel-Labor der singenden Wissenschaftler, beweist Keith Murrays unverkennbares Organ erneut "It's a hit".
WAS haben endlich wieder einen festen Drummer: Andy Burrows floh von der Hölle und fand bei Chris und Keith kreativen Unterschlupf. Wurde das Drumming auf "Brain Thrust Mastery" wegen rechnerischer Beats bemängelt, besticht Burrows Spiel mit nervös-zuckenden Salven, die für ebensolche Tanzbeine sorgen sollten.
Während "I Don't Bite" in der Strophe doch etwas arg Richtung Arctic Monkeys nickt, vermischt "Nice Guys" typische WAS-Harmonien, Bubblegum und einen Refrain in Placebo-Manier zu einer veritablen Festivalhymne.
Reihte das Major-Debüt die Hits noch nahtlos aneinander, sind sie auf "Barbara" nach dem ersten Hören noch schwer zu entdecken. Tatsächlich bedarf die Scheibe mehrerer Durchläufe. Die Songs entwickeln ihre Wirkung wie ein langsam stärker werdendes Pochen in der Hirnrinde.
Vor allem die Mitte der Platte verzeichnet gleich mehrere Songs, die gestandene WAS-Fans wohl etwas ratlos zurücklassen werden. Man weiß nicht so recht, was man mit langsameren Nummern à la "Foreign Kicks", "Ambition", vor allem aber "Pittsburgh" anfangen soll. Allesamt zuckersüße und wunderschöne Melodien, zweifelsohne, doch stehen sie inmitten der Disco-Feger leicht hilflos im Raum.
Man merkt, dass die Band bestrebt ist, neue Hit-Rezepte auszuprobieren. Auf "Barbara" hinterlassen diese Ansätze jedoch einen gewissen Eindruck von Unentschlossenheit.
Diese Unentschlossenheit zwischen treibendem Indie-Rock für den Tanzboden und ausschweifenden Pop-Gesten macht sich zuweilen gar in den einzelnen Songstrukturen bemerkbar. "Rules Don't Stop" etwa vereint in den Strophen genial-hyperventilierende Instrumentalarbeit mit einer klassischen WAS-Gesangsmelodie, nur um im Refrain mit belanglosem "Schalala" rumzudödeln.
Nichtsdestotrotz befinden sich We Are Scientists hinsichtlich ihrer Qualität stets in der Feinkostabteilung des Indie-Rocks. Mit mehr Songs im Stil von "You Should Learn" oder "Central AC" bestünden daran nicht einmal die geringsten Zweifel.
"Barbara" zeugt vom inneren Zwist einer Band, die zwar eine Weiterentwicklung anstrebt, sich aber scheinbar dennoch wohler fühlt mit altbewährten Strukturen. Vielleicht sind sich We Are Scientists ja gar nicht bewusst, wie passend da die Wahl ihres Albumtitels diesen Zwist in pop-kultureller Intertextualität wiederspiegelt.
Flight Of The Conchords - zumindest in Sachen Humor nahe Verwandte der Band - singen nämlich in "We're Both In Love With A Sexy Lady" wunderschön im Duett: "What's her name? Brabra? - No, I think it was Barbara - Her name was Brabra - It was Barbara, there's no such name as Brabra - Barbara - Brabra - Barbara".
2 Kommentare
leider nur durchschnitt, hatte nach dem grandiosen debut und dem guten 2. album deutlich mehr erwartet.
aber irgendwie fehlt der pep und die großen momente.
dir ist aber schon klar das die vier alben haben , oder ?