laut.de-Kritik
Bartwuchs statt Seitenscheitel.
Review von Andreas DittmannWer die Entwicklung von We Are The Ocean beobachtet, den wird das neue Album kaum überraschen. Aus den Screamo-Kids mit Seitenscheitel, sind Männer mit Bartwuchs geworden, die in einer erwachsenen Rockband spielen. Diese Entwicklung ist auf der einen Seite zu begrüßen. Gingen We Are The Ocean doch immer neben Bands wie Alexisonfire, Lostprophets oder Silverstein in ihrem eigenen Ozean aus zusammengeklaubten Ideen unter.
Das Traurige an der Sache: Das bleibt auch nach dem Stilwechsel so. Der Band fehlt irgendwie das gewisse Etwas, das sie von anderen unterscheidet. Jetzt stehen sie zwischen Nickelback, One Republic und City & Color. Und bleiben eben doch nur das, was Sänger Liam Cromby in einem Interview sagte: "Wir sind eine Rockband – das ist alles".
Dabei finden sich viele gute Ansätze. Die erhabene Alternative-Hymne "Machine" zum Beispiel. Die mit breiten Beinen im Stadion steht, Feuerzeuge entfacht und mit erhobener Faust in den Himmel brüllt. "Golden Gate" schleicht düster mit flirrenden Gitarren und grummelndem Bass um die Häuser, klettert im Refrain aber auf die Dächer der Stadt und nimmt einen tiefen Atemzug.
"It's a beautiful day, its a beautiful way for me / Waking up with my head in the clouds, there's no way that I'm coming down / I finally got my feet off the ground, I'm flying!" Kitschig? Ja, mag sein. Aber ein schönes Gespür für Melodie, Gefühl und Pop-Appell kann man den Jungs nicht abstreiten.
Der Rest der Songs ist ohne Ausnahme gut, einen kompletten Fehltritt sucht man vergebens. Bis auf den ersten und den letzten Song würden alle Tracks im Radio funktionieren. Und diese beiden Lieder sind nur deshalb nicht geeignet, weil sie sich zu stark zurücknehmen und auf Klavier ("Stanford Rivers") bzw. Akustikgitarre ("Chin Up, Son") konzentrieren.
"Maybe Today, Maybe Tomorrow" ist durchweg eingängig, meist straight rockend, mit großen ausladenden Melodien, die schon mal ein Lächeln ins Gesicht pflanzen. Auch wenn in "Pass Me By" Trompeter und Akustische den Weg in Richtung Folk weisen, bleibt die Platte ... Nun ja, Liam Cromby hats ja schon verraten.
Noch keine Kommentare