laut.de-Kritik
Machtwechsel im Bluesrock-Reich.
Review von Kai Butterweck"Nach fünf Alben haben wir endlich den Sound im Studio einfangen können, den man präsentiert bekommt, wenn man uns live erlebt", sagt White Denim-Sänger James Petralli. Ergo: Was lange währt, wird endlich gut? Natürlich nicht; denn auch die vergangenen Werke der vier Texaner belegten bereits zur Genüge, dass es zwischen den Black Keys und Jack White noch genügend Spielraum gibt. Anno 2013 legt das Quartett lediglich noch eine Schippe drauf. Und diese ist dermaßen schwer, dass sich die Herren Auerbach und Co bei Zeiten wieder in der Garage einfinden sollten, um eine passende Antwort auf die auf "Corsicana Lemonade" enthaltene Qualitäts-Überdosis zu liefern.
Bis es aber so weit ist, quetschen sich erst einmal die vier Texaner auf den mit massenhaft Polyvinylchlorid überzogenen Bluesrock-Chefsessel. Doch auf wen sollen die geschwollenen Zeigefinger der Entthronten zeigen? Da wäre beispielsweise Wilco-Chef Jeff Tweedy, der die Verantwortlichen in seinem Chicagoer Studio überhaupt erst auf die Vorzüge einer kollektiven Aufnahme-Session aufmerksam machte. So entstand ein warmer, mit Ecken und Kanten versehener Grundsound, der vor allem die Jazz-orientierten Momente des Albums mit einer Extra-Portion Leben ("Distant Relative Salute", "A Place to Start") garniert.
Ebenfalls im Fadenkreuz tänzelt Sänger James Petralli vergnügt hin und her. Immer wieder taucht der Frontmann spielend leicht in die Ausdruckswelten eines Dan Auerbach ein, ohne sich dabei seiner Eigenständigkeit zu berauben. Dabei spielt es keine Rolle, ob er den tiefenentspannten Bluesrock-Hippie mimt ("New Blue Feeling"), sich die Robert Plant-Gedenkperücke aufsetzt ("Cheer Up/Blues Ending"), oder sich vom weinerlichen Prärie-Kojoten in einen mit Tolle bestückten Rock'n'Roll-Derwisch verwandelt ("Let It Feel Good").
Bei so viel Enthusiasmus und experimentierfreudiger Leidenschaft lässt sich natürlich auch der Background nicht zweimal bitten und sorgt mit detailverliebten Thin-Lizzy-meets-Led-Zeppelin-Einschüben ("At Night n Dreams"), progressiven Klimper-Rhythmen ("Corsicana Lemonade") und staubigen QOTSA-Verweisen ("Limited By Stature") für eine Unmenge an Glücksgefühlen bei Freunden knarziger Desert-Blues-Klänge.
Hier passt trotz diverser frickeliger Einwürfe einfach alles perfekt zusammen. Und so zwängt man sich am Ende voller Hingabe in blütenweiße Jeans – auch wenn's noch so dämlich aussieht.
4 Kommentare
Muss mal gehört werden, aber hat nicht oberste Priorität. Ich fand die letzte Platte recht fade, ehrlich gesagt ...
gefällt sehr
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
haben inzwischen vier neue alben draussen