laut.de-Kritik

Presslufthammer trifft Teenage-Kreisch-Garantie.

Review von

Für ein Debüt sind Wild Throne schon ziemlich alte Hasen. Ihr Erstling "Harvest Of Darkness" hat bereits ein Jahr auf dem Buckel, kommt hierzulande allerdings erst jetzt heraus. Es spricht für das Label Roadrunner, die Band behutsam aufzubauen und nach dem Start in Amerika jetzt in Europa zu platzieren.

Ein All-Star am Mischpult macht noch keine Allstar-Band, auch wenn er Ross Robinson heißt und der Nu-Metal-Produzent der 90er schlechthin (Limp Bizkit, Korn) war. Robinson hat jedoch sein Spektrum im Laufe der Jahre erweitert und mit At The Drive-In und Blood Brothers Referenzen im Portfolio, die als Vergleich zu Wild Throne durchgehen.

Gerade die Produktion haut einen nämlich aus den Socken. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente par excellence und spielen das Gros der Genre-Kollegen an die Wand, klingen dabei keinen Deut klinisch oder komprimiert. Der Sound ist erdig, dynamisch und energetisch. Womit auch die Musik perfekt umschrieben wäre.

Math trifft Rotz trifft Pop. Man wähnt sich im Konzert für Presslufthammer und Zahnbohrer und befindet sich im nächsten Moment im Pop-Himmel mit Teenage-Kreisch-Garantie. Musikalische Klappsmühlenanwärter wie System Of A Down, The Dillinger Escape Plan oder The Mars Volta finden hier ihre würdige musikalische Fortsetzung.

Der Einstieg mit dem hochenergetischen Trio "Harvest Of Darkness", "Shadow Desserts" und "Fear Yourself" dürfte nicht nur Bergsteigern mit Lawinenerfahrung Angst einjagen. Ohne Verschnaufpause schießt das Trio ins zentrale Nervensystem, nimmt dieses in Beschlag und lässt den Hörer in freudiger Zappel-Stimmung zurück.

Erst mit "Lone Lust" kehrt ein wenig Ruhe ein. Das dieses trügerische Pop-Psychedelic-Gemisch nur die Ruhe vor dem Sturm darstellt, klärt das folgende "Death Of A Star" unmissverständlich. Ein Pop-Refrain auf Steroiden, eingeleitet von einem Dredg-Part, inmitten überraschender und abrupter Wendungen im Stroboskop-Riff-Gewitter, verleiht dem Kampf ums Dasein eine fast romantische Note.

Für die Songtitel würde Metal-Kasper und Manowar-Basser Joey De Maio sterben. Doch sind diese eher griffige Slogans mit einem Hang zum Klischee. Dahinter verbirgt Sänger Joshua Holland anschauliche Lyrics, die die mit dem Albumtitel grob umrissene Dunkelheit, die derzeit im menschlichen Miteinander vorherrschend ist, zum Thema haben. Die Stimme von Holland ist im oberen Register anzusiedeln und scheut keine Vergleiche mit Cedric Bixler-Zavala (The Mars Volta, Antemasque) oder Ben Kowalewicz (Billy Talent).

"I Of The Prism" und "War Is A Romance" mixen Death Punk im Turbonegro-Stil und Thrash Metal. "Born To Die" beginnt nomen est omen, zügelt dann etwas die Struktur und punktet mit einem hymnischen Refrain. "The Wrecking Ball" gibt Zückerli und Peitsche. "Trans" schließt das Album mit einem Moshpit-würdigen Highspeed-Riff und adaptiert die von Rockmusicals bekannte Theatralik.

Was bleibt? Ein außergewöhnliches Debüt-Album, das die doppelte Dauerrotation von Schädel und Platte zur Folge hat. Was man außerdem
erst einmal bringen muss, ist rock'n'rollig durch den 13/11 Takt zu pflügen und dabei ne Emo-Frise zu tragen.

Trackliste

  1. 1. Harvest Of Darkness
  2. 2. Shadow Deserts
  3. 3. Fear Yourself
  4. 4. Lone Lust
  5. 5. Death Of A Star
  6. 6. Blood Maker
  7. 7. I Of The Prism
  8. 8. War Is A Romance
  9. 9. Born To Die
  10. 10. The Wrecking Ball
  11. 11. Trans

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