laut.de-Kritik
Das Leben kann so grausam sein.
Review von Franz Mauerer"Altersmilde" ist so ein Begriff, der erstmal nett wirkt, aber vernichtend gemeint ist. Ein schon komplettiertes Verblühen, eine Erschlaffung – und zwar nicht nur die unvermeidliche der Gebeine, sondern eine geistige Ermattung. "That's Life" wäre so ein typischer Spruch für jemanden, der eben altersmilde ist.
Bei Willie Nelson dachte so mancher schon in den 90ern, dass ihn die US-amerikanische Steuerbehörde IRS in die Demenz gepfändet hätte, bevor der alte Haudegen und Stammproduzent Buddy Cannon mit seiner "Mortality Trilogy" und "Band Of Brothers" gelungene, authentische Alben veröffentlichte, denen nicht der lieblose Auftragsmief seiner 00er-Coveralben anhing. "That's Life" ist leider ein Album der zweiten Kategorie und als Nachfolger von "My Way" erneut eine Sammlung von Sinatra-Coversongs.
Das muss eigentlich keine schlechte Idee sein. Aber die Scheibe verspottet den Hörer regelrecht, wenn das wunderschöne Cover Nelson in Outlaw-Look samt Gitarre vor einen "In The Wee Small Hours"-Hintergrund mit "That's Life" (von 1966)-Farbgebung stellt. Was wäre da alles möglich gewesen! Ein "Learning The Blues" nicht wie in einer Hotellobby in Atlantic City in der Nebensaison, sondern der vielfach gebrochene und genauso oft wieder eingerenkte Nelson, der mit Akustikgitarre vom Ende der Tränen räsoniert. "You Make Me Feel So Young" nicht als fade Bläserrevue, sondern ein wie auf "Last Man Standing" gegen die eigene Sterblichkeit ankämpfender Texaner.
Stattdessen gibt der Willie den Saloncrooner mit zaghafter, zurückhaltender instrumenteller Begleitung. Den sich dadurch bietenden Raum nimmt er aber nie wahr. Für "Luck Be Lady" fehlt ihm Schwung, für "I Won't Dance" Witz, für "Luck Be A Lady" Dynamik. Nelson wirkt nicht gelangweilt, nicht mal überfordert. Ihm fehlt nur jede Distinktion, jeder Griff, als hätte man einen Studiomusiker zum Mikrofonwarmhauchen in die Booth geschickt. Alles fließt vorbei, nichts bleibt hängen.
Sinatra-Songs sind eben mehr als ihr Kern, sie leben von der orchestralen Ausgestaltung und der speziellen Stimme des alten Mafioso. Covern kann man alles, aber kopieren klappt nicht und macht selbst ein Monument wie "In The Wee Small Hours" uninteressant. "Lonesome Road" mit seinem Klatschen ist dann endgültig die Pausenfüllung für die Bingorunden in einem der Altersheime aus "Better Call Saul".
"That's Life" ist musikalisch einfach egal. Als Lebenslektion für die jüngere Zuhörer- und Leserschaft kann es aber durchaus dienen: Auch die größten ihrer Zunft müssen sich jedes Mal wieder neu aufraffen, Neues zu schaffen. Genau diese Leistung ist es, die das Werk eines Johnny Cash oder Nick Cave von dem qualitativen löchrigen Schweizer Käse eines nicht minderbegabten Willie Nelson unterscheidet.
3 Kommentare mit 2 Antworten
Hört sich halt echt alles mega langweilig an.. dachte eben bei "I've Got You Under My Skin" dass ich ausversehen ne Stromberg Episode an gemacht hab..
Glaub "Buddy" is sein einziger Song der sich eingeprägt hat wegen Parks & Rec ^^"
Da bleib ich doch lieber bei Whiskey River...
GTA5 Rebel Radio beste oder
ja man
er gibt den Crooner.