laut.de-Kritik
Oakland enttäuscht: Wie Juckpulver in den Ohren.
Review von David HilzendegenDass Plastiksounds nicht zwingend schlecht sein müssen, obwohl sie mit der Samplebasis weitgehend auf Kriegsfuß stehen - anerkannt. Dass sie sogar schwer im Kommen, auf dem über oder schon über ihren Zenith sind, nehme ich ebenfalls zähneknirschend hin.
Wenn aber Zion I ein Stück wie "DJ DJ" abliefern, das mir mit seiner Usherschen Attitüde den allerletzten Nerv raubt, stößt meine Toleranz an ihre Grenzen. Ein Glück, dass diese hoffentlich als Hommage gedachte, billige Synthiecollage so schlecht ist, dass sie ohnehin kaum dazu taugt, ernst genommen zu werden.
Dabei schürt "Take Over" doch solche Hoffnungen: "So open up your heart and let the soul revive." Verdammt ja, aber wieso zerschlägt genannter Totalausfall dann alles, was dieser raffinierte Anfang verspricht? Hier ein bisschen Tuba im Dixie-Stil, dort eine Trompete, zwischendrin Orgel, ein im Beat integriertes Vocal-Sample, und über allem die donnernde Bassdrum.
Natürlich könnte ich über genannte Unsäglichkeit einfach hinwegsehen, allerdings tritt das Problem sieben Titel später ganz ähnlich auf. "Coastin'" könnte ein gediegenes Füllstück sein, sofern man auf von austauschbaren R'n'B-Miezen gesungene Refrains, Pianoloops und Handclaps steht. Ignorieren geht erneut nicht, weil die unvermittelt eingespielten Synthies wie Juckpulver in den Ohren wirken und sich immer tiefer ins Trommelfell fressen.
Der "Caged Bird"-Zweiteiler hingegen zeigt, dass Zumbie und Amp Live es viel besser können. Kaum besinnen sie sich auf Streichersamples, mutiert der erste Teil zu einem melancholisch anmutenden Stück, das auch einem Lupe Fiasco zur Ehre gereicht hätte. Ganz am Ende des zweiten Teils trifft sich das Orchester schließlich wieder, dazwischen gibt's verzerrte Gitarren auf die Ohren.
Zion I-Fans finden sich darin zwar wohl eher nicht wieder, aber wieso nicht mal neue Ufer erschließen? Zumindest so lange sie klingen wie "Gumbo", das den leichten Dixie-Einfluss weiterführt. Bloß dass sich die Dixie-Band plötzlich im wabernden, trommelnden Elektromatsch verläuft. Das ist Innovation, die mein Interesse hervorruft – aber leider nur via 76-Sekunden-Skit.
Die drei Minuten des midi-mäßig ermüdenden "Country Baked Yams" hingegen scheinen entgegen erster Vermutungen doch nicht direkt aus Mario Bros. entsprungen zu sein – was es trotzdem nicht interessanter macht als das plätschernde "Radio". Unerwarteterweise ist dann der Hipsterversuch "Juicy Juice" ein ziemlicher Volltreffer.
Um die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen und den faden Geschmack von Gewollt-und-nicht-gekonnt zu übertünchen, reicht es trotzdem nicht. Sich auf seine Stärken zu besinnen und den Cool Kids, Cadence Weapon und Daft Punk zu überlassen, was sie ohnehin besser können, wäre definitiv die bessere Wahl gewesen.
10 Kommentare
Hum, ein "Zion I"-Album, was nur zwei Punkte verdient hat? Schwer vorstellbar, aber werde demnächst mal reinhorchen.
Näää!
Scheiße.
Aber es war nach den vorab hörbaren Tracks zu erwarten.
schwache review... vollgetränkt mit abneigung, weil das album nicht so klingt wie mans erwartet hat.
finds ja auch schade, dass keine kopfnickbrecher wie in der vergangenheit dabei sind, aber musikalisch sind das immer noch 3-4 punkte und nicht 2. allein wg den vielen stilrichtung, die da gegangen werden.
desweiteren war es doch schon seit mehreren alben abzusehen, dass die sich in diese richtung bewegen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Hyphy
ist irgendwie ne rieeesen wissenslücke bei den meistens heads, wird wohl zeit das zu spakzeptieren...
ehmm...bin erst jetzt drauf gestoßen...find es ähnlich wie bei dem neuen looptroop album, erst etwas strange, nach öfterem hören dann aber der burner...tracks wie coastin oder country baked yams hauens einfach raus !!! Wenn man sich auch mal auf was neues einlassen will, und nicht nur standart-beats mag, ist reinhören ein muss
Mit gutem Willen reicht es bei mir auch nur für 3/5.