laut.de-Kritik
Silbermond mit Barjazz- und Chanson-Überzug.
Review von Sven KabelitzTotal verrückt. Völlig durchgedreht. Echt crazy. Nach ihrem im Februar erschienenen Album "Zu Viel Information" wagt Annett Louisan den krassen Karriereschritt und veröffentlicht etwas, mit dem man so nie hätte rechnen können. Ehrlich! Eine Live-CD zuzüglich DVD zum aktuellen Werk. Na, gut. Nach "Unausgesprochen Live", "Das Optimale Leben – Live Edition", "Teilzeithippie Live" und "In Meiner Mitte - Live" hätte man vielleicht etwas ahnen können. Diesmal liegt die DVD jedoch der CD bei und nicht etwa umgekehrt. So viel Innovation macht mich ganz Karussell in die Kopf.
Während sich auf der CD die Höhepunkte der Frühjahrstour 2014 versammeln, befindet sich auf der DVD ein Mitschnitt des "ZDF@bauhaus"-Konzerts im Bauhaus Dessau in intimer Atmosphäre. Das Programm hält sich, wie der Titel bereits deutlich macht, zum größten Teil an das letzte Studio-Werk. Hinzu gesellen sich einige Cover-Versionen, ältere Stücke und das unvermeidliche "Das Spiel". "Torsten Schmidt" fehlt leider.
Annett Chipmunk greift noch einmal schnell zum Helium-Luftballon, schon kann die große Sause losgehen. Mit der Natürlichkeit eines Chlorhühnchens und einstudiert bis hin zu jedem Augenaufschlag, jedem Seufzer und jeder Schnappatmung führt die Sängerin pflichtschuldig durch den Abend. Ihre Band transferiert die Lieder, die Studioversionen fest umklammernd, sauber und verlässlich auf die Bühne. Wer Überraschungen oder interessante Neuarrangements sucht, gehe bitte weiter. Hier gibt es nichts zu sehen.
Unbedarfte Seelen könnten diesen müde vorgetragenen Plunder für intellektuelle Musik halten, dabei bekommen sie nur Juli und Silbermond mit vorgegaukeltem Barjazz und Chanson-Überzug vorgesetzt. "Dein Ding" erweist sich weiterhin eben so pfiffig und frech wie eine Klimbim-Wiederholung auf Einsfestival. Munter singt das brav klatschende Publikum der bestuhlten Veranstaltungen jedes "Dingelingdingding" mit. Ich zitiere an dieser Stelle aus "Eve": "Für die Art, wie mich das ankotzt, gibt es kein Adjektiv."
Dabei stellt nicht etwa die Sängerin das eigentliche Problem dar. In spärlich gesäten Augenblicken begeistert die ewige Lolita sogar und wühlt auf. In all diesen Momenten fehlt der Name Frank Ramond, der auch mit Udo Lindenberg, Barbara Schöneberger, Ina Müller, Roger Cicero, Roger Whittaker und jedem anderen, der nicht bei drei auf den Bäumen ist, zusammenarbeitet. Zuletzt haben wir Deutschlands Antwort auf Timbaland die Texte zum "Das Wunder Von Bern"-Musical zu verdanken. Es gilt: Je weiter sich die Louisan von ihren angestammten Songwritern entfernt, um so besser funktioniert ihr Vortrag.
Zu den schönsten Stücken in ihrem Repertoire zählt seit Beginn des Jahres Hildegard Knefs "Papillon", geschrieben von Jörg Schmeier und Henrique Simone. Darin zeigt sie sich als wahre Chanteuse, die Gefühl auf den Punkt übermittelt. In "Pärchenallergie", von Annette Humpe, Danny Dziuk und ihr selbst geschrieben, blüht die Sängerin spürbar auf. Die Live-Darbietung, leider nur auf der DVD zu finden, emanzipiert sich ausnahmsweise vom viel zu kalten Studio-Sound. Mit zitternder Gitarre entsteht eine feurige Weise mit Alexandra-Anklängen. Bitte, warum nicht mehr davon?
Ziemlich in die Hose geht dagegen ihre Interpretation von Charles Aznavours heute nicht mehr ganz politisch korrektem "Spiel Zigeuner", dem sie nichts neues hinzuzufügen weiß. Stellenweise kopiert sie die Phrasierung der armenisch-französischen Chanson-Legende so haargenau, dass sie im ultimativen Dieter Thomas Kuhn-Moment unbeabsichtigt in Aznavours Dialekt wechselt. Spätestens wenn sie in der Bridge die sonst so berührenden Worte "Ächhe, r-r-raz; ichtchö r-r-raz, ichtschö mnôgô, mnôgô r-r-raz" anstimmt, fällt der Song in unfreiwilliger Komik in sich zusammen.
Obwohl die Aufnahmen auf CD und DVD von unterschiedlichen Tagen stammen, gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Sobald ihre vier musizierenden Herren in "Bei Aller Freundschaft" mit dem Gesang einsetzen, entfährt Louisan plangemäß ein: "Oh Mein Gott. Oh, das find' ich total geil." In "Ey Na Du" findet ein "Ich fühl' mich immer wie so ein Wackeldackel, bei dem Lied" seinen angestammten Platz. Wenn sie in "Zu Viel Information" mit "Ganz plötzlich stinkts" Flatulenzen besingt, bekommen entweder Hardy oder Tobi diese im nächsten Moment angekreidet. Mensch, was haben wir gelacht.
Natürlich handelt es sich dabei nur um Kleinigkeiten, die aber sehr gut die bis ins kleinste Detail durchgeplanten Auftritte belegen. Platz für Freiheit und Kreativität bleibt keiner. Auf diesem Weg raubt Annett Louisan "Zu Viel Information - Live" neben dem regulären Longplayer die Existenzberechtigung. Diese viel zu sterile Produktion übermittelt jedenfalls nie ein wirkliches Live-Gefühl.
4 Kommentare mit 19 Antworten
Und jetzt postet jeder mal sein Ding auf ihrer Facebook-Seite. Das wird die reinste Pimmelparade.
Gab es keine interessanteren Alben diese Woche oder wieso schon die zweite Review zu diesem Mist?
...und das Cover sieht aus wie ein Cumshot-Compilation-Screenshot. Was nur logisch ist.
bukkake für anette
"...und das Cover sieht aus wie ein Cumshot-Compilation-Screenshot. Was nur logisch ist."
Titel: Ich hab dein Ding gepustet.
Kabelitz erweist sich als Hoffnung für lauts schwer angeschlagenen Ruf im Bereich des geistreich-sarkastischen Verrisses. Zwischen Eddys-Dreizeilenrezensionen, Yo Mamas Alterssenilität, Bergers harmlosen amazon-Rezensiönchen, Anwalts wahnhaft-übersteigerter Lobhudelei sowie dem halbjährlichen Besuch von Cordas und co. profiliert der Junge sich als neuer König der unterbezahlten Musik"journalisten" mit Germanistik-Master in der Tasche und Taxifahrerdiplom an der Wand. Go Kabelitz!
Das kann ich nur unterschreiben!
seit seinem tokio hotel geniestreich ( "Inspiriert von Lady Gaga und Scheiße" ) ,für mich eh ein alles überragender gott der schreibenden zunft hier auf laut.de
Aber meine Rezensionen sind viel größere Wrotknust als dem Kurbelwitz ihm seine. Zum Beispiel hier:
http://www.laut.de/Feuerschwanz/Alben/Aufs…
Wirklich? Eine bessere Anwalt-Parodie hast du nicht hingekriegt?! Wie armselig...
Die Antwort ist so naheliegend wie das Bedienen der Skip-Taste! Anwalt-Parodien erfordern anwaltesken Sprachgebrauch: Ist dies unerfüllt, verödet der Ansatz in einem harmlosen Kasperletheater epigonalen Wunschdenkens.
Besser?
Spalter!
Dani-Parodien sind ohne vorliegendes Album dagegen verdammt schwierig, ihre mit Abstand herausragendste Qualität ist das Einbinden und Verwerten von Lyrics, Songtiteln und Zitaten. Aber da die Gute hier nur Smilies von sich gibt bin ich machtlos.
Zum Topic: Knebelschnitz ist natürlich hochwertig, auch wenn sowas wie TH-Verrisse schon vorgedünstet und mit Apfel im Mund serviert werden.
Es muss Penisneid sein. Kabelitz neidet ihr da ja was sowasvon...
Sie hat ihr Ding gepostet, es gab nen Kommentar?
Auf Annetts Prachtriemen muss einfach jeder neidisch sein.
Könnte man die die ganze Meute über mir, nicht einfach einstellen bei Laut? In der Rechten ihre Penisse, auch wenn sie meist viel zu klein sind. Mit der Linken, jeweils auf einem Förderband vorbei kommend alle Alben die in der Woche rezensiert werden sollen, befördern sie die Schlechten einfach vom Band ins Körbchen für die Tonne. Was sie dann mit ihrer Rechten veranstalten steht nicht im Arbeitsvertrag. Da sie sich aber ergänzen sollen, bei ihrem heroischem Einsatz, uns von Reviews über miese Alben zu befreien. Sie stehen sich quasi immer gegenüber, so nach dem Motto zwei Penisse sehen mehr als wie einer. Igitt.......
Lern mal, deine Gedanken kohärenter aufzuschreiben. Da kriegt man ja Kopfschmerzen...
Aber mehr als wie dolle!
Pro Penisse!