laut.de-Kritik

Der Brad Pitt des Rockzirkus' ist zurück.

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Da ist er wieder, der Brad Pitt des Rockzirkus'. Nach dem Ende von Soundgarden ließ sich der charismatische Sänger nach "Euphoria Morning" sage und schreibe acht Jahre Zeit, endlich einmal wieder mit einem Solo-Output aufzuwarten. Sein zwischenzeitliches Engagement bei Audioslave war ja aller Ehren wert, aber was der Typ mit der markanten Stimme auf dem Kasten hat, wollen wir doch gerne im von ihm erdachten Kosmos erleben.

Aber oh weh! Wo ist er denn hin, der Cornell, der nicht nur mit seinem mächtigen Organ, sondern auch mit fein ausgedachten Arrangements beeindruckt? Ein schlechtes Songwriting ist ihm nicht unbedingt vorzuwerfen, aber wer den Audioslave-Dampfer mit eifrig markigen Worten verlässt, der weckt die eine oder andere Erwartung, die am Ende keine Erfüllung findet. "Wir alle brauchten eine Pause voneinander (...) und diese Auszeit wirkte sich sehr produktiv auf mein eigenes Songwriting aus., so der Amerikaner wörtlich über seinen Ausstieg.

Wo diese Produktivität letztendlich abgeblieben ist, erfährt der Hörer nur ansatzweise. Textlich lässt sich Cornell zwar nichts vormachen und zieht einige berührende Lines aus dem Ärmel. "No Such Thing" gehört ganz sicher zu dieser Kategorie. Dem steht jedoch reichlich angestaubter Stadionrock gegenüber, der allzu leicht in Riff-Plattitüden abdriftet, die im typischen US-Mainstream-Hardrock beheimatet sind. Dabei ist es letztlich immer wieder Chris' Stimme, die den Karren aus dem Dreck zieht.

"Safe And Sound" ist so ein Beispiel. Ein lahmer Gospel buhlt mit Bläserunterstützung um Aufmerksamkeit, den Cornell mit wahrhaft inbrünstiger vokaler Tiefe vor dem Totalschaden bewahrt. So richtig interessant gestaltet sich "Carry On" erst mit "She'll Never Be Your Man", das genau die lockere, aus dem Hüftgelenk abgeschossene Coolness zur Schau trägt, die sogar an glorreiche Temple Of The Dog-Zeiten erinnert. Seltsamerweise liefert ihm ausgerechnet eine Coverversion von Michael Jacksons "Billie Jean" die Steilvorlage, um den Balladen-Freistoß im oberen rechten Winkel - unerreichbar für Kritiker - zu versenken. Die Intensität dieses Vortrages steigert sich im Verlauf des Tracks bis zu einem Punkt, an dem man glaubt, es müsse den Musiker jeden Moment vor lauter Emotionalität in der Luft zerreißen.

"Finally Forever", "Silence The Voices" und "Disappearing Act" kratzen knapp an dieser Vorlage vorbei, stechen aber klar als Highlights aus dem Album heraus, denn hier spielt sich wieder ein eindringliches Gefühlskino vor dem inneren Auge ab, dass man über zu lange Strecken vermisst. Der James Bond-Song "You Know My Name" bildet den rockenden Höhepunkt und reiht sich zurecht als Klassiker der musikalischen Agenten-Abenteuer-Untermalung ein. Die hier vorliegende Version gebärdet sich um einiges zackiger als die relativ zahm orchestrierte Version aus dem Vorspann von "Casino Royale".

Den Abschluss bildet das relativ unspannende "Today", das mit banalen Rhythmen und cheesig vorgetragenen Melodien mit dem Vorgängersong in keiner Weise mithalten kann. Das Ende ist deshalb nur konsequent inkonsequent und bildet die Zerfaserung von "Carry On" recht gut ab. Beim Blick in Cornells Vergangenheit macht sich nämlich schon ein wenig Enttäuschung breit, wandelt er anno 2007 doch auf Solopfaden, die den großen Musiker und Sänger nicht wirklich greifbar machen.

Trackliste

  1. 1. No Such Thing
  2. 2. Poison Eye
  3. 3. Arms Around Your Love
  4. 4. Safe And Sound
  5. 5. She'll Never Be Your Man
  6. 6. Ghosts
  7. 7. Killing Birds
  8. 8. Billie Jean
  9. 9. Scar On The Sky
  10. 10. Your Soul Today
  11. 11. Finally Forever
  12. 12. Silence The Voices
  13. 13. Disappearing Act
  14. 14. You Know My Name
  15. 15. Today

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11 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    ich kann mich dieser Kritik nur anschliessen; bin mit hohen Erwartungen an das Album und war zuerst zutiefst enttäuscht. Nachdem ich das Album aber mehrmals angehört habe, beginnen sich die Songs in meinem Ohr festzusetzen. Der Song Billy Jean gehört auf jedem Fall zum Stärksten der Platte; würde sogar sagen: schmeisst das Original weg!!
    MikelGelbfuss

  • Vor 17 Jahren

    Also ich kann mich meinem vorschreiber anschließen in vielen Punkten. Anfangs dacht ich auch nur "was soll das denn? das geht doch um klasse besser" aber mit der zeit entdeckt man was wirklich im album drinn steckt! Besonders ein paar Lieder haben mir es sehr angetan inzwischen: "killing Birds", "Billie Jean", "Disappearing Act". Den Bond Sondtrack fand ich von anfang an super und nur "Poison Eyes" find ich auch noch vielem hören net wirklich gut...aber sonst hat sich das Album zu einem meiner Lieblinge hochgespielt und wird regelmässig gehört :D

  • Vor 17 Jahren

    Also ich finde die Stimme auch Hammergeil. Billie Jean ist der größte Song auf der Platte. Nicht zu vergleichen mit dem Original, einfach ganz anders mit viel mehr Emotion, einfach großartig.
    Ansonsten ist die Platte sicher nicht so gut, wie seine "Stripped Session" Songs. Also für alle die sie nicht kennen, da spielt er Solo, Akkustik. Wer will kann bei Youtube mal reinhören. Einfach Chris Cornell Stripped eingeben. Dort gibts mit Like a stone, Original fire, Black hole sun, Redemption Song (Ein Hammer Bob Marley Cover, ebensogut wie das Original)und Until we fall mächtig was zu hören...
    Meines erachtens sollte er als nächstes ein reines Akkustik-Soloalbum machen. Das wäre der absolute Knaller.