laut.de-Kritik
Eine Bande wüster Exzentriker reißt sich am Riemen
Review von Joachim GaugerUngewohnt sanfte Töne von dEUS, den belgischen Experimentalschrammlern. "The Ideal Crash", das dritte Album des Anfang der 90er Jahre von Tom Barman gegründeten Quintetts, beginnt zwar (wie erwartet) mit schrillen Gitarrenfeedbacks, doch dann folgt mit "Put The Freaks Up Front" ein grundsolider Rocksong.
Das düster melancholische "Sister Dew" und die schwebende Stimmung der chromatisch absteigenden Synthieflächen von "One Advice, Spice" verfestigen den Eindruck: Da sind nicht mehr die wüsten Exzentriker von "In A Bar, Under The Sea" am Werk. Da wird der Hörer nicht mehr ständig vor den Kopf gestoßen, nicht mehr jede Erwartungshaltung im Keim erstickt. "The Ideal Crash" ist die erste wirklich homogene Scheibe von dEUS, an die Stelle patchworkartiger Artistik sind klassische Songstrukturen mit Strophe und Refrain getreten. Da mag auch eine Rolle gespielt haben, daß die Besetzung des Quintetts nicht mehr ständig wechselt, "daß hier erstmals eine Band zugange ist", wie Barman in einem Interview zugab.
Ohne Ecken und Kanten indessen wären dEUS nicht dEUS. Klaas Janzoons rebellische Violine ist zwar zugunsten ausgefeilter Gitarren-Arrangements, die sich stilistisch zwischen Country und Grunge bewegen, etwas in den Hintergrund getreten. Doch Songs wie "Instant Street" oder "Let's See Who Goes Down First" sind immer noch für die eine oder andere Überraschung gut. Auch sorgen die wirklich überzeugend geformten Spannungsbögen der meisten Stücke dafür, daß dem Hörer nicht langweilig wird.
Ein gelungener Spannungsbogen umfaßt auch "The Ideal Crash": der resignativ-melancholischen Stimmung der ersten Tracks folgt aufmüpfiger Gitarrentrash, bevor die Scheibe in der "Dream Sequence #1" zur Ruhe kommt. Schließlich wäre noch die exzellente Abmischung zu erwähnen, die unter Mitarbeit von King Crimson-Hausproduzent David Bottrill zustande gekommen ist, und diesem ambitionierten Album die (Rock)-Krone aufsetzt.
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