laut.de-Kritik

Das Beste kommt zum Schluss.

Review von

Allen Inkarnationen von Deep Purple ist gemeinsam, dass sie einen Teil des Vermächtnisses der britischen Hardrock-Innovatoren ausgemacht haben. Die Summe der einzelnen Teile ergibt dabei das Ganze; davon kündet der Titel des neuen Albums "=1", sprich "Equal one". Hinzu gesellt sich die Prise Magie, die jeder einzelne Charakter im Zusammenspiel entfacht. Nach den Frühsiebziger-Benchmarks, die in je eigens stimmiger Form die Laison von Rock und Klassik vorangestrieben haben ("In Rock"), brachten Glenn Hughes und David Coverdale auf "Burn" Funk und Soul stärker zu Geltung.

Dem Achtziger-Höhenflug als routinierte Rock-Helden mit einem Hang zum Herrenwitz ("Perfect Strangers"), folgte der kreative Kotau Anfang der Neunziger. Nach einem kurzen Intermezzo von Sci Fi-Gitarrero Joe Satriani - Blackmore war mal wieder off - übernahm der Virtuose Steve Morse (Dixie Dregs, Kansas) das Saiten-Zepter. Morsw blieb länger als jeder Gitarrist vor und wohl auch nach ihm in der Band und trug maßgeblich dazu bei, dass Alben wie "Bananas" oder "Whoosh!" zu zeitgenössischen Neuerfindungen des Markenkerns wurden und eben nicht, wie viele glaubten, als Austellungsstück in den Vitrinen des Classic Rock-Museums endeten.

In der Vergangenheit gerieten die Wechsel auf der Position des Sechs-Saiters bei Deep Purple meist dramatisch bis tragisch. Wenn man sich anschaut, wie geräuschlos und professionell der privat bedingte Abgang des langjährigen Gitarristen Steve Morse zum funkensprühenden Iren Simon McBride von statten gegangen ist, kann nur von guter Kaderplanung in Verbindung mit der Weisheit des Alters die Rede sein.

Von den Granden der Siebziger sind die orgelgeschwängerten Rock-Exegeten die letzte verbliebene Konstante. Black Sabbath und Led Zeppelin existieren als körperlose Soundgeister auf Vinyl oder in irgendeiner Cloud und genießen ihren Platz im Rock-Olymp. Bei Gillan und Co. ist nicht nur der Selbsterhaltungstrieb ausschlaggebend für weitere kreative Exponate, sondern die Akribie und Arbeit von Bob Ezrin, fünfter Beatle oder sechster Purple, Produzent seit 2013 und neben der klanglichen Gestaltung entscheidend für das Songwriting. Er ordnet und verwirft Ideen, findet Kompromisse, an denen die heißspornigen Musikerhirne früher öfter Mal gescheitert sind.

Das in Sachen Artwork und Neuerfindung an "Now What?!" erinnernde "=1" hat es in sich. Der 45-jährige McBride haucht den alte Herren neues Leben ein. Der Opener "Show Me" punktet mit einem ostinaten Riffs und chromatischen Harmonie-Verschiebungen. "A Bit On The Side" hat eine deutlich metallische Schlagseite. Im exquisiten Solopart zieht Don Airey einige schwerelose Sounds aus seinem Keyboard-Köfferchen, bevor Ian Paice in "Black Night"-Manier einige schmackhafte Fills einstreut. Zum Finale furioso hin tobt sich McBride gemäß seiner Sozialisation mit den Posern und Flitzefingern der Achtziger aus.

"Sharp Shooter" mit seinen dezent eingestreuten Gospel-Backings lädt zum Popowackeln ein, bevor die Bridge gekonnt kippt und in die Hook-Hall of Fame einzieht. "Portable Door" beginnt wie der kleine Bruder von "Black Night" mit seinem Single Note-Riff, das der Call and Response-Masche folgend von kreischenden Harmonien beantwortet wird. Dieses Riff-Motiv spinnen die beiden Solisten an den Tasten und Saiten kontrapunktisch weiter - gerade Airey ist ein ausgewiesener Papa Bach-Experte - und ziehen in je eigener Ausformulierung vom Leder.

Mit "Old-Fangled Thing" spendiert die Gruppe eine Uptempo Nummer, die sich auf Albumdistanz die Medaille als "Speed King" um den Hals hängt. Um die sehnsüchtig schmachtenden Harmonien spinnt Ian Gillan bitter-süße Melodien. Der Schrei am Ende klingt zwar wie Karter Carlo auf Katzenfutter-Entzug, zeigt dennoch, dass der 79 Lenze zählende Sänger spontan und voller Spaß an der Sangesfreude agiert.

Zu "If I Were You" lässt sich erstmals nach fünf Brechern Luft holen. Die mit Orchestrierung klanggetupfte Ballade verfügt über einen kraftvollen Refrain. Beide Parts - der sphärische wie der strotzende - sind durchzogen von Rhythmus-Wechseln, die die Dramatik unterstreichen, die sich wiederum im himmlischen letzten Drittel förmlich überschlägt und einen Hauch "A Day In The Life" versprüht.

"Pictures Of You" besteht aus kontrastierenden Parts, nämlich den trocken und pointiert gespielten Strophen und den melodischen Auffächerungen. Das Interlude führt den Hörer auf harmonische Abwege, bevor ein kurzer Solospot den Hörer wieder einfängt, der aus der auf der Gitarre wunderbar ausformulierten Gesangsmelodie basiert. Der Song endet mit einem atmosphärischen Zwischenstück, das direkt in die Zwillingsnummer "I'm Saying Nothing" überleitet und ganz auf den emphatischen Vortrag des Sängers zugeschnitten ist.

Das lässig gezockte "Lazy Sod" watet knietief im Genfer See, umhüllt von geheimnisvollen Rauchschwaden. Seine Lordschaft, Don Airey, orgelt sich ins Nirvana mit der für Purples Tastengötter ureigenen Mischung aus Rock und Klassik. Eine Rock-Peitsche vor dem Herren kommt mit "Now You're Talkin'" um die Ecke und biegt direkt auf den hauseigenen Highway ein. Den atemlosen Anfang überführt die Band in eine Grenzen und Genre spregende Instrumental-Sektion, die jeden der vier Instrumentalisten in das richtige Rampenlicht rückt und die Bärbel im Rock gehörig über die Tanzfläche wirbelt.

"I'll Catch You" ist eine akustische Umarmung. Blues-basiert wandert McBride wie einst Gary Moore über die Straßen von Paris die Blue Notes hoch und runter. Die textlich markierten "Mother Nature und Father Time" unterstreichen den weltumspannenden Gestus des Stückes. Danach ist mitnichten Schluss. Zum Abschluss wartet der beste Track seit vierzig Jahren, die vertrackt-verzückende Prog Rock-Suite "Bleeding Obvious". Ein Refrain so majestätisch wie "Perfect Strangers", in Stein gemeißelte Riffs, fantastische Flitzefinger-Einlagen und ein Akustik-Break, der die Tränen zieht und trocknet.

"=1" muss sich nicht vor den Klassikern verstecken und bleibt als Kind seiner Zeit nicht in der Vergangenheit stecken. Die beste Platte der Bob Ezrin-Jahre ist der 2024-Output allemal. Das Beste kommt zum Schluss? Aber Hallo!

Trackliste

  1. 1. Show Me
  2. 2. A Bit On The Side
  3. 3. Sharp Shooter
  4. 4. Portable Door
  5. 5. Old-Fangled Thing
  6. 6. If I Were You
  7. 7. Pictures Of You
  8. 8. I'm Saying Nothin'
  9. 9. Lazy Sod
  10. 10. Now You're Talkin'
  11. 11. No Money To Burn
  12. 12. I'll Catch You
  13. 13. Bleeding Obvious

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11 Kommentare mit 48 Antworten

  • Vor 5 Monaten

    Habe bisher nur wenige der Songs als Video gesehen/gehört. Gefiel mir musikalisch sehr sehr gut.

    Was mir den Spaß aber deutlich verleidet ist der Gesang.

    Das letzte, was ich von Gillan zuvor gehört hatte, war die Live-Bonus-CD von der inFinite-Scheibe. Das war schon weit entfernt von einstigen Höchstleistungen - aber hier klingt er für mich dermaßen saft- und kraftlos in einem stark limitierten Tonumfang und ohne jede stimmliche Variation und Modulation.

    Kann ja verstehen, dass sie den alten Kumpel nicht einfach aus der Band werfen wollen, aber ich würde mir die wirklich tolle Musik viel lieber mit einem Sänger anhören, der es noch drauf hat.

    • Vor 5 Monaten

      Alter ist keine Entschuldigung für solche Leistungen. Wer als Rentner so klingt wie Gilian, der macht sich einfach nicht die Mühe, den Gesang ähnlich zu üben wie die anderen Musiker ihre Instrumente üben müssen.

      Stimmt, er nimmt den Tracks wirklich das Leben. Sehr schade!

    • Vor 5 Monaten

      "Alter ist keine Entschuldigung für solche Leistungen."

      Natürlich ist es das.

    • Vor 5 Monaten

      Nope. Stimmtraining wird im Alter wichtiger. Wer das nicht macht, dann hört man das, und da finde ich Alter keine gute Entschuldigung für Faulheit.

    • Vor 5 Monaten

      Faulheit? Die spielen seit 1968 ihre Ärsche ab, und dann kommst du mit Faulheit?

      "Stimmtraining wird im Alter wichtiger."

      Mag ja sein. Trotzdem ist das Alter ne Entschuldigung. Der will (oder muss) mit fast 80 Jahren niemandem mehr was beweisen, am wenigsten überkritischen Bewohnern der Salzmine.

      Außerdem ist diskutabel bzw gar nicht feststellbar, ob selbst Stimmtraining in diesen Umständen und diesem Alter überhaupt noch was reißen würde. Dein Argument ist verächtlich und spekulativ.

    • Vor 5 Monaten

      Glenn Hughes war vor kurzem auch auf Tour.
      Der leistet auch lange nicht mehr das, wozu er gesanglich mal in der Lage war. Aber Gillan singt er sicherlich in Grund und Boden.
      Woran es auch immer liegt - Abnutzung der Stimme oder zu wenig Training - spielt ja eigentlich keine Rolle. Fakt ist, dass die gesangliche Leistung nicht das ist, was die musikalische Leistung verdient hätte - und somit das Gesamtergebnis deutlich schmälert.

    • Vor 5 Monaten

      Zieh Dir mal Russell Mael von den Sparks rein, Schwingster. Alles, was der mit seinen 75 Jahren macht, ist rigoros jeden Tag die Stimme zu trainieren und sich technisch fit zu halten, besonders auf Touren. Der erreicht in seinem Alter beinahe mühelos die hohen, kristallklaren Noten, die er mit Mitte 20 sang. Diverse Opernsänger hohen Alters sind natürlich auch ein guter Gegenbeweis.

      Es ist ein Mythos, dass eine Stimme zwangsläufig schwach und krächzend wird im Alter. Wenn man sich nicht um sie kümmert, und ein Leben lang falsch gesungen hat, dann geht sie so kaputt wie bei Gillan. Ich finde das faul, aber man kann es auch genügsam nennen.

      Diese Platte zieht er jedenfalls runter, denn die anderen Opis spielen sehr fit.

    • Vor 5 Monaten

      Freilich gibt es genug alte Musiker die immer noch ne hervorragende Leistung bringen. Aber wenn dem nicht so ist, kann's dafür massig Gründe geben, die von Außenstehenden wohl kaum realistisch einzuschätzen sind.

      Dazu die Sache, ob, selbst wenn man recht hat, diese Motzerei nötig ist. Ihr gebt halt gerade richtig schöne comic book guy-vibes.

    • Vor 5 Monaten

      Dieser Kommentar wurde vor 5 Monaten durch den Autor entfernt.

    • Vor 5 Monaten

      Die Gründe, warum eine Stimme sich abnutzt und bricht, sind alles Andere als mysteriös. Die sind anatomisch bestens untersucht, und Jahrhunderte an Forschung und Praxis beim Stimmtraining haben uns mMn. genug Material geliefert. Ausnahmen wären höchstens so etwas wie Erkrankungen - wobei ich es eher ungewöhnlich finde, wenn ein Sänger (oder überhaupt ein Musiker) das verschweigt, wenns um seine Berufung geht.
      Ich bin natürlich kein Vocal Coach, hatte nur eine Weile Unterrichtsstunden genommen, und mich viel mit dem Thema beschäftigt, weil die in Musikerkreisen als notorisch faul gelten Sänger in der Regel nicht viel Wissen mitbringen. Finde es also als selten beleuchtetes Thema ziemlich spannend.

      Wenn alte Musiker sowas wie Welpenschutz bekommen, man automatisch was mehr Mitleid und Nachsicht mit ihnen hat, wenn sie nur noch herumkrächzen (*hust*, *hust* Johnny Cash...), kann ich das intuitiv nachvollziehen. Aber wer das Singen wirklich ernst nimmt und liebt, der wird das auch durch Stimmtraining demonstrieren. Gillan macht das ganz offensichtlich und hörbar nicht. Und er ist damit leider nicht alleine - die meisten der alten Frontmann-Rocklegenden gehen sehr larifari mit ihrem Instrument um, und das ist auch ein Grund, warum ihre Bands als Live-Acts extrem schlecht altern.

      Wir haben die Platte hier gelobt, nur eben den mittlerweile ziemlich unfähigen, lustlosen Sänger kritisiert. Finde "Comic Book Guy" als den alles ablehnenden Ewiggestrigen etwas unpassend, aber wie auch immer.

    • Vor 5 Monaten

      "Aber wer das Singen wirklich ernst nimmt und liebt, der wird das auch durch Stimmtraining demonstrieren."

      Ja, oder durch ne nahezu 60-jährige, im Großen und Ganzen respektable, Karriere als Sänger in einer Rockband.

      Aber gut, offenbar kommen wir nicht auf einen grünen Zweig. In Ordnung.

    • Vor 5 Monaten

      Ne, müssen auch nicht auf nen grünen Zweig kommen. Meine Erfahrung bisher bestätigte das Klischee - die allerwenigsten Sänger nehmen ihr Instrument ernst, und denken eher, ihnen sei das Talent in den Schoß gefallen und man müsse nicht viel dafür tun. Eine 60jährige Karriere ist da null Gegenbeweis.

      Gerade die meisten Rocksänger der 60er und 70er haben diese Attitüde, aber auch Elton John und andere Sänger aus der Zeit hatten sich nie ernsthaft damit beschäftigt. Wie gesagt - das hört man überdeutlich! Und wer sich auch nur oberflächlich mit dem Thema befaßt, wird ganz schnell feststellen, daß Alter keine Entschuldigung ist. Menschen fangen auch noch mit 70 an zu singen, und mit einem guten Training klingen sie schnell besser als das, was die Legende von Gillan heute abliefert, die einmal wirklich extrem gut war.

    • Vor 5 Monaten

      Man könnte fast meinen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedlich gut altern/körperlich verfallen.

    • Vor 5 Monaten

      Intrisand auch wie ein paar Stunden Gesangstraining einen Ragism zum studierten Mediziner machen.

    • Vor 5 Monaten

      er wirkt tattrig, und das ist live kein Vergnügen mehr in zu sehen

    • Vor 5 Monaten

      Caps, wenn man nur eine Stunde Mathe hatte, macht das 1+1 auch nicht weniger richtig, das man da gelernt hat. Die Erfahrung unzähliger Gesangstrainer, der wenigen Mediziner, die sich damit beschäftigen, und die Beweise in Form von Fortschrittsvideos sprechen einfach für sich.

      Hat man keine sehr spezielle schwere Erkrankung, kann man auch mit 70 oder 80 singen als wäre man 40 Jahre jünger. Es braucht halt mehr Arbeit in zunehmendem Alter. So wie jeder gezielte Muskelaufbau dann mehr Arbeit macht. Das Wichtigste ist das korrekte Training. Und es ist hörbar, wenn sich jemand diese Arbeit nicht macht.

    • Vor 5 Monaten

      Es gibt eine ganze ärztliche Fachrichtung, die sich mit der Stimme beschäftigt und Singen ist in der Phoniatrie ein wichtiges Thema, von wegen "[wenige] Mediziner". Und altersbedingte Stimmveränderungen sind ein ziemlich gut erforschtes Thema, und ja, bei manchen Menschen helfen Übungen alleine zum eingeschränkten Erhalt der Singstimme, aber ein Siebzigjähriger wird nie so Singen können wie ein Dreißigjähriger (bei gleicher Ausbildung), Alterungsprozesse lassen sich nicht aufhalten, es sind in allen Bereichen abstriche zu machen, und was du hier wieder laberst ist weltfremder Stuss.

    • Vor 5 Monaten

      1+1 ist btw nur ein Term und aufgrund der fehlenden Relation ist es nicht möglich eine Aussage über die Richtigkeit zu machen. 1+1 ist weder falsch noch richtig, 1+1 kann weder falsch noch richtig sein.

    • Vor 5 Monaten

      Und wenn du jetzt sagst, dass du 1+1=2 meintest, dann muss ich dir sagen, dass das nicht allgemein richtig ist, im Galois-Körper GF(2) gilt 1+1=0.

    • Vor 5 Monaten

      Aber jetzt ma gut hier Capsi :( Bist'n Schlauer, viel schlauer als unsereiner. Aber praktikabler Diskurs erfordert, dass man allgemeine Konventionen respektiert - du hast auch nicht alle Randbedingungen für deine Aussage hier abgesteckt:

      "aber ein Siebzigjähriger wird nie so Singen können wie ein Dreißigjähriger (bei gleicher Ausbildung)"

      Oder was magst du mit deinem Mathegeflexe implizieren?

    • Vor 5 Monaten

      capslokk droppt immer so viel wisdom ich denke das ist normal das manchmal hat alternative fakten

    • Vor 5 Monaten

      Dieser Kommentar wurde vor 5 Monaten durch den Autor entfernt.

    • Vor 5 Monaten

      Ist halt einfach falsch, Caps. Zunächst mal bedeutet die Existenz einer Fachrichtung und eines speziellen Unterthemas davon nicht, daß es viele Mediziner gibt, die sich damit beschäftigen. Angebot und Nachfrage usw. Würden Millionen von Menschen professionell singen, wäre das anders. Einen Arzt zu finden, der sich auf Gesang spezialisiert, ist nicht unbedingt leicht. Es gibt diese Mediziner sehr vereinzelt, und sie liefern wichtige Daten - vor allem ist Gesang aber eine Sache der jahrhunderte alten, niedergeschriebenen und praktizierten Erfahrung.

      Singen ist ein Zusammenspiel von Muskeln, das regelmäßig trainiert werden muss. Wenn man diese Muskelgruppen falsch benutzt und überstrapaziert, dann gibt es vor allem in der Larynx komplett vermeidbare Schäden. Ich habe nie behauptet, die Stimme verändere sich nicht im Alter.

      Aber wenn man auf die richtige Weise trainiert, dann singen Menschen auch im hohen Alter sehr klar und kräftig. Lasse einen x-beliebigen 80jährigen ohne betreffende Vorerkranungen ein Jahr lang jeden Tag eine Stunde lang korrektes Stimmtraining machen, und er wird mit der Performance von Gillan hier ganz locker den Boden aufwischen.

    • Vor 5 Monaten

      Btw. - da biste schön in die 1+1-Falle getappt ;)

    • Vor 5 Monaten

      Ich würde den Dilettanten einfach feuern und das Album mit einem Profi neu aufnehmen. Einer der's halt kann. 107 Jahre alt und immer noch kräftig auf der Brust. Aber zu jung darf er nicht sein.... Sonst geht es nihct mehr als Altherrenband durch....
      Ich mag das Album, ich mag es, wenn ich Gillan noch hören darf, ich mag seine Stimme und seine Stimmfarbe (nenntman das so?) und damit ist es für mich gut. Die Musik als solche ist super und ich mag den neuen Gitarristen. Die Songs sind kurz und bringen es auf den Punkt, Bleeding Obvious ist einfach grandios. Und das sich Gillan in die Reihe der Altmusiker einreiht, die offenbar zu wenig für ihre Stimme getan haben und deshalb mit 97 nicht mehr so stark klingen, wie mit 32 ...ok , so what?
      Ich geh jetzt duschen und sing dabei Child in time...Zusammen mit der Larynxs...Ooooohhhoooohhoooo...oohhuuuhhuuuuu ooooooooohhhhhhh....aaaaaaahhhhhhaaaaahhhaaaaaa....aaaahhaaaaaahhaaaaaa...geil!!

    • Vor 5 Monaten

      1. „Zunächst mal bedeutet die Existenz einer Fachrichtung und eines speziellen Unterthemas davon nicht, daß es viele Mediziner gibt, die sich damit beschäftigen. “

      FAs für Phoniatrie gibt zwar weniger häufig als Haus- oder Zahnärzte, aber in der größeren Stadt hat mensch schon Auswahl. Die müssen sich nicht auf Gesang spezialisieren, Gesang bzw Singstimme und damit verbundene Erkrankungen sind Teil der FA-Weiterbildung. Imund die kannst du in so ziemlich jeder größeren Stadt in mindestens einem Krankenhaus machen.

      2. „Aber wenn man auf die richtige Weise trainiert, dann singen Menschen auch im hohen Alter sehr klar und kräftig. Lasse einen x-beliebigen 80jährigen ohne betreffende Vorerkranungen ein Jahr lang jeden Tag eine Stunde lang korrektes Stimmtraining machen, und er wird mit der Performance von Gillan hier ganz locker den Boden aufwischen.“

      20% der über-60-Jährigen leiden an Presbyphonie, einer krankhaften Altersstimme. 25% der über-65-jährigen. Zu 80-Jährigen fand ich auf die schnelle keine Werte, könnte durchaus auch bei 50% liegen, aber mir genügt schon >25%. Zu denen könnte der Typ da oben durchaus gehören, dann wird der x-beliebige 80-Jährige ohne Presbyphonie mit etwas Training die Performance von Gillan den Boden aufwischen, aber dennoch wie ein alter Mann klingen und insbesondere nicht mehr so singen können wie mit vierzig. Das ist durch (bis jetzt) unvermeidbare Alterungsprozesse einfach unmöglich. Das Instrument nimmt Schaden. Mit deiner Methode lernt Mensch einerseits Präventiv Schaden zu vermeiden und andererseits mit den Beschädigungen klarzukommen, das beste draus zu machen. Wäre die Stimme ein Gitarre, dann die eine gerissene Seite nicht mehr spielen und versuchen die durch die verbliebenden durch andere Nutzung zu ersetzen, oder was anderes spielen. Das ist übrigens auch eine der Lehrbuchmethoden der Phoniatrie.
      Dann gibt es auch noch andere Methoden die Stimme (meist temporär und notdürftig) zu reparieren, wie etwa durch medizinische Eingriffe. Aber das Instrument wird nicht mehr das gleiche sein wie vor 40 Jahren.

    • Vor 5 Monaten

      Ich möchte noch ergänzen, wie auch immer der Gesangsapparat sich ändert, auch der mindset ändert sich, schon deshalb singt ein 80-jähriger nicht wie ein 25-40- jähriger.

    • Vor 5 Monaten

      "Btw. - da biste schön in die 1+1-Falle getappt"

      Ragi spielt mal wieder 4D-Schach mit uns allen.

    • Vor 5 Monaten

      Ihr solltet euch halt wirklich wirklich dringend Hobbies suchen, die nicht "auf laut.de rumhängen um über Musik für Rentner zu diskutieren" sind. :lol:

    • Vor 5 Monaten

      1... Und diese Weiterbildung wird nun mal extrem selten gemacht - wie gesagt: Weil es in einer Stadt nicht hunderte professionelle Sänger gibt, die dann außerdem eine Behandlung benötigen.

      2. Die Ursachen einer Presbyphonie sind aber vor allem funktionaler Natur - zumindest müssen wir davon ausgehen, solange das die beste Erklärung ist. Und da sind wir wieder bei der richtigen Art zu sprechen und zu singen. Wer jahrelang richtig singt, dem wird diese Krankheit eher selten begegnen.

      Wenn Du so verzweifelt und beharrlich widersprichst, ist dann Dein Standpunkt, man altere sowieso und man könne nichts mehr für die Stimme machen? Denn Du scheinst gerade mit einem Strohmann zu diskutieren. Ich habe nicht gesagt, eine Stimme altere überhaupt nicht. Mein Standpunkt ist: Mit Stimmtraining kann man in jedem Alter noch enorme Fortschritte machen, und wer das geflissentlich macht, dessen Stimme altert wenig.

      Du wirst ja wohl nicht zu den zahlreichen Sängern und Sängerinnen hohen Alters, die sich um ihr Organ kümmern und noch immer brilliant und glasklar singen, sagen wollen, das sei alles vergebene Liebesmüh, und sie haben einfach nur Glück gehabt. Oder?

      Bei Gillan ist das fehlende Training sehr gut hörbar. Ich hatte auch Elton John angeführt, der schon länger ebenso nuschelig und dumpf singt, ohne mit der nötigen Muskulatur klare Vokale tragen zu wollen.

    • Vor 5 Monaten

      Hätte hätte Herrentoilette...
      Gillian klingt genau so, wie er eben jetzt klingt. Jeder Musiker (Künstler!) entscheidet selbst, wie er die Schwerpunkte seines Schaffens setzt.
      Mindset - guter Hinweis von Schwingster... Ein fiktiver Gillian, der ganz viel Wert aufs Stimmtraining legt, wäre anders drauf als der echte, würde wohl besser singen, hätte aber die Songs anders (mit-) geschrieben und das Album wäre vielleicht totaler Schrott!

    • Vor 5 Monaten

      Ganz schöne Extreme hier. Ich finde "perfekt" ausgebildete Stimmen, oder nen Reinheitsfetisch à la Castingshows ja auch zum Kotzen. Aber es gibt was zwischen "Perfektion" und "ist mir scheißegal". Und gerade im Altherrenrockbereich ist das "ist mir scheißegal" sehr dominant. Bis halt irgendwann mal die Stimme versagt, und die Biologie gewinnt.

      Weil Gillan nicht übt, kommen halt so ultra unlebendige Performances wie hier heraus, die im extremen Kontrast zu der Spielfreude der Anderen steht. Noch mal: Welpenschutz für Sänger gibts bei mir nicht. Das Klischee der Faulheit unter Sängern kommt nicht von ungefähr im Rockbereich.

    • Vor 5 Monaten

      Ich bepiss mich gleich....

    • Vor 5 Monaten

      wie Professor Van Dusen schon sagte: "Zwei plus Zwei ist Vier. Immer und überall"

    • Vor 3 Monaten

      Mal ne steile Gegenthese: Gerade weil Ian Gillan sich um seine Stimme kümmert (die er spätestens Anfang der ‘80er ruiniert hat, schon die Gesangsleistung auf der „Perfect Strangers Live“ mit Konzertaufnahmen von Dezember 1984 ist ein Trauerspiel), beschränkt er sich seit Jahrzehnt und Tag im Studio auf das, was er auch an einem schlechten Tag noch LIVE abrufen kann – denn da muss er den alten Krempel aus den ‘70ern inklusive Schreierei nun mal bringen, ob er will oder nicht. Und da bieten die neueren Sachen immer eine willkommene Erholung, so dass er den ganzen Gig ohne Stimmverlust durchsteht. An einem guten Tag kommen dann auch mal andere Sachen: Anno 2022 hat er in Bonn zu unser aller Überraschung „When a blind man cries“ intoniert, und das hat er großartig gesungen.
      Also lasst den alten Mann mal sein Ding machen, der weiß was er tut. Im Übrigen finde ich die Gesangsleistung auf =1 trotz des unüberhörbar limitierten Tonumfangs keinesfalls uninspiriert, sondern gerade bei den langsamen Stücken ausgesprochen gefühlvoll. Er kann nicht mehr wie mit 30, mögliche Gründe hierfür zu diskutieren ist müßig; aber was er kann, macht er exzellent – jedenfalls in meinen Ohren.

  • Vor 5 Monaten

    5 Sterne. Das Beste seit Ewigkeiten.

  • Vor 4 Monaten

    An sich gute Rezi, aber die ständigen Reminiszenzen an die Mark-II-Zeit nerven wie Sau (zumindest mich) und sind auch musikalisch nicht wirklich zutreffend: „…bevor Ian Paice in "Black Night"-Manier einige schmackhafte Fills einstreut“, „…beginnt wie der kleine Bruder von "Black Night"“, „…die sich auf Albumdistanz die Medaille als "Speed King" um den Hals hängt“, „…watet knietief im Genfer See“, „…Refrain so majestätisch wie "Perfect Strangers"“ – was soll das?

    Das abschließende „"=1" muss sich nicht vor den Klassikern verstecken und bleibt als Kind seiner Zeit nicht in der Vergangenheit stecken“ bringt es doch auf den Punkt.
    Geile Scheibe!

    • Vor 4 Monaten

      sehe ich auch so, die Bezüge in der Musik sehe ich teils eher in der Spätphase, und die Gitarre hört sich ähnlich wie Morse an, weniger wie Blackmore

  • Vor 4 Monaten

    Bob Ezrin schreibt alle Songs, produziert und arrangiert. Ist das dann sowas wie ein Boney M Projekt?

    • Vor 4 Monaten

      Davon ab ist es ein recht gutes Album geworden; wobei das o.g. den Eindruck macht, dass die Combo zu einer Art Studiomusiker Ansammlung verkommen ist. Aber wenn es einträglich ist- warum nicht. Zu den einzelnen Songs: Show me ist ein durchschnittlicher Opener, hat Drive aber einen lustlosen Refrain. A Bit on the Side rockt noch mehr, plätschert aber auch mehr vor sich hin. Auch Durchschnitt. Sharp Shooter kommt einer Purple mäßigen Hook, und Strophe daher. Klingt aber wenig originell. Mit Portable Door kommt dann der erste Song, den man vorab hören konnte und der dann es auch schafft die Deep Purple Rezeptoren zu triggern. Bis dahin der beste Song. Old Fangled Thing bringt etwas Abwechslung hinein, ohne wirklich ein guter Song zu sein. Mit if I were you kommt dann das erste langsame Stück des Albums. Zwischendrin springt einen die uninspiriertheit geradezu an. Pictures of You kommt zackig daher; mit guter Gitarrenarbeit. Ein weiterer Song der besseren Kategorie. Saying Nothing ist wieder was plätscherndes; von denen Purple in den letzten 20 Jahren genügend abgeliefert haben. Lazy Sod reiht sich da ein. Mittelmäßig hörenswert. Now You`re Talkin kämpft stark um die hinteren Ränge im Ringen um den schlechtesten Song des Albums. No Money to Burn, ein weiterer Song der vor sich hin fließt und dabei ohne bemerkt zu werden verschwindet. Der Refrain nervt zudem. I ll catch you ist ein weiterer ruhiger Song auf dem Album; und auch er beginnt belanglos. Der Refrain ist dann etwas besser ohne wirklich zu erfreuen. Auch das Solo, was wohl den Song tragen soll, klingt runtergedudelt. Mit Bleeding Obvious kommt dann das Album zum Ende. Und das ist auch gut so. Ein weiterer Song, den man nicht mehr hören möchte. - Also für mich bleiben da max 2-3 Songs, denen ich einen weiteren Druchlauf geben wollen würde. Dabei war ich schon bei der Erwähnung von Now What?! getriggert- ein ausgesprochen gutes Album, welches unerwartet um die Ecke kam. In weiten Teilen kommt einem das Wort Gedudel in den Sinn, und das will nicht mehr weichen.

    • Vor 4 Monaten

      Die Songs haben alle Bandmitglieder und den Produzenten Ezrin als "Writing Credits", aber wie man die Band kennt komponiert und schreib sie selbst - insbesondere Gillan ist ein begnadeter Texter.
      Die haben wohl einach allen einen Credit gegebe damit alle was an den Songrechten verdienen.

    • Vor 3 Monaten

      Sagen wir mal: Bob Ezrin ist der 5. Beatle/6. Purple. Auf der DVD „From here to infinite“ (in Teilen bei YouTube zu finden) kommt seine Rolle gut raus, die er seit „Now What“ spielt. Und indem sich das schlechte Wortspiel zur aktuellen Scheibe anbietet: DP + Bob = 1.

  • Vor 3 Monaten

    Produktions und Soundmäßig natürlich toll, aber ich kann mit „meinen Purples“ schon lange nichts mehr anfangen :( Keine Trademarks mehr…. R.I.P.