laut.de-Kritik
Hat genug Höhepunkte zu bieten, leider nicht nur positive.
Review von Philipp GässleinLieber Franky,
ich muss zugeben, ich bin ein klein bisschen Fan von dir. Klar, da gibt es den Fakt, dass du oftmals mehr Anglizismen benutzt als ein durchschnittlicher US-Rapper. Dann war da noch dein Aprilscherz, in dem Olli und du einen fiktiven Beef herauf beschworen habt, um der Presse aufzuzeigen, wie schnell so was geht. Das fand ich, ungeachtet deiner lobenwerten Anti-Gewalt-Kampagne, ziemlich albern.
Du hast eine coole Art, mit den Beats zu spielen, die dir vorgesetzt werden. Wirklich. Du kommst mit epischen Instrumentals wie "Dramaking" ebenso klar wie mit dicken Brechern der Marke "Nie Wieder Weg", bei dem du mit dieser "Phänomen wie ne Asiatin mit Arsch"-Punchline selbst Kollege Banjo die Show stiehlst, der unerklärlicherweise einen auf Taktlo$$ macht. Das find' ich gut.
Mit dem DamDam-Feature hast du mich schwer beeindruckt. Galla hat die heikle Thematik einer Türkin zwischen Tradition und westlicher Moderne mal ähnlich gut behandelt wie du - und dieser Vergleich ist definitiv als Kompliment zu verstehen. Auch bei "Rewind" braucht sich die Umsetzung keinesfalls hinter dem exzellenten Konzept zu verstecken, eine tragisch verlaufene Gangsterpistole rückwärts laufen zu lassen. Eine gelungene Hommage an Nas' gleichnamigen Track.
"Im Herz" erinnert mich an "Kinderaugen", der mir seinerzeit aber näher ging. Möglicherweise liegt es daran, dass ich solche Tracks immer an Azads "Mein Licht" messe, was sicher unfair ist. Oder es liegt an Naidoo, mit dessen Stimme ich immer mal wieder auf Kriegsfuß stehe. Überhaupt genieße ich R'n'B- und Neosoul-Hooklines immer mit einer gehörigen Portion Vorsicht, was mir deine Gästeliste diesmal ein wenig vergällt. Neun gesungene auf nur einen gerappten Featurepart - das ist starker Tobak, und mir persönlich ne Stufe zu viel.
Mit "Melodie" fängst du mich ebenso ein wie damals mit "My Way". Gutes Ding. "Wo Ich Herkomm" könnte das auch gelingen, zumal der Beat gleich mit der nächsten Nas-Hommage eröffnet, aber irgendwie rappst du da so lustlos. Obwohl Tracks wie "Alles" oder "Block Zu Block" wegen lahmem Instrumental einfach klanglos untergehen, hat "Dramaking" genug Höhepunkte zu bieten. Doch leider nicht nur positive.
Ich verstehe nicht, wieso dein 'vertontes Tagebuch' einen derart unterirdischen Track wie "Was Mann Braucht" enthält. Ich persönlich schreibe kein Tagebuch, aber täte ich es, wäre es mir vor mir selbst peinlich, meine sexuellen Fantasien so zu notieren wie Hunderte vor mir. Die dabei, das muss man zu deiner Verteidigung sagen, auch keine weniger schwülstige Figur machten. Denn seien wir mal ehrlich: Gibt es tatsächlich Frauen, die auf 08/15-Pornostyles abfahren, oder feiern solche Tracks nicht vielmehr pickelige Jungs, wenn der YouPorn-Server mal down ist?
So richtig kapiere ich auch nicht, warum sich der gesellschaftliche Bodensatz, an den du deinen "Strassenhit" richtest, selbst abfeiern soll. Dieses großartige Instrumental verdient einen stimmigeren Text, selbst wenn so der Hauch einer Hymne transportiert wird. Schade. Trotzdem: Hätte im Gesamtwerk "Dramaking" der Rap ein Stück mehr Präsenz, und die enorme Hooklinelastigkeit ein großes Stück weniger, es bräuchte sich nicht hinter deinem guten Debüt zu verstecken.
Es bleibt jedoch ein sehr solider Zweitling, bei dem ich positiv registriere, dass die Anglizismen weitgehend verschwunden sind, ohne dabei deine Freshness gleich mit zu nehmen. Die Auswahl der Singles ist auch mehr als gelungen, insofern gehe ich davon aus, dass deine Kampagnen für weniger Gewalt in der Hip Hop-Szene auch in jenen Medien großen Anklang finden wird, die du in deinem Track "Was Sie Hör'n Wollen" zurecht anklagst.
Das wünsche ich dir auf jeden Fall.
Bestes,
dein Philipp
15 Kommentare
Mit "Rücken zur Wand" erschuf Franky Kubrick bereits mit seinem Debutalbum einen verschlafenen Klassiker, an dem er sich mit "Dramaking" zu messen hat. Nachdem auf dem Optik-Einstands-Mixtape "Mein Moneyfest" größtenteils eine Abkehr von persönlichen Themen hin zu Rap-Rap und Bling-Rap zu verbuchen war, kehrt Franky Kubrick auf dem nun vorliegenden Werk eindrucksvoll zu seinen Wurzeln zurück und besticht mit großartigen Konzepten.
Inhaltlich herausragend ist dabei sicherlich die Video-Single "Press rewind", auf der Franky Kubrick die Geschichte eines Banküberfalls "Memento-mäßig" rückwärts erzählt ohne den intelligenzbegabten Hörer dabei abzuschütteln. Auch die Beschreibung der Reise einer Melodie um die Welt ("Meine Melodie") weiß zu überzeugen und frisst sich als Ohrwurm im Gehörgang fest. "Keiner weiß" thematisiert die bedrückende Geschichte eines türkischen Mädchens, das sich aufgrund von aufeinanderprallenden Wertorientierungen von seiner Familie ablösen muss. Dabei schafft er es, nicht Partei zu ergreifen, wodurch der unangenehme Zeigefinger-Effekt ausbleibt. Auch die allseits bekannte Anti-Gewalt-Nummer "Was sie hörn wollen" zählt unbestritten zu den absoluten Höhepunkten der Veröffentlichung. Weiterhin überzeugen die Nummern für seinen Sohn ("Im Herz" mit Xavier Naidoo), der autobiographische Titeltrack "Dramaking" (mit Moe Mitchell) und das grandiose "Unsterblich", welches das Album offiziell abschließt.
Neben den vielen Thementracks wird auf "Nie wieder weg" mit durchschnittlichem Olli Banjo-Beitrag ordentlich auf den Kot gehauen und auf "Strassenhit" die Brücke zur Strasse geschlagen, die in letzter Zeit die Kassen einiger weit weniger begabten Kollegen zu füllen vermochte.
Somit gestaltet sich das Album inhaltlich sehr abwechslungsreich. Eine Eigenschaft, die der musikalischen Untermalung durch Beatbauer wie m3 & Noyd, Lex Barkey, Crada, Sancho, LuBeatz, Shuko & Unik, Djorkaeff, Bugi und den Beatgees nur bedingt attestiert werden kann. So klingen die Beats größtenteils unspektakulär und hinterlassen im Gegensatz zu der Poesie des Franky Kubrick kaum Gedächtnisspuren, obwohl sie aus handwerklicher Perspektive sicherlich einwandfrei sind.
Das größte Ärgernis der Platte ist und bleibt jedoch das völlig überflüssige "Was Mann braucht" mit einem neben sich stehenden Jonesmann und einer ohrenscheinlich talentfreien Nanalee Väonger. Männer brauchen sicherlich einiges, jedoch auf keinen Fall diesen Track.
Trotz dieser letztgenannten Schwächen handelt es sich bei "Dramaking" um ein ordentliches Album, welches vor allem von den lyrischen Stärken des Franky Kubrick lebt und somit an "Rücken zur Wand" anschließen kann. Diesmal bitte nicht verschlafen! Danke.
Quelle (http://herrmerkt.blogspot.com/2008/04/fran…)
Sehr geiles Album leider chartet gute Musik heutzutage ja nicht mehr...=( Review find ich gut und passend!
Bald wird hier wohl das ganze Forum wohl aus Reviews von Wannabes bestehen
obwohl diese Review ein wenig professioneller klingt als die von Herr Merkt
Ich finde die Review sehr gelungen, ich hätte aber einen Punkt mehr gegeben, das Teil hat für mich nen richtig coolen Straßenvibe, bis auf "Was Mann braucht", das ist wirklich grausam...dafür entschädigt aber Banjos abartig geiler Part. Ku Klux C.c.c.c.claaaan mutherfuckööööör ^^.
Ein sehr gutes 4/5 Album für mich
@Testave (« find auch dass das review passt, der verfickte bumstrack hat für mich das album ebenfalls richtig arg versaut. -.- »):
Haha, den fand ich nice.
Das ganze Ding ist killer, hör ich immernoch gerne.
Hmm...mir hat "Mein Moneyfest" zwar ein Ticken besser gefallen, aber dennoch absolut klasse Scheibe!