laut.de-Kritik
Wenn Freiheit einen Klang hätte ...
Review von Mia Lada-KleinFu Manchu, benannt nach dem chinesischen Superschurken, lassen die Gitarren direkt am Anfang ihres neuen Albums mit "Dehumanize" losballern. Dazu donnert das Schlagzeug, als gäbe es kein Morgen. 13 neue Songs kegen sie vor, die ersten seit sechs Jahren, und die knüpfen genau da an, wo Fu Manchu auf "Clone Of The Universe" aufgehört haben.
Natürlich bleibt die Band ihrem bewährten Stoner-Rock-Stil treu. Tracks wie "Hands Of The Zodiac" und "Roads Of The Lowly" legen alle bekannten Sound-Trademarks offen. Wer die Kalifornier nicht kennt: Das ist der Sound langer Sonnenuntergänge, endloser Highways und diesem Gefühl von Freiheit fernab von Alltagsproblemen wie Wäschewaschen oder der Frage, was man anziehen soll. Man wartet instinktiv darauf, dass ZZ Top im Cabrio vorbeifahren und einem lässig "Gimme All Your Lovin'" zugrölen, während auf der anderen Seite die Beastie Boys auf Surfbrettern stehen und "Fight For Your Right" brüllen. Ein Roadtrip durch die Zeiten, als der gute alte Rock'n'Roll die Regeln bestimmte. "The Return Of Tomorrow" ist das erste Doppelalbum ihrer mittlerweile 34-jährigen Geschichte.
Ein Highlight ist zweifelsohne das mit eingängigem Refrain ausgestattete "Loch Ness Wrecking Machine", deren Gitarre-/Bass-Harmonien einem noch lange im Gedächtnis nachhallen. Tracks wie "Haze The Hides", "Destroyin' Light" oder auch "Liquify" ziehen mit ihrem düster-hypnotischen Flow in ihren Bann. Schwere Gitarrenriffs, treibende Grooves, entspannte Atmosphäre. Das ist Musik, die dir das Gefühl gibt, als könntest du in Zeitlupe durch einen Wüstensturm tanzen. Der melodische Mix der Band hypnotisiert ähnlich wie die Lichter einer Laser-Show.
Die heulende Gitarre in "Lifetime Waiting" katapultiert einen direkt in eine Szene, die an die wilden Abenteuer von "Fear And Loathing In Las Vegas" erinnert. Das Gitarrenspiel ist sanfter und weniger von Verzerrung geprägt. Man stellt sich unwillkürlich vor, wie Sänger Scott Hill mit Gitarre alleine in der Wüste steht, ähnlich der Szenerie aus dem Video zu "November Rain" von Guns N' Roses, in dem Slash in der Einöde seine Les Paul bearbeitet.
Ebenfalls herausragend ist der Titeltrack "The Return Of Tomorrow", der zu den sanfteren Stücken gehört. Ein interessanter Break in der Mitte des Songs hebt das Schlagzeug besonders hervor und mündet in eine Art Jam-Session mit Gitarre und Bass. Als hätten sich Fu Manchu spontan zu einem Live-Jam entschlossen und diesen kurzerhand in die Studioaufnahme integriert.
Etwas aus der Rolle fällt "What I Need". Das dunkle Klangbild steht im klaren Kontrast zu den übrigen, eher milderen Gute-Laune-Tracks. Dieses besondere Flair bringt eine andere Dimension ins Repertoire, ohne jedoch die positive Gesamtstimmung zu beeinträchtigen. Ganz im Gegenteil. Die Nummer verleiht dem Album mit diesem kleinen Schwenk das gewisse Extra. Das Gefühl von Freiheit und Lebensfreude ist bei Fu Manchu also nach wie vor immanent und genau darüber dürften sich Fans der Amerikaner freuen.
1 Kommentar
Nachdem ich letztens mal wieder etwas unter "Menschen" war,
hatte ich das Bedürfnis meiner sozialen Isolation zu frönen, oft so ausgelebt, indem ich auf Ressourcen aus der Vergangenheit zurückgreife.
Hier war es das Remake von Tony Hawk 1+2 und der Frage, ob ich meiner quartalsmäßig auftauchenden Zwangsneurose, dass alte Sachen an ausgewählten Tagen nicht gehört werden dürfen, dadurch entgehen kann, indem ich auf Neues Zeug von alten coolen Bands zurückgreife.
Hat hier wunderbar funktioniert. Sehr cooles Album, da rockt das Wiesel.