laut.de-Kritik
Gelungene Werkschau einer bedeutenden Band.
Review von Ulf Kubanke50 Jahre Grateful Dead! Das schreit nach angemessener Würdigung. Kein leichtes Unterfangen, wenn der Frontman Jerry Garcia seit 20 Jahren in den ewigen Jagdgründen weilt. Doch die verbliebenen Kernmitglieder finden eine salomonische Lösung voller Würde. Ihre letzten Gigs und die hervorragende Werkschau "The Best Of The Grateful Dead" füllen das letzte Kapitel in ihrem Totenbuch. Die vorliegende Zusammenstellung wird der musikhistorischen Bedeutung der Band in jeder Sekunde gerecht.
Der weltweit umfangreichsten Live-Diskografie aller Zeiten stehen lediglich 13 Studioalben gegenüber, die es gleichwohl in sich haben. Diese Periode von 1967 bis 1989 wird mit insgesamt 32 Liedern gewürdigt. Heraus kommt ein musikalisches Filetstück der Sonderklasse. Von psychedelischen Pop-Perlen über ausufernden LSD-Rock bis hin zu einer echten Suite reihen sich vielfältige Edelsteine aneinander, die man nicht nur jedem Neueinsteiger bedenkenlos ans Herz legen kann.
"The Golden Road (To Unlimited Devotion)" und "Cream Puff War" ("The Grateful Dead" 1967) belegen eindrucksvoll, wie weit man seiner Zeit bereits auf dem Debüt voraus war. Sie vereinen das große Talent für catchy Popmelodien mit herrlich verschrobener Psychedelik, die sich sonst fast nur bei den ganz frühen Pink Floyd noch mit Syd Barrett findet. Besonders die Wahl von Soundhexer David Hassinger als Produzent (u.a. Jefferson Airplanes Meilenstein "Surrealistic Pillow" samt Kulttrack "White Rabbitt") zahlt sich für Grateful Dead hörbar aus.
Eine Sonderstellung nimmt "Dark Star" (1968) ein. Das knackige Stück gibt es lediglich als Single-Release und findet sich auf keinem regulären Album. Dennoch entwickelt es sich zu einer ihrer beständigsten Visitenkarten, die Grateful Dead live gern auf mehr als 30 Minuten Spielzeit dehnen. Besonders Bassist Phil Lesh liefert sich hier ein herrliches Ringen mit Garcias jazzig angeschlagener Axt. Neben Jack Bruce von Cream ist Lesh weltweit einer der ersten Musiker überhaupt, der sich vom reinen Rhythmuskorsett befreit und den Bass als melodisches Leadinstrument einsetzt.
Mit den beiden wichtigen Alben "Workingman's Dead" und "American Beauty" (beide 1970) stellen sich die Dead auf eine Stufe früher Pioniere der Genrevermischung im Bereich Blues/Folk/Rock/Jazz. Berühmte Platten von Kollegen wie Van Morrison ("Moondance") oder der befreundeten Crosby, Stills, Nash & Young ("Deja vu") landen in der Gunst der Rolling Stones-Leserschaft im selben Jahr sogar hinter Garcia und Co.
Dabei entstehen Hits wie die hier vertretenen "Truckin'" oder das großartige Mandolinenstück "Friend Of the Devil" unter echten Survivalbedingungen. Nicht nur, dass ihr Manager die Truppe um 155.000 Dollar erleichtert. Der Dieb ist zu allem Überfluss auch noch der Vater von Drummer Mickey Hart. Dennoch werden besonders die filigranen Folksongs dieser Phase sicherlich auch jeden Fan moderner Combos wie Fleet Foxes begeistern.
Ganz anders das fast 20-minütige "Terrapin Station" vom gleichnamigen 1977er Album. Mit klassischem Orchester lotet das famose Stück als echte Suite Prog- und Artrock aus. Jeder Freund von Genesis oder Yes sollte den Dialog der Streicher und Bläser mit Bill Kreutzmanns perkussivem Getrommel und Garcias glühenden Licks zu schätzen wissen.
Sogar schwächere Alben wie "Shakedown Street" (1978) oder "Go To Heaven" (1980) hinterlassen dank passend erwählter Rocknummern wie "I Need A Miracle" auf dieser Sammlung einen positiven Eindruck. Dennoch steigert sich die Best Of zum Ende sogar um ein weiteres Mal. Das liegt vor allem an den drei Aushängeschildern ihres superben Spätwerks "In the Dark" (1987). Keine andere Studioplatte der Leichentruppe kommt ihrem perfekten Livesound so nah. Kein Wunder! Für die Aufnahmen mieten die Perfektionisten kein Studio. Stattdessen simulieren sie im Marin County Auditorium einen kompletten Livegig mit Bühnen- und Lightshow und allem Drum und Dran. Nur ohne Publikum.
Das hört man besonders dem erdigen "Hell In A Bucket" an. Doch ist es vor allem ihr Überhit "Touch Of Grey", der sie ins kollektive Gedächtnis der MTV-Generation brennt. Der selbstironische Clip avanciert mit seinen berühmten Skelettmarionetten zu Recht zu einem Klassiker der Musikvideos. Auch in Deutschland landet der Song in der heavy rotation und mausert sich zum Hit.
So flicht "The Best Of The Grateful Dead" der Legende aus San Francisco einen angemessenen Lorbeerkranz voll musikalischer Höhepunkte und schließt so das letzte Kapitel ihres kalifornischen Totenbuches. Weiterhören mit Blue Öyster Cults nicht minder abwechslungsreichen Glanztaten auf "The Columbia Albums Collection".
10 Kommentare
Bleibt auf ewig Schnarchnasenmusik.
grateful, wenn du live dabei warst.
* außerdem: so sollten rezis sein !
grateful, wenn du live dabei warst.
* außerdem: so sollten rezis sein !
grateful, wenn du live dabei warst.
* außerdem: so sollten rezis sein !
grateful, wenn du live dabei warst.
* außerdem: so sollten rezis sein !
Grateful Dead ? ,.. habe es immer und immer wieder versucht und mir einiges angehört ,.. aber die Begeisterung für diese Band kam bei mir nie an.