laut.de-Kritik
Unerhört betörender Krach gegen die Generation Milchkaffee.
Review von Alexander CordasHutchinson! Danke! Nach wie vor rotiert Album Nr. 1 des öfteren in meiner Anlage, wenn ich die Luftgitarre auspacke, sie mit imaginärem Gurt in Kniekehlenhöhe hänge, den Verstärker bis zum Anschlag aufdrehe und die virtuelle Mähne kreisen lassen.
Es ist noch nicht einmal ein Jährchen her, als die Jungs mir mit "Bogey Down Babylon" ein nettes Präsentchen bereiteten. Jetzt schieben sie "The Antidote" (Gegengift) nach. Laut Pressefummel heißt die Scheibe deshalb so, weil sie als "eine Art Gegenmittel zum derzeitigen Trend von Chartsacts, Superstars und kurzlebigen Singleacts der Generation Milchkaffee zu betrachten ist".
Ha! Generation Milchkaffee! Den urban/alternativen Hochglanz-Hippies dürfte die verschmutzte Latte ob des Hutchinson-Outputs ohnehin über die stylishen Macs schwappen, während sie - gefangen im Wlan - noch rätseln, woher denn dieser unerhört betörende Krach herkommt.
Wobei, halt! Damit keine falschen Vorstellungen aufkommen. Destruktives Geschrubbe hört sich anders an. Beispiel gefällig? "Yeah ... That's Something" wird dem Titel überaus gerecht und zeigt beispielhaft auf, wie toll gut gemachter Rock - die genaue Kümmelspalter-Definition überlassen wir an dieser Stelle anderen - klingen kann. Ganz große Melodien rumpeln mit Rhythmusfraktion und Gitarre um die Wette. Keine Ahnung, wie die Hutchinson-Songs entstehen, aber der Eindruck, den die Tracks hinterlassen, ist ein äußerst lebhafter, spontaner und ungezwungener.
Sänger Nico Kozik hat zwar einige Zeit in den USA verbracht und zum Beispiel Underground-Legenden wie Wino die Hand geschüttelt, aber woher der Gute die Inspiration für Mammut-Songs wie das an Tom Waits'sche Hysterie anknüpfende "Down" her nimmt .... weiß der Geier. Hutchinson machen auf ihrem zweiten Album alles richtig, straffen die Arrangements ein wenig, werfen spielerischen Klimbim über Bord und hauen gekonnt und mit sicherer Hand aufs Schnitzel.
Die bewusste Gegenposition zum Plastikpop einzunehmen, haben Kozik, Pschichholz und Jess also kaum nötig. Druff uff die Cowbell und ab geht die Luzie. Wenn nach dem - wiederum astreinen - Melodic-Rotzer "3000 Years" Schluss ist, fragt man sich unwillkürlich, wo denn bitteschön die Zeit geblieben ist. Was? schon wieder 42 Minuten meiner Lebenszeit vorbei? Na gut, dann eben noch mal von vorne.
5 Kommentare
hab die band letztens bei clutch im hher molotow gesehen. Live ham die richtig überzeugt (geile performance und sound war auch gut). War mir jetzt nicht sicher ob die das auch auf platte rüberbringen aber dank dem laut.de artikel hab ich mir die platte dann doch gekauft! und: sie rockt. wer auf ne mischung aus qotsa und 70er rock steht ist damit sehr gut beraten. und dafür das die aus brd kommen und keinen abgehalfterten pseudoscheiß hinlegen muss man mal den hut ziehen.
hab ich doch so ungefähr geschrieben, oder?
iss richtig. wollte das halt nur nochmal unterstreichen
du meinst, ungefähr so?
Fette Scheiben, fette Band! Endlich mal ne Kombo, die den Beweis erbringt, dass auch in diesen Land gerockt wird.
Halli Galli!