laut.de-Biographie
Katie Melua
Ende 2003 mischt eine junge Dame die britische Musikszene ordentlich auf. Gerade einmal 19 Jahre alt geworden, verkauft sich ihr Debüt-Album "Call Off The Search" innerhalb von nur vier Monaten über eine Millionen Mal. Der Name des Mädels: Katie Melua.
Am 16. September 1984 kommt klein Katie in der damaligen Sowjetrepublik Georgien auf die Welt. Aus Stalins Heimat zieht es die Familie in die Metropole Moskau. Noch heute schwärmt Katie von ihrer Begegnung mit den "leckersten Pfannkuchen der Welt", die sie dort genießt. Nach wenigen Jahren führt sie der Weg in die Hafenstadt Batumi am Schwarzen Meer. Ihr Vater bekommt 1993 einen Job als Herzchirurg in Belfast angeboten, den er dankend annimmt. Fortan leben die Meluas im nordirischen Brennpunkt, den sie selbst jedoch als gar nicht so brennpunktig empfindet.
Sie beschreibt ihre Kindheit als glücklich, wohl auch deshalb, weil ihre Familie den Religions-Wahnsinn des britischen Teils der grünen Insel nicht so recht mitmachen möchte. Pragmatischer Ausdruck der gelebten Verbrüderung ist der Fakt, dass klein Katie eine katholische Schule besucht, während ihr Bruder in einer evangelischen Lehranstalt als ABC-Schütze unterwegs ist.
Im Gegensatz zu den meisten Damen im Showbusiness hat Katie keinerlei Interesse daran, ins Rampenlicht zu treten und Sängerin zu werden. Vielmehr strebt sie als Teenie eine Karriere als Politikerin an, um der Welt den Frieden zu bringen, wenn sie dereinst erst einmal das Ruder übernimmt. 1997 zieht es die Meluas wieder einmal in die Ferne. Von Belfast verschlägt es sie direkt nach London, genauer gesagt in den Südosten der britischen Kapitale. Diese Entscheidung ist für Katie richtungsweisend, denn dort besucht sie die Brit Performing Arts & Technology School.
Mit 15 nimmt sie an einem Nachwuchswettbewerb namens Stars Up Their Nose teil. Dort singt sie Mariah Careys Version von "Without You", das zwar zum Standard-Repertoir bei Castings gehört, die Jury aber doch überzeugen kann. Mit der Kohle, die sie dort einstreicht, finanziert sie die Renovierung der elterlichen Wohnung, und Papa Melua erhält endlich seinen lang ersehnten Ohrensessel. Zum pekuniären Aspekt des Sieges gesellen sich noch drei Auftritte beim Fernsehsender ITV, wo sie sich einem großen Publikum präsentieren kann.
Katies Eltern unterstützen ihre Tochter nach Kräften, denn mittlerweile ist es offensichtlich, dass sie da einen sehr musikalischen Spross in die Welt gesetzt haben. Sie finanzieren der Filia Aufnahme-Equipment, mit dem sie erste eigene Songs auf Band bannt. Zu dieser Zeit ist sie erst 17 Jahre alt. Alt genug jedoch für einen gewissen Mike Batt, der auf die junge Frau aufmerksam wird. Zusammen werkeln sie an diversen Songs, die zu Katies klarer Stimme passen. Stilistisch bewegen sie sich dabei im Umfeld von Jazz, Blues und Folk. Sie eifern Katies absolutem Vorbild Eva Cassidy nach, ohne diese jedoch nur zu imitieren. Ihre rockigen Roots, die sie bei Bands wie Queen verortet, kommen indes nicht zum Zuge.
Noch bevor Melua ihr Abitur in der Tasche hat, ist Batt von ihrem Talent restlos überzeugt und bietet der blutjungen Chanteuse einen Vertrag über sage und schreibe fünf Alben bei seinem Label Dramatico an. In Zeiten rückgängiger Verkaufszahlen ist dies ein überwältigender Vertrauensbeweis, noch dazu von einem Profi, der sich mit Musical-Arbeiten und als Solokünstler reichlich ausgezeichnet hat. "Mit Katie habe ich eine fantastische Entdeckung gemacht. Ich hatte Auditions für Sänger abgehalten, um jemanden zu finden, der Jazz und Blues auf eine interessante Weise singen konnte. Ich habe aber nicht damit gerechnet, jemdanden zu finden, der so einzigartig ist und offensichtlich auf dem Weg ist, etwas ganz Großes zu werden" schwärmt Batt.
Bevor auch nur ein Ton der Newcomerin auf Silberling erscheint, performt sie im altehrwürdigen Sheperds Bush Empire in London. Diese Vorschusslorbeeren rechtfertigt sie mit dem Release ihres Debüts. Batt müht sich ab, Katie bekannter zu machen. Terry Wogan, ein bekannter Radio-DJ, ist irgendwann derart genervt, dass er Katies Songs über den Äther schickt. Dabei sieht es zu Beginn gar nicht so rosig aus, denn keine der Plattenfirmen, bei denen sie vorspielen, will die Scheibe rausbringen. So entschließt sich Batt, das enorme Risiko einzugehen und es auf eigene Faust zu versuchen. Die Sache kommt ins Rollen. "Call Off The Search" knallt nachhaltig in die UK-Charts und klettert bis auf die Pole Position. Es bedurfte schon solcher Namen wie Guns 'N Roses und George Michael, um sie von dort wieder zu verdrängen.
Wohlwollende Meinungen bescheinigen der Platte einen warmen, wohlklingenden Touch. Die unvermeidlichen Vergleiche mit jungen Nachwuchs-Sängerinnen wie Norah Jones, Joss Stone und anderen bleiben freilich nicht aus, ändern jedoch nichts daran, dass zumindest in Großbritannien ein neuer Star am Musikhimmel aufgetaucht ist.
Nach Deutschland dringt die Kunde von Katie Melua erst nach und nach. Bis April 2004 müssen neugierige Musikfans warten, bis "Call Off The Search" in den Läden steht. Ab da verfallen ihr auch die Deutschen, was sich unter anderem darin äußert, dass sich das Album bis September 2005 insgesamt 75 Wochen in den Charts halten kann und folgerichtig Platin abkassiert.
Kurz darauf folgt schon ihr zweiter Streich mit "Piece By Piece", mit dem sie in ihrer Heimat sofort auf Platz eins der Charts einsteigt. In Deutschland und dem größten Teil von Europa erreicht sie aber Platz zwei. Es folgten zahlreiche Awards (Echo, Brit Awards), eine Tour durch Amerika und eine holländische Tulpe, die ihren Namen erhält. Ihr drittes Werk "Pictures" erscheint schließlich im Oktober 2007.
Nach den ersten drei Gemeinschaftsproduktionen trennen sich die Wege von Katie Melua und Mike Batt. Die Songwriting-Partnerschaft wird auf Eis gelegt, wobei Mike aber weiterhin als Katies Manager und Labelchef fungiert.
Es dauert ganze drei Jahre, ehe sich die Sängerin wieder mit neuem Studio-Material zurückmeldet. Zuvor beglückt die Bardin ihre Anhängerschaft noch mit einem Best Of-Album ("The Katie Melua Collection")und einem Live-Silberling ("Live At The O2 Arena").
"The House" entsteht in Zusammenarbeit mit William Orbit (Blur, Pink, Sugababes) und Guy Chambers (Robbie Williams). Das Dreiergespann sorgt erstmals für Ausflüge in fremde Gefilde, und so überrascht die Protagonistin ihre Anhängerschaft mit ungewohnt poppigen Klängen.
Für ihr nächstes Album greift Katie wieder auf die Dienste ihres Mentors Mike Batt zurück: "Ich wollte mit einem Orchester zusammenarbeiten, da war es die naheliegendste und natürlichste Entscheidung, Mike wieder ins Boot zu holen", so die Songwriterin.
Es entstehen sieben neue Lieder und vier Cover-Versionen, darunter beispielsweise der Song "Moonshine" von Travis-Mastermind Fran Healy. "Secret Symphony" erscheint im März 2012 und präsentiert Katie Melua von ihrer balladesken Seite, ummantelt von klassischen Klängen eines Orchesters.
Produzent Mike schwärmt von seinem Schützling, ihr Gesang rufe "Erinnerungen an Künstlerinnen wie Edith Piaf oder Eartha Kitt." Klar ist: In nur eine bestimmte Schublade lässt sich die Wahl-Britin nicht einordnen. Denn sie schöpft ihre Kunst aus verschiedensten Bereichen von Pop, Rock, Folk und Jazz.
Mit der Veröffentlichung des Albums "Ketevan" im September 2013 schließt sich das Kapitel der Kreativgemeinschaft zwischen Melua, Batt und dessen Dramatico-Label. Ein letztes Mal läuft der Dreier-Motor auf Hochtouren, ehe sich die Sängerin drei Jähre später erstmals auf eigenen Beinen stehend präsentiert. Gemeinsam mit dem Gori Frauenchor schlägt Katie Melua auf dem siebten Studioalbum "In Winter" 2016 eine musikalische Brücke zwischen Ost und West. Die Zusammenarbeit baut sie auf "Live In Concert", das einen Mitschnitt ihres Konzertes vom 8. Dezember 2018 in der Central Westminster Hall in London bietet und Ende 2019 erscheint, weiter aus. Ein neues Lebenszeichen im Album-Format folgt bereits ein Jahr später, das schlicht "Album No. 8" betitelt ist.
Was nach "In Winter" und "Live In Concert" kommt? Katie Melua will sich nicht festlegen: "Ich war ein Adrenalin-Junkie, dann hatte ich eine Strickphase. Aktuell bin ich verrückt nach Vertretern des Great American Songbook wie Hoagy Carmichael oder Cole Porter. Ich sammle Namen, Werke und Fotos. Vielleicht mache ich sogar ein Buch daraus."
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