laut.de-Kritik
Professionelles Debüt der American Idol-Gewinnerin.
Review von Alexander EngelenWie wäre es eigentlich mal mit einem Austauschprogramm für Superstars zwecks Weiterbildung? So könnten doch O-Town mal bei Star-Choreograph Dee einige Tanzstunden in Deutschland nehmen, und Bro'Sis im Gegensatz nach Amerika reisen, um dort mal in echte Ghetto-Mülltonnen zu gucken. Vielleicht könnte man auch auf eine internationale Betroffenenversammlung laden, bei dem sich Küblböck, Alexander und Co doch Einiges von amerikanischen "Superstars" lernen könnten. Speziell Kelly Clarkson, Gewinnerin des American Idol-Castings, wäre sicher für den einen oder anderen wertvollen Tipp in Sachen Qualität gut.
Denn während sich deutsche Retorten-Babys ihre milchigen Beißerchen an hochwertigem Material ausbeißen, legt Kelly Clarkson immerhin ein professionelles Debüt hin. So kann ihre erste Single ''Miss Independent'' schon auf Nominierungen bei den Video Music Awards zurück blicken.
In den USA jedenfalls schoss die rockig-poppige, von Christina Aguilera geschriebene Nummer sofort auf die vorderen Plätze der Charts. Auf dem Album sind allerdings derart offensive Tracks eher die Ausnahme. Miss Clarkson versucht sich hier als Meisterin der Balladen. Das gelingt ihr auf ''Thankful'' mal mehr und mal weniger gut. ''Low'' zum Beispiel ist ein obligatorischer Casting-Song, der lediglich einem Schema folgt. Tausendmal gehört, tausendmal ist nichts passiert.
Im Gegensatz zu dem Titel-Track ''Thankful'', der mit seinem interessant souligen Pop locker ins Ohr geht. In den anderen Balladen wechseln sich als Grundlage die Streicher und Gitarren ab. Sie überzeugen etwa bei ''The Trouble With Love'', enttäuschen aber zum größeren Teil. Wie etwa bei ''What's Up Lonely'', das besser zu Mariah Carey vor acht Jahren gepasst hätte. Zumindest hätte das Sieben-Oktaven-Wunder dabei eine bessere Figur gemacht.
Was nicht heißen soll, Kelly habe keine überzeugende Stimme. Ihr Organ pendelt sich zwischen Whitney Houston und Christina Aguilera ein. Aber es klingt eben nicht so warm und soulig wie Whitneys Stimme und nicht so energiegeladen wie Madame Aguilera. Ihren eigenen Stil hat Kelly Clarkson noch nicht gefunden. Bis jetzt sind ihre Songs weder Fisch noch Fleisch.
Aber das ist bekanntlich eine Casting-Krankheit. Und gegen Mangel an Charakter hilft leider keine Weiterbildung.
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