laut.de-Kritik
Das Instagram des Metalcore.
Review von Yan VogelMit "Atonement" meldet sich eine der dienstältesten Metalcore-Kapellen zurück. Und die Wurzeln von Killswitch Engage schimmern noch immer durch: das treffsichere, an klassischen Metal orientierte Gitarrenspiel, harsche Hardcore-Abfahrten, Emo(tionale) Refrains sowie Gesänge, die sowohl im Irrenhaus als auch in der Oper bestehen.
Das Gefährliche ist den Mannen um Produzent und Gitarrist Adam Dutkiewicz jedoch abhanden gekommen. Mittlerweile bewegt sich die Band auf einem Level, auf dem professionell die nächsten Schritte abgewogen werden. Innovation ist immer mit einem Schritt ins Ungewisse verbunden. Insofern bleibt das Quintett einfach stehen, rekapituliert die besten Erinnerungen und pflegt die Kontakte. Quasi das Instagram des Metalcore.
Gerade Sänger Jesse Leach brilliert in der gewohnten Umgebung. Im Verbund mit seinem Nachfolger/Vorgänger Howard Jones macht der Ausflug in die Bay Area richtig Laune. Wer bei "The Signal Fire" an "Into The Pit" von Testament denkt, liegt gar nicht mal so falsch. Viele Riffs liegen in der Wiege des Thrashs. Konsequenterweise holen sich die Amis Chef-Shouter Chuck Billy ins Boot. Der Kotzgrunz bei Minute 2:30 in "The Crownless King" setzt diesem Kracher die Krone auf.
Neben dieser Old-School-Harke besticht "Atonement" mit skandinavischen Einflüssen. Gerade die wiedererstarkten Soilwork schimmern an manchen Stellen durch ("Us Against The World", "As Sure As The Sun Will Rise").
Um das Reißbrettgezocke von In Flames macht die Formation einen großen Bogen. Die Ausflüge in Richtung Emocore fallen auf den Hookmonstern "I Am Broken Too" sowie "I Can't Be The Only One" durch die Bank geschmackvoll aus. Auch hier integriert die Band treffsicher den Core von Boysetsfire und umgeht den Emo einer Gruppe wie Bring Me The Horizon.
Auch wenn sich die Veränderungen zu den Vorgängern "Incarnate" und "Disarm The Descent" im Nanometer-Bereich abspielen, wissen Killswitch um ihre Stärken und bringen diese eindrucksvoll zur Geltung. Dabei geht es ähnlich wie bei den Kollegen von Slipknot um Besitzstandswahrung und Fanverbundenheit. Das Rad erfinden die Metalcore-Pioniere nicht neu, aber mit dem Track "Ravenous" gelingt ihnen immerhin noch mal ein Genre-Highlight.
1 Kommentar
„Signal Fire“ ist n richtiges Brett! Ein ganzes Album mit Leach und Jones würde das alte Fanherz sehr glücklich machen.